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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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Menschenfleisch.«
    »Leck mich doch, Ellie! Was soll das Zitat aus dem blöden alten Thriller?« Bing sprang von seinem Sitz und trat gegen die Aktenkiste, die zwischen Ellie und ihm stand.
    »Entschuldigung. Mein Charlton Heston als Detective Robert Thorn ist etwas eingerostet, aber ich dachte, es kam ganz gut.«
    »Ja, klar. Weißt du was?« Bing fuhr mit der Hand in seine Tasche und kramte ein Tütchen mit Gras hervor. »Werde verdammt noch mal high. Werde einfach high und versteck dich hier und vögel deinen mickrigen Soldatenkerl, so lange du kannst, und wenn hier der ganze Scheiß zusammenbricht, kannst du herumsitzen wie all die anderen Schafe und blöken ›Irgendjemand muss uns helfen! Irgendjemand muss uns retten!‹ Nur dass dann keiner da sein wird. Niemand wird kommen, um dich zu retten, Ellie. Niemand. Ich will hören, wie du es sagst.«
    »Niemand wird kommen, um mich zu retten.«
    »Fick dich, Ellie. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt meine Zeit mir dir verplempere.«
    »Weil du mit meiner Mitbewohnerin vögeln willst.«
    Bings Gesicht färbte sich dunkelrot, aber er biss sich auf die Zunge und unterdrückte den Impuls, sich zu einer, wie mies auch immer gearteten Antwort hinreißen zu lassen. Ellie hörte, wie sein Atem durch seine große Nase pfiff, während Bing versuchte, die Kontrolle zu bewahren. Er stampfte aus dem Büro und die Treppe hinunter. Sie griff in das Tütchen und kramte einen halb aufgerauchten Joint hervor. Gerade als sie den beißenden Rauch aushustete, hörte sie, wie auf ihrem Schreibtisch das Alarmsignal ihres Mobiltelefons ertönte. Es war halb zwölf. Zeit für ihren medizinischen Check-up.
    Sie hatte es nicht für nötig gehalten, die Neuigkeit ihren Freunden mitzuteilen, aber nach dem Check-up imvergangenen Monat hatte man sie über ihren veränderten Krankenstatus informiert – Blaue Marke. Das bedeutete, dass sie nicht mehr mit hundert anderen Leuten am Arzneiausgabeschalter anstehen musste, um ihre Handvoll Therapiemedikamente ausgehändigt zu bekommen. Nein, jetzt konnte sie die nigelnagelneue Marke an ihrem Schlüsselbund unter den Scanner halten und durfte den Korridor links neben der Anmeldestelle betreten, der zur Blaue-Marke-Lounge führte. Dort war es nicht so überfüllt, und letzten Monat hatten sogar Snacks auf einem Tisch bereitgestanden. Das schien doch eine nette, kleine Entschädigung dafür zu sein, dass ihre Leber sie im Stich ließ.
    Anfangs, kurz nachdem HF-16 verschüttet worden war, waren Tausende verseucht worden. Wie viele es wirklich waren, wurde nie veröffentlicht, aber Statistiken fanden ihren Weg in die Medien. Ungefähr siebzehn Prozent dieser Verseuchten starben innerhalb der ersten zwei Monate, darunter auch Ellies Freund Josh. Sechs Prozent wiesen keine Anzeichen einer chemischen Vergiftung auf und durften gehen. Übrig blieben sechsundsiebzig Prozent, die ein Überlebens-und Rehabilitationsprozedere durchlaufen mussten, das im ersten Jahr zwölf Prozent der Teilnehmer dahinraffte. Die Zusammensetzung der Arznei wurde korrigiert, und wenn man den Berichten glauben durfte, ging der Grad der Verseuchungen langsam zurück, und die Gesundheit der Einwohner von Flowertown blieb stabil. Weitestgehend stabil, um genau zu sein. Bei einem kleinen Teil der Bevölkerung schlug die Therapie nicht an. Deren Lebern zogen es vor, das Handtuch zu schmeißen und die übrigen Organe einen langsamen und erbärmlichen Tod sterben zu lassen. Bei diesen Einwohnern wurden die übelkeitserregenden Medikamente abgesetzt und sie bekamen nun schlicht und ergreifend eine Behandlung zugunstender sogenannten Lebensqualität. Und ihre Krankenakten landeten in blauen Ordnern. Diese Einwohner liefen unter der Bezeichnung »Blaue Marken«.
    Endlich blies Ellie den Rauch aus.
    »Niemand kommt, um mich zu retten.«

Ellie durchforstete das Tablett mit abgepacktem Gebäck und Müsliriegeln, bis sie die Minikuchen der Marke Little Debbie fand, nach denen sie gesucht hatte. Sie nahm sich eine Nusswaffel, und auf dem Weg zum Untersuchungszimmer ließ sie noch eine Cremerolle in ihre Handtasche gleiten. Im Gegensatz zu ihrem morgendlichen High war ihr vom Kiffen ausgetrockneter Mund noch nicht verschwunden und sie überlegte, ob sie noch schnell etwas Kaffee holen sollte, aber die Ärztin erwartete sie schon. Das musste man der Blaue-Marke-Lounge lassen: der Service war allemal zügig.
    »Guten Morgen. Mein Name ist Dr. Lavange. Bitte nehmen Sie Platz.«
    Ellie nickte und

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