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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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Taschenlampe hatte er zwar verloren, seinen Rucksack hielt er jedoch fest umgeklammert. So lief Henry auf die alte zerfallene Mauer zu. Als er darüber sprang, blieb er mit den Zehen hängen, stürzte erneut und rutschte und rollte durch das dichte Gras den Abhang hinunter. Wieder rappelte er sich hoch und lief so schnell, wie er noch nie gelaufen war, den steilen Badon Hill hinab, riss und schrammte mit jedem Schritt die Erde auf, sprang über Büsche und Felsbrocken, machte eine Rolle im Moos, wenn er hinfiel, pumpte den Atem durch seine Lungen und verwendete all seine Energie auf seine Beine.
    Mit einem Mal brach der Boden unter ihm weg und mit zappelnden Beinen und schwingendem Rucksack fand sich Henry in der Luft wieder. Dann knallte sein Rücken auf den weichen Boden und sein rechter Arm schlug gegen etwas Hartes. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Seine verbrannte Hand pochte. Henry ballte die Faust und umschloss das scharfe, brennende Kribbeln.
    Die Dunkelheit wurde langsam lichter. Der Überhang, von dem Henry gestürzt war, war mindestens drei Meter hoch. Er war genau auf einem darunter verlaufenden Weg gelandet. Seine dick bemooste Oberfläche erschien weich, aber dort, wo Henry aufgeschlagen war und die Erdkrume mit seinem Arm weggerissen hatte, waren schwarze, feucht schimmernde Steine zu sehen.
    Henry versuchte seine rechte Hand vom Boden zu heben, aber irgendetwas hielt sie fest. Seine Handfläche lag auf der Erde und grüne Blätter breiteten sich darüber. Zwischen seinen Fingern reckten sich Löwenzahnstängel in die Höhe und
explodierten zu kleinen Sonnen, sodass seine Hand ganz von Gold bedeckt schien.
    Aber dies war nicht der richtige Moment, um sich zu wundern. Henry riss seine Hand los und rappelte sich auf seine Knie.
    »Bettelsohn«, donnerte eine gewaltige Stimme. Auf dem Überhang stand der Kahlköpfige. »Bist du der, der sich selbst York nennt?« Die Stimme des Mannes klang eigentümlich, sehr tief und irgendwie feucht. Die drei anderen Männer rutschten bereits den Abhang hinab. Der Kleinste hatte ein wenig Blut an der Stirn.
    Henry stand auf. »Wer bist du?«, entgegnete er und versuchte sein Gewicht auf das rechte Bein zu verlagern.
    Die drei Männer stellten sich an der gegenüberliegenden Seite des Pfades auf. Überrascht stellte Henry fest, dass sie vorsichtig wirkten, beinahe schon ängstlich.
    »Du läufst wie ein Hirsch«, stellte der kahlköpfige Mann fest. »Sofern Hirsche ab und zu über ihre eigenen Beine stolpern.«
    Henry trat einen Schritt zurück. »Ich kann auch wieder weiterlaufen«, antwortete er. »Wer seid ihr? Und was wollt ihr?«
    »Wir sind ausgeschickt worden, um dich zu finden. Wenn du der Sohn Mordechais bist. Bist du es?«, antwortete der Mann mit dem schwarzen Bart bedächtig.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Henry. »Wer ist denn Mordechai?«
    Der bärtige Mann lächelte. Der Kahlkopf lachte und rutschte zu den anderen hinunter.
    »Warum wollt ihr ausgerechnet mich?«, fragte Henry.

    Nun sprach der Kleinste. »Nicht wir wollen dich«, sagte er und strich sich über die Stirn, »sondern Nimiane will dich, die alte Tochter Endors, die jüngst wieder erwacht ist. Und wir, die wir einst Diener am Bergthron des Carnassus waren, sind ihr übergeben worden, um ihr zu dienen.« Der Mann hatte ein sehr junges Gesicht. Er sah Henry fest an. »Sie sammelt Kraft.«
    Henry wandte sich dem Abhang zu. Aber das hatten die Männer erwartet. Eine starke Hand drückte ihm den Mund zu und er fiel vornüber. Eine weitere umklammerte ihn im Genick und ein Stoß durchfuhr ihn und löschte sein Bewusstsein aus. Seine Glieder zuckten und erschlafften.
    »Bringt ihn nicht um«, sagte eine neue, eisig scharfe Stimme. »Oder habt ihr es etwa schon getan? Sie will ihn lebend!«
    Henry spürte, wie er hochgehoben wurde. Sein Körper schaukelte und hing durch wie eine alte Hängematte, während die Männer den Berg hinabstiegen. Er befand sich nicht in seinem Körper. Er war irgendwo anders. Irgendwo, wo es dunkel war und die Männer ihn nicht finden konnten.
    Einen Moment lang war er drauf und dran, seinen Körper einfach zurückzulassen. Er könnte den Berg zurück hinauflaufen und durch den Baum kriechen.
    Bei diesem Gedanken machte Henrys Körper einfach schlapp und sackte zwischen den Männern weg. Ein leichtes Unbehagen durchzuckte ihn. Mit einem Mal fühlte er sich wie nackt. Er brauchte seinen Körper noch.
    Also riss er sich zusammen.
    Sie legten ihn auf einen

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