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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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anderen trafen meine Freunde auf dem Internat ein. Juliane, ein blasses Mädchen mit schmalem Gesicht und aschblonden Haaren, war nach mir die Erste, die den Gemeinschaftsraum betrat. Sie setzte sich zu mir auf eines unserer beiden Stammsofas. Fröhlich erzählte sie von ihren langweiligen Winterferien, die sie ohne Raffael verbringen musste. Ich schwieg. Dass ihr Freund – es fiel mir schwer, Raffael so zu nennen – ins Internat zurückkehren würde, hielt ich für unwahrscheinlich. Seine Aufgabe, mich zu überwachen, hatte er gründlich verbockt. Bis zum Beginn der Engelprüfungen dachte er, Christopher wäre auf Hannah scharf. Außerdem war Raffael fest davon überzeugt gewesen, dass Christopher mich hasste und dass ich demnächst auch Christopher verabscheuen würde, weil das bei Racheengeln so üblich war.
    Im Gegensatz zu Juliane bemerkte Marisa schnell, dass etwas nicht stimmte. Ihr rötlicher Schopf drehte sich viel zu oft in meine Richtung. Weder meine kläglichen Ausflüchte, sobald das Thema Ferien angeschnitten wurde, noch mein suchender Blick, der ständig zur Tür huschte, entgingen ihr. Schließlich brachte sie das Thema auf Christopher, von meinen Freunden wegen seiner blonden, sanft gewellten Locken auch Angelo genannt.
    »Glaubt ihr, Hannah schafft es noch, in den paar Wochen bis zum Abitur mit Angelo zusammenzukommen?« Ihre auffälligenwasserblauen Augen streiften Florian, der endlich eingesehen hatte, dass die platinblonde Hannah nicht wirklich etwas für ihn empfand, und wanderten weiter zu mir.
    »Falls du wetten willst, ich halte dagegen«, ersparte Max mir eine Antwort. Max gehörte zu den wenigen Jungs, die noch nicht versucht hatten, Hannah anzubaggern. Was nicht daran lag, dass er mit seinem runden Gesicht und der kompakten Figur nicht zur Elite der Schönlinge gehörte, auf die Hannah normalerweise flog. Im Unterschied zu Juliane besaß Max genügend Menschenverstand, um nicht auf Äußerlichkeiten hereinzufallen.
    Florian stieg in den Wettpoker mit ein. Juliane und ich hielten uns raus. Juliane beobachtete lieber. Vorzugsweise Hannah. Doch sobald sie zu der platinierten Schönheit hinüberschaute, begann sie nervös auf dem roten Sofa hin und her zu rutschen.
    Wie gewöhnlich hatte Hannah sich mit ihren Freunden am anderen Ende des Gemeinschaftsraums versammelt. Und wie immer thronte sie in der Mitte ihres Hofstaats. Offenbar nahm sie die Tatsache, in einem Schlossinternat zur Schule zu gehen, allzu wörtlich.
    Bevor Christopher sich um sie gekümmert hatte, war Raffael eine Zeitlang mit Hannah liiert gewesen. Wahrscheinlich konnte Juliane deshalb kein Auge von ihr lassen, solange Raffael nicht neben ihr saß. Die Furcht, er würde irgendwann wieder Prinzessin Wunderschön verfallen, saß tief.
    »Weiß jemand von euch, mit wem Hannah die Ferien verbracht hat?«, fragte Juliane ganz nebenbei, doch ihr Blick traf mich.
    Ich schüttelte den Kopf und schwieg, obwohl ich am liebsten laut herausgeschrien hätte – so dass auch Hannah es mitbekam –, dass es nicht Christopher gewesen sein konnte, weil der mit mir in Venedig war. Aber das durfte ich nicht. Die Erklärung für alle Nichtengel lautete, dass ich einen Abivorbereitungskurs besucht hatte.
    »Soweit ich weiß, wollte sie mit ihren Eltern irgendwohin, wo’s warm ist. Malediven oder Seychellen«, mischte Florian sich ein.»Aber was ist eigentlich mit Raffael passiert? Hat wohl keine Lust mehr, fürs Abi zu büffeln«, zog er Juliane auf.
    »Er ist mit seinem Onkel beim Skifahren – in Kanada. Wann er genau zurückkommt, konnte er bei seiner Abreise noch nicht sagen«, erklärte Juliane schnell. Zum Glück wusste nur ich, dass sie keine Ahnung hatte, wo ihr Freund steckte.
    Ich schwieg. Skifahren in Kanada. Sicher ein kleiner Scherz für mich von Sanctifer, der inzwischen wusste, dass ich nicht, wie behauptet, in Kanada eingeschneit war, sondern stattdessen im Schlossverlies zu einem Racheengel wurde.
    Obwohl heute unser erster gemeinsamer Tag nach den Ferien war, schien keine echte Wiedersehensfreude aufzukommen. Vermutlich war das umfangreiche Lernpensum daran schuld, das wir in den nächsten Wochen bewältigen sollten. Aber vielleicht lag es auch an meiner Schweigsamkeit, die meinen Freunden den Abend verdarb. Meine Gedanken waren bei Christopher und nicht bei ihnen.
    Ich verabschiedete mich lange vor der eigentlichen Zubettgehzeit und verdrückte mich in meine Kammer unterm Dach. Meine Hoffnung, dass Aron mich heute noch holen

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