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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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ich mir ein Lächeln ins Gesicht. Das Ganze ähnelte viel zu sehr einem verdeckten Verhör.
    Hatte Christopher herausgefunden, dass ich bei Sanctifer war? Dass ich Philippe in seine Welt zurückgebracht hatte? Oder hatte Nagual, der goldene Engel, mich verraten? Oder Aron mich beobachten lassen, als ich mir kurz nach Venedig auf dem Weg zur Zugtoilette ein Handy organisiert hatte, um mich nach Philippe zu erkundigen? Mein Kopf schwirrte vor lauter Fragen, während mein Herz nur eines wollte: dass Christopher aufstand und mich in die Arme nahm.
    Auf den Gesichtern der Engel das Ausmaß meines Vergehens abzuschätzen gelang mir nicht ansatzweise. Meine erzwungene Gelassenheit verabschiedete sich schnell. Nervös zuckte mein Blick hin und her, verweilte kurz auf Coelestins Narben, wanderte weiter zu Christopher und blieb schließlich, auf der Suche nach etwas Beruhigendem, an Arons im Schoß gefalteten Händen hängen. Ein Ankläger, ein Verteidiger und ein Richter. Wer wohl den Ankläger übernehmen würde? Ich fühlte mich elend bei dem Gedanken, dass es Christopher sein könnte.
    »Der Rat der Engel hat einen Beschluss gefasst«, begann Coelestin. Sein Blick wanderte zu Aron. »Aron und ich sind beauftragt, ihn zu verkünden und dafür zu sorgen, dass er eingehalten wird. Ich, weil ich einst Christophers Tutor war, und Aron, weil er deiner ist.«
    Ich wollte schon aufatmen, weil das Ganze nichts mit mir und meinem Ausflug zu Sanctifer zu tun hatte, bis mir klarwurde, dass das nicht stimmte. Sanctifer war Mitglied im Rat der Engel. Alle Hebel in Bewegung zu setzen, um mich zu schwächen, würde wunderbar zu seinen Plänen passen.
    Mein Blick suchte Christopher. Er starrte zu Boden. Doch seine zu Fäusten geballten Hände verrieten mir, wie angespannt er war. Meine Aufmerksamkeit kehrte zu Coelestin zurück. Mit einem gezielten Griff angelte er sich die goldversiegelte Pergamentrolle, dieneben vielen anderen auf seinem Schreibtisch lag. Bedächtig rollte er sie auseinander und begann zu lesen.
    »Die Dogin hat im Namen der Engel folgendes Gebot erlassen: Aufgrund ihres unberechenbaren Wesens ist es Racheengeln vom heutigen Tag an untersagt, sich außerhalb Venedigs zu treffen, es sei denn, sie oder ein Mitglied des Rats erteilt ihnen, zum Wohle der Gemeinschaft aller Engel, die ausdrückliche Genehmigung dafür.«
    Ich spürte, wie mein Herz zu Eis erstarrte. Die Engel hatten ein Gesetz erlassen, um Christopher und mich zu trennen?! Weil Racheengel sich nicht lieben durften? Ihnen unwillkommene Geschöpfe vom Hals zu halten, dazu waren wir gut genug. Um Liebe empfinden zu dürfen, offenbar nicht.
    Unbändige Wut überschwemmte mich.
    »Ihr könnt der Dogin und ihrem Rat ausrichten, dass sie mich kreuzweise können!« Mit einem lauten Knall krachte mein Sessel gegen das Regal hinter mir, als ich aufsprang. »Sollen sie ihre Dämonen doch allein loswerden. Ich bin jedenfalls nicht bereit, mir die Finger schmutzig zu machen für jemanden, der mir nicht über den Weg traut.«
    Ich sah zu Christopher. Seine Augen funkelten jadegrün, doch sonst zeigte er keinerlei Regung. Wie schaffte er es bloß, so gelassen zu bleiben? Ich jedenfalls musste dringend hier raus.
    Noch ehe ich die Tür erreicht hatte, versperrte Aron mir den Weg. »Lynn, bitte setz dich wieder«, bat er ruhig.
    »Warum? Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte.«
    »Du vielleicht – ich nicht.«
    »Und wenn schon, was interessiert mich die Meinung eines Engels ?!«, spie ich Aron meinen Frust entgegen. Wild entschlossen, an ihm vorbeizukommen, stand ich kurz davor, ihm meine Faust in den Magen zu rammen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde verengten sich Arons Augen zu schmalen Schlitzen. Er kannte mich viel zu gut, um sich mir in den Weg zu stellen, ohne mit einem hitzköpfigen Ausbruch zu rechnen.Noch bevor ich meine Beherrschung verlor, spannte er seine Muskeln an – und genau das trieb mich über die Kante.
    Meine von Spangen gehaltenen Krallen drängten hervor. Die Knöchel meiner Finger knirschten beunruhigend. Tränen schossen mir in die Augen. Wut, Schmerz und die Verzweiflung, die sich in den vergangenen Tagen bei mir aufgestaut hatte. Alle Gefühle zugleich. Doch eines war stärker als die anderen: zornige Rache. Auch Aron gehörte zu denen, in dessen Namen der Rat Entscheidungen fällte.
    Heftig drängte der Racheengel in mir, ihm die Freiheit zu schenken. Ihn konnte Aron nicht so leicht aufhalten. Er war stärker als ich. Mächtiger. Vor ihm

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