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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Refugium, Lynn«, begrüßte mich Sanctifer, wobei er jedes Wort betonte, als würde er mich in einem Palast empfangen. »Deinem überraschten Gesichtsausdruck nachzu urteilen, hast du noch nicht besonders viel über die Zähmung widerspenstiger Kreaturen gelernt.«
    Mein verkrampfter Magen rollte sich mit quälender Langsamkeit auf und trieb mir Säure ins Blut. Verborgen hinter meinem Rücken ballte ich meine Hände zu Fäusten. Dass Raffael meine Wut bemerkte, war mir egal. Hauptsache, es gelang mir, unter den Augen des Foltermeisters der Engel meine Beherrschung zu bewahren.
    Ein belustigter Funke erhellte das Königsblau in Sanctifers Augen. Meine Fassung geriet ins Wanken. Wie konnte ein dermaßen abscheuliches Wesen eine so wundervolle Augenfarbe besitzen?! Ich suchte Schutz im Angriff.
    »Find jemand anderen zum Einschüchtern, Sanctifer. Deine Spielchen langweilen mich.«
    Sanctifers Körper spannte sich an, als wollte er aufstehen, um mich anzugreifen. Doch er überlegte es sich anders und blieb sitzen. Ich jubelte lautlos: Es war mir gelungen, ihn zu verärgern. Sanctifer mochte es nicht, wenn ich ihn duzte. Dass mich sein Blick zum Frösteln brachte, war mir egal.
    »Wie du willst.« Behutsam legte er seinen dunkelroten Federkiel auf einen der drei Stapel – vermutlich Folter, Geständnis und Hinrichtung. Freispruch gab es bei ihm sicher nicht. »Da du jetzt als offizielle Novizin dem Zirkel der Racheengel angehörst, ist es an der Zeit, dass du deinen Verpflichtungen nachkommst.«
    »Ich bin Euch nicht das Geringste schuldig!« Meine Zunge reagierte schneller als mein Verstand.
    »Das würde der Rat der Engel anders beurteilen. Aber es überrascht mich nicht, dass dein Tutor wenig Wert auf die Vermittlung von fundiertem Wissen legt und du mit den Gesetzen der Engel nicht besonders vertraut bist. Setz dich!«, wies Sanctifer mich an und deutete auf einen massiven Stuhl auf meiner Seite des Schreibtisches.
    Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und blieb stehen, was mir einen nachdenklichen Blick von ihm einbrachte.Die verborgenen Eisenklammern an Arm- und Rückenlehne, die zahlreich und stabil genug waren, um einen Schattenengel zu bändigen, entdeckte ich erst auf den zweiten Blick.
    Meine Sicht verschwamm. Der Umriss einer mir allzu vertrauten Gestalt flackerte auf. Ich blinzelte sie beiseite, bevor sich die Augen meines Phantasie-Christophers in meine bohren konnten. Seinen vernichtenden Blick würde ich früh genug zu spüren bekommen – spätestens wenn ich ihm erzählte, wo ich heute Nachmittag war.
    »Ganz wie du möchtest«, fuhr Sanctifer fort. »Du kannst gehen.«
    Sanctifers Aufforderung galt Raffael. Obwohl ich wusste, auf wessen Seite sein Ziehsohn stand, fühlte ich mich alleingelassen, als Raffael ohne Zögern den Saal verließ.
    »Damit du begreifst, dass jede Handlung Konsequenzen nach sich zieht, besonders wenn du dich den Befehlen eines Mitglieds des Rats widersetzt, wirst du ohne Begleitschutz zurückfinden müssen. Hoffentlich ist dein Orientierungssinn besser geschult als der Rest.«
    Ich presste meine Lippen aufeinander und schluckte das Schmor in der Hölle, Sanct Lucifer hinunter. Philippes Sicherheit war wichtiger als verbale Genugtuung.
    Sanctifers flüchtiges Lächeln verriet, wie sehr er den Weg zu seinem bevorstehenden Sieg genoss. Langsam, Schritt für Schritt, versuchte er, mich mürbe zu machen. Nur warum? Was bezweckte er mit seiner Provokation? Warum sagte er nicht einfach, was er von mir wollte?
    Suchend glitt mein Blick über Sanctifers ebenmäßiges Gesicht, seine Hände und weiter über die dunkle Tischplatte mit den penibel sortierten Dokumenten. Schließlich blieb ich wieder an den grausamen Folterwerkzeugen an der Wand hinter ihm hängen. Vermutlich war es das: Sanctifer wollte, dass ich ausrastete, damit er einen Grund hatte, mich hierzubehalten. Aber darauf konnte er lange warten. Christopher hatte mir seine Schattengestalt offenbart,um mir zu zeigen, wozu ich wurde, sobald ich mich meiner Wut hingab – eine äußerst wirksame Methode, meinen Zorn zu zügeln.
    »Im Alter lässt wohl auch bei Engeln das Gedächtnis ein wenig nach. Offenbar hast du vergessen, dass ich, trotz deines erfolglosen Versuchs mich in die Irre zu führen, problemlos in die Basilika zurückgefunden habe.«
    Meine spitze Bemerkung zeigte Wirkung: Sanctifers Meerblick gefror zu Gletschereis. Er hatte mich während meiner Engelsprüfung in eine Falle gelockt – ich bestand

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