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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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würde wohl kaum vorteilhaft wirken.
    Allmählich wurde ihr klar, dass sie etwas unternehmen musste. Sie hatte ihre körperlichen Bedürfnisse den ganzen Tag lang zurückgestellt und kaum getrunken, aber irgendwann musste sie zumindest ihre Blase entleeren.
    Sie warf den Männern einen argwöhnischen Blick zu und kroch dann auf Händen und Knien auf ein paar Büsche zu. Ihr Rock behinderte sie, deshalb raffte sie ihn unterhalb ihres »Bauchs« zusammen. Die Füße schmerzten, sobald sie mit ihnen an etwas stieß, und auch die Knie begannen, entsetzlich wehzutun.
    »Versucht Ihr zu fliehen? Oder wollt Ihr die Burg nun doch auf eigene Faust erobern?«
    Er hatte sie auf allen vieren erwischt, wie ein Tier, mit hochgeschobenen Röcken, sodass er ihre Beine sehen konnte. In diesem Augenblick hasste sie ihn mehr, als sie jemals irgendeinen Menschen gehasst hatte, mehr sogar als Warbrick. Nein, nicht mehr als diesen. »Ich muss austreten«, murmelte sie zornig.
    FitzRoger lachte schallend – natürlich musste er so etwas unbedingt lustig finden. »Das kann ich mir denken. Wie leicht wir doch oft die grundlegensten Dinge vergessen.« Er klang mitfühlend, ja beinahe freundlich. Spielte ihr Gehör ihr einen Streich?
    Sie kroch langsam weiter.
    »Halt!«, befahl er. »Wartet, ich trage Euch an eine Stelle, wo Ihr ungestört seid. Mehr kann ich nicht für Euch tun. Ganz einfach wird das ohnehin nicht sein.«
    Eigentlich verbot es Imogen ihr Stolz, seine Hilfe anzunehmen, doch sie befürchtete, er werde sie ganz einfach auf die Arme hieven und dann merken, wie leicht ihr »Baby« verrutschte. Sie setzte sich hin und blickte ihn mürrisch an. »Das ist absolut nicht lustig.«
    Seiner Miene nach zu urteilen war er ihr durchaus wohlgesinnt. »Ich weiß. Ich habe mir einmal die Füße verletzt und erinnere mich gut, wie schwierig dadurch selbst die einfachsten Dinge wurden. Dabei haben Männer noch gewisse Vorteile.« Er hob sie hoch, und Imogen versuchte krampfhaft, ihre Beine zu bedecken. »Hört auf, so herumzuzappeln, sonst lasse ich Euch noch fallen«, sagte er.
    Sie hielt inne, errötete jedoch, als sie bemerkte, wie aufmerksam er ihre nackten Beine betrachtete.
    Hinter einer buschigen Eibe setzte er sie vorsichtig auf den Boden und entfernte sich dann. Argwöhnisch schaute sie ihm nach; er lehnte sich einige Schritte weiter an einen Baum. Dieses höfliche Benehmen verwirrte sie mehr als seine sonstigen Gefühllosigkeiten.
    Sie verrichtete ihr Geschäft kniend und überzeugte sich davon, dass ihre Kleidung in Ordnung war, bevor sie ihn rief. Als er sie wieder auf den Armen trug, fragte sie: »Was für eine Sorte Mann seid Ihr eigentlich?«
    »Was ist das für eine Frage? Ich bin einfach nur ein Mann.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich Euch vertrauen?«
    »Man sollte Euch nicht ohne Aufsicht lassen«, erwiderte er sarkastisch. »Wenn ich jetzt Ja sage, glaubt Ihr mir dann?«
    Er setzte sie wieder auf der Decke ab. Das Licht verblasste allmählich zu jenem dunstigen Nichts, in dem alles wie verzaubert aussah. Alle Farben an ihm schienen gedeckt, seine Konturen feiner und fragiler.
    »Ja«, antwortete sie zu ihrer beider Überraschung. Er richtete sich abrupt auf und ließ sie allein.
    Wenig später kam er mit einem schweren Wollumhang zurück. »Sicher wollt Ihr ein wenig schlafen. Es wird eine lange Nacht werden.«
    Als er sich zum Gehen wandte, fragte sie: »Nun, Lord FitzRoger, kann ich Euch vertrauen?«
    Seine Stimme klang so geheimnisvoll, wie es diese Stunde der Dämmerung war. »Ja und nein, Lady Imogen. Ja und nein.«
    Und das, dachte sie, bewies wahrscheinlich, dass er die Wahrheit sagte, doch es trug kaum dazu bei, ihr Sicherheit zu geben.
    Der letzte Kundschafter kam zurück und erstattete Bericht. Sie konnte ihn nicht hören, doch die Vorbereitungen liefen ruhig weiter, und so dachte Imogen, alles sei wie erwartet.
    Sie sah, dass FitzRoger seine Rüstung ablegte und de Lisle zu ihm trat. Sie hätte geschworen, dass die beiden eine Meinungsverschiedenheit hatten. Ihretwegen?
    Dann legte de Lisle seine Rüstung ab, während FitzRoger sein Kettenhemd wieder anzog. Hatten sie ihren Plan geändert?
    Wie um ihre Vermutung zu bestätigen, kam de Lisle nun zu ihr. Er trug ein dunkles Lederwams und eine dunkle Hose und hatte sich Erde ins Gesicht geschmiert.
    »Ein letzter Ratschlag, kleine Blume?«, fragte er.
    »Ich dachte, Lord FitzRoger führt die Leute in die Burg.«
    »Ich konnte ihn überzeugen, dass es in einer

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