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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Gespür für gewisse Dinge, wie? Betet, Imogen von Carrisford, dass ich ihn noch rechtzeitig erreiche.«
    Er tauschte sich noch kurz mit einigen seiner Männer aus, dann preschte er auf die Burg zu.
    Imogen begleitete ihn mit Blicken und Gedanken, erfüllt von der irrationalen Vorstellung, ihm damit irgendwie helfen zu können. Sie kannte seinen Weg und konnte daher erahnen, wo er sich befand, auch wenn er nicht mehr war als ein Schatten, der sich durch die Dunkelheit bewegte und sich in aller Hast, seine Männer zu erreichen, kaum um Deckung bemühte. Er rannte flink den baumbestandenen Hang hinunter und dann die mit Gestrüpp bewachsene Anhöhe zu den Burgmauern hinauf. Dort verlor sie ihn aus den Augen.
    Dann kam der Mond hinter den Wolken hervor. Mit einem Mal war jedes Detail in der Landschaft deutlich zu erkennen.
    FitzRoger ließ sich zu Boden fallen und lag regungslos da, doch für Imogen war er so sichtbar, als würde er auf frisch gefallenem Schnee liegen. Sie wartete mit pochendem Herzen auf einen Warnruf aus der Burg, auf das Geräusch eines Pfeils, der ihn durchbohren könnte.
    Nach einer Weile verdunkelten neue Wolken den Himmel, und in diesem Augenblick bewegte er sich, und sie konnte wieder atmen. Lieber Gott, wie konnte ein Heerführer Armeen in die Schlacht schicken in dem Wissen, dass ein Teil der Männer der Tod ereilen würde? Sie fand schon den Gedanken unvorstellbar, dass bei ihrem Unternehmen auch nur ein Mann zu Tode kommen könnte.
    Selbst wenn er de Lisle rechtzeitig erreichte und der Plan weiterverfolgt werden konnte, würde es dann möglich sein, Carrisford ohne Verlust auch nur eines einzigen Lebens zurückzugewinnen? Sie blickte auf die schattenhaften Gestalten von FitzRogers Streitmacht hinunter, die still dasaßen, manche dösten vielleicht, und auf ihren Einsatz warteten.
    Würden heute Nacht einige dieser Männer sterben?
    Wer von ihnen?
    Ein anderer Mann kam und nahm den Beobachtungsposten von FitzRoger ein. Es war der blonde Ritter, den de Lisle Will genannt hatte, derjenige, der sie hatte foltern wollen. War Bastard FitzRoger in Bezug auf Folter zimperlich? Das schien eher unwahrscheinlich, aber zweifellos hatte er gewusst, dass er sie sich auch ohne solche Maßnahmen gefügig machen konnte.
    FitzRoger war jetzt nicht mehr zu sehen; vermutlich kletterte er bereits an den Felsen hoch.
    Die Stille und das Warten zerrten an ihren Nerven, und so murmelte sie der schattenhaften Gestalt in ihrer Nähe zu: »Geben sie ein Signal, wenn sie es geschafft haben?«
    »Wenn möglich, entfachen sie ein Feuer, aber jedes Lebenszeichen ist ein Signal«, war die kurz angebundene Antwort.
    »Aber was, wenn es der Alarm ist?«
    »Was für ein Alarm?«
    Er hatte seine Männer also nicht über dieses Problem informiert, doch sie dachte, sie sollten darüber Bescheid wissen. Sie erklärte es Sir William und brauchte ihn gar nicht erst anzusehen, um seine Entrüstung zu bemerken.
    »Ihr seid eine dämliche kleine Schlampe!«, knurrte er. »Was für eine …« Er kam näher. »Er ist ihnen nach, um sie aufzuhalten?«
    Sein scharfer Ton ließ sie zurückschrecken. »Oder ihnen zu sagen, wie sie an der Falle vorbeikommen.«
    »Aber wahrscheinlich werden sie doch schon im Geheimgang sein, ehe er sie erreicht?«
    »Ja, aber er sollte in der Lage sein, zu ihnen zu stoßen, bevor sie bis zu der Falle kommen. Sie ist ganz am Ende des Gangs, kurz vor der ersten Tür.«
    Der Mann knurrte ihr ins Gesicht. »Nach all der Mühe, die wir damit hatten, ihn zu überreden, nicht zu gehen! Wisst Ihr, was Ihr getan habt, Mylady Imogen? Ihr habt ihm genau die Aufgabe aufgebürdet, die er nicht bewältigen kann.«
    Imogen rutschte weiter an den Baum zurück. »Was meint Ihr damit?«
    »Sein Vater hat ihn einmal in ein Verlies geworfen. Er hat ihn drei Wochen lang dort gelassen. Wenn Bastard FitzRoger etwas nicht aushält, dann sind es geschlossene, dunkle Räume.«
    »Sein Vater!«, wiederholte Imogen entsetzt. »Aber warum ist er dann gegangen? Er sagte, weil er den Weg schon studiert hat …«
    »Stimmt schon.« Sir Williams Haltung verlor an Bedrohlichkeit; er kämmte sich mit den Fingern durch die Haare. »Und nach dem, was Ihr gesagt habt, bin ich ja zu stämmig. Aber er hasst es zuzugeben, dass er etwas nicht kann.« Wieder drehte er sich zu ihr um und warf ihr einen unfreundlichen Blick zu. »Erbin oder nicht, Mylady, Ihr macht eine ganze Menge mehr Ärger, als Ihr wert seid.« Damit stapfte er fort.

5
    Imogen

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