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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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der Soldaten mit einem Bauern zurückgekommen war, der sich vor dem Lord von Cleeve sofort auf die Knie warf. Sie wollte dem Gespräch beiwohnen, doch schon der erste Versuch aufzustehen misslang und sie setzte sich von Schmerzen gepeinigt wieder hin. Sie hasste es, so eingeschränkt zu sein.
    Als habe er ihre Bemühungen mitbekommen, kam FitzRoger zu ihr zurück und trug sie den Hang hinunter. Dann baute er sich vor dem Bauern auf, der nun aufrecht stand, dem aber vor Angst die Knie schlotterten. Imogen dachte, es war vielleicht der Hürdenmacher des Orts, doch sie war sich nicht sicher.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragte FitzRoger den Mann.
    »Das ist die Lady Imogen«, antwortete er aufgeregt, »die Tochter von Lord Bernard. Der Schatz von Carrisford. Oh, Mylady, bin ich froh, Euch in Sicherheit zu sehen. In so einer Zeit …«
    »Genug«, fiel FitzRoger ihm ins Wort. »Die Lady wird wieder rechtmäßige Besitzerin von Carrisford, und die Ordnung wird wiederhergestellt werden. Du hast nichts zu befürchten, aber du musst hierbleiben, bis alles geregelt ist.«
    Bevor der Mann weggeführt wurde, verbeugte er sich tief – offenbar mehr vor FitzRoger als vor ihr, dachte Imogen.
    FitzRoger brachte sie zu ihrer Decke zurück und schien sie nun mit ganz neuen Augen zu sehen. »Nun, Lady Imogen, Ihr habt ja zweifellos einiges zu erzählen. Wann ist der Geburtstermin?«
    Imogen schluckte. »Ende September«, erwiderte sie, da ihr diese Zeitangabe einigermaßen glaubwürdig erschien.
    »Hmm«, meinte er stirnrunzelnd. »Dann müsst Ihr ja fröhliche Weihnachten gehabt haben.«
    Noch ehe sie eine ebenso verletzende Erwiderung ersinnen konnte, entfernte er sich und nahm wieder seinen Beobachtungsposten ein.
    Imogen behielt ihn im Blick und versuchte, sich eine Geschichte auszudenken, die ihre vermeintlich anderen Umstände erklären konnte. Dass ihr Vater einen solchen Bauch nicht bemerkt und ihre Verheiratung arrangiert hätte, war nicht vorstellbar. Tatsächlich, dachte sie besorgt, würde so ziemlich jeder hier in der Gegend FitzRoger sagen können, dass sie noch vor zwei Tagen eine schlanke Taille gehabt hatte. Sie konnte diese List also nicht mehr lange aufrechterhalten, doch wenn FitzRoger die Wahrheit erfuhr, durfte sie nicht mehr in seiner Gewalt sein.
    Mit einem Blick auf ihn fragte sie sich, wie er reagieren würde, wenn er bemerkte, dass sie ihn zum Narren gehalten hatte. Der Gedanke jagte ihr einen Angstschauer über den Rücken.
    Er spannte sich an, und sie wandte sich der Burg zu, um zu sehen, was er entdeckt hatte. Sie konnte nichts erkennen.
    »Was ist los?«, flüsterte sie.
    Er ignorierte sie. Sie wollte zu ihm hinüberkriechen, ihn auf sich aufmerksam machen, doch der Gedanke daran, welchen Anblick sie bieten würde, hielt sie davon ab. Stattdessen starrte sie so angestrengt auf die Burg wie er, und nun sah sie es: eine kleine Bewegung, als jemand, durch die Abenddämmerung ermutigt, über die Brustwehr spähte. Es konnte ein nervöser Bediensteter sein, aber ebenso gut eine getarnte Wache.
    »Wenn Warbrick und seine Leute die Burg verlassen hätten«, sagte sie halb zu sich selbst, »und es wären noch Bedienstete darin, hätten sie keinen Grund, sich zu verbergen.«
    »Genau.« Er kam zu ihr und stellte sich, die Daumen im Gürtel eingehängt, vor sie. »Zeit für Euch, mir alle Eure Geheimnisse mitzuteilen, Imogen von Carrisford.« Mit einer kleinen Geste winkte er Sir Renald und zwei weitere Männer zu sich. »Nun?«, forderte er sie auf.
    Sie hasste es, so zu seinen Füßen am Boden festzusitzen. Er benutzte ihre momentane Invalidität vorsätzlich, um ihr Angst einzujagen und sie zu beherrschen, und dafür hasste sie ihn. »Das ist ein Familiengeheimnis«, erwiderte sie mit fester Stimme und sah ihm direkt in die Augen, auch wenn ihr davon der Nacken schmerzte.
    »Dann zählt mich zu Eurer Familie«, hielt er mit einem kalten Lächeln dagegen.
    »Das ist wohl kaum möglich.«
    Er ließ sich auf ein Knie herab, sodass er nun wenigstens auf Augenhöhe mit ihr war. »Ihr wollt Warbrick aus Carrisford vertreiben, Demoiselle?«
    »Richtig.«
    »Dann beweist es.«
    Imogen fand, dass es fast schlimmer war, diese kalten grünen Augen nur wenige Zentimeter entfernt vor sich zu haben, als wenn er sie von oben herab betrachtete. Dieser feste, entschlossene Blick verschlug ihr die Sprache und betäubte ihren Verstand wie ein eisiger Wind.
    »Ty«, schaltete sich Sir Renald gut gelaunt ein, »schau das Mädchen

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