Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
Vom Netzwerk:
gekrümmt.«
    Imogen vergrub das Gesicht in den Armen und kämpfte gegen die Tränen und den Wunsch loszubrüllen an. Hätte sie eine Waffe gehabt, sie hätte versucht, diese spöttische Stimme irgendwie zum Verstummen zu bringen.
    Das Schlimmste war, dass er recht hatte. Aber musste er ihr das unbedingt mit der Holzhammermethode einbläuen? Ein direkter Angriff würde erfolgversprechend sein, aber Menschenleben kosten; ein Angriff durch den Geheimeingang hingegen konnte durchaus unblutig zum Sieg führen – zumindest auf ihrer Seite.
    Sie bedachte ihn mit einem Blick, von dem sie hoffte, dass er bis in sein Innerstes reichen würde. »Gebt mir Tinte und Pergament.«
    Das Schreibzeug kam so rasch, dass er bereits entsprechende Anweisungen gegeben haben musste. Mit steinerner Miene begann sie, im schwindenden Licht des Tages zu zeichnen und dabei zu erklären.
    »Der Eingang im Steilhang ist sehr schwer zu finden. Selbst wenn Ihr ihm ganz nahe seid, werdet Ihr ihn nicht sehen. Aber er befindet sich über einer Felsenspitze, und wenn Ihr einfach der Richtung folgt, in die diese Spitze zeigt, findet Ihr ihn. Es ist nur ein schmaler Spalt; ein stämmiger Mann kommt nicht durch.« Sie musterte ihn und meinte dann fast amüsiert: »Mit Eurer Rüstung werdet wahrscheinlich nicht einmal Ihr es schaffen.«
    FitzRoger zeigte keine Regung.
    »Der Gang ist dunkel und sehr schmal«, fuhr sie fort. »Aber wer sich durch den Eingang zwängen kann, kann auch den Rest passieren. Das Beste wäre, kein Licht zu benutzen, denn es ist schon schwierig genug, sich voranzuarbeiten, ohne zusätzlich etwas tragen zu müssen, und zu sehen gibt es ohnehin nichts. Der Boden ist eben, und man kann sich nirgendwo stoßen oder sonst wie verletzen. Ihr müsst einfach nur darauf vertrauen, dass vor Euch alles in Ordnung ist.« Sie schauderte etwas bei dem Gedanken an die wenigen Male, die sie durch die tiefsten Gänge gelaufen war. Totale Finsternis. Das Gefühl, sich in einem endlosen, sich immer mehr verengenden Raum zu befinden.
    Sie blickte auf und sah etwas Seltsames. Seine Augen waren nicht mehr so grün. Nein, das war es nicht – seine Pupillen waren ungewöhnlich groß. »Fahrt fort«, forderte er sie auf.
    »Das Dunkel hat ein Ende«, erklärte sie weiter. »Wenn man die Gänge innerhalb der Burg erreicht hat, fällt durch schmale Schlitze in den Wänden ein wenig Licht. Zumindest tagsüber«, fügte sie zweifelnd hinzu. »Aber mit oder ohne Licht, Ihr wisst, dass Ihr angekommen seid, sobald der Gang etwas breiter wird und die Wände aus behauenem Stein sind und nicht mehr aus rohem Fels. Dann gelangt man an eine Tür, die in die eigentliche Burg führt, und zwar in die Vorratskeller.«
    Imogen blickte um sich. Alle hörten ihr konzentriert zu.
    »Wenn man den Gang weitergeht, erreicht man Stufen, die nach oben führen. Über der letzten Stufe ist eine weitere Tür, eine Falltür, die in den Boden der Latrine im oberen Stockwerk eingelassen ist. Sie sollte sich öffnen lassen, ist aber wenig benutzt worden …«
    Sie zeichnete und erklärte, bis alle Geheimgänge vor ihnen ausgebreitet waren, und gab das Pergament dann FitzRoger. »Wenn das alles vorüber ist, muss der Eingang verschlossen werden«, erklärte sie.
    »Aber natürlich«, sagte er, doch ihre Worte schienen ihn zu amüsieren, und das beunruhigte sie.
    »Ich denke, bei dieser Sache sollte ich die Leute anführen«, meinte Sir Renald und griff nach dem Pergament.
    »Nein.«
    Es klang kalt und hart, und Imogen wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch sie hatte es aufgegeben, all dies begreifen zu wollen. Sie wünschte sich nur ihr Zuhause und ihre Sicherheit zurück.
    Die Männer ließen sie allein und warteten die Dunkelheit ab. Kaltes Fleisch und Ale wurden ausgegeben; auch Imogen bekam etwas davon ab, ansonsten aber ignorierte man sie. Ganz offenbar war sie nun nicht mehr von Nutzen. Sie verfiel in ein tiefes Grübeln darüber, ob es gut gewesen war, die Geheimgänge preiszugeben. Aber was hätte sie anderes tun können? Sie warf bittere Blicke auf FitzRoger, Renald und die anderen Ritter, die zusammensaßen und Pläne schmiedeten. Oder vielleicht unterhielten sie sich auch nur. Gelegentlich war ein leises Lachen zu hören.
    Imogen legte sich hin, denn auf dem Boden zu sitzen wurde mit der Zeit beschwerlich. Vorsichtig versuchte sie, ihre Füße zu belasten, doch das war nach wie vor keine gute Idee. Sie konnte wohl auf Händen und Knien im Lager umherkriechen, aber das

Weitere Kostenlose Bücher