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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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solchen Lage die Pflicht des Anführers ist, zurückzubleiben«, erwiderte er mit einem breiten Lächeln. »Falls Ihr ihn in den Tod schicken wolltet, meine Kleine, wird es nun an seiner Stelle mich erwischen.«
    »Weshalb sollte ich den Tod meines Retters wollen?«, fragte sie beklommen.
    Er lachte leise und berührte mit seiner schwieligen Hand ihre Wange. »Euer Verstand rät Euch davonzulaufen, ja? Das ist klug. Aber dazu ist es zu spät, kleine Blume, und am Ende wird es Euch gar nicht viel ausmachen, gepflückt zu werden.« Bevor sie ihm eine weitere Frage stellen konnte, küsste er sie fest auf die Lippen. »Wünsch mir Glück, hübsche Blume.«
    Dann war er verschwunden, und sie saß zitternd und verwirrt da. Wer oder was würde die Blume pflücken? Er musste FitzRoger gemeint haben; deshalb war sie um ihre vermeintliche Schwangerschaft nun doppelt und dreifach froh.
    Als dieser sich zu ihr setzte, ging sie die Sache sehr direkt an. »Wollt Ihr ehrlich mit mir sein, Mylord?«
    Er kaute an einem Grashalm. »Ich erobere Euch doch Eure Burg zurück, oder etwa nicht?«
    »Und was dann?«
    Er wandte sich ihr zu. »Wollt Ihr, dass ich danach geradewegs wieder nach Hause reite?«
    »Wenn ich Ja sagen würde, würdet Ihr es dann tun?«
    Sie hörte das metallische Geräusch seines Kettenhemds, als er mit den Schultern zuckte. »Natürlich nicht. Was wäre dann schon gewonnen? Warbrick wäre sofort wieder zurück, Ihr wieder auf der Flucht, und ich erneut hier, um dies alles noch einmal durchzuexerzieren. Für meine Männer wäre die Übung zwar gut, aber Eure Füße würden die Belastung bestimmt nicht aushalten.«
    Imogen spürte ein starkes Verlangen, ihm etwas ganz besonders Hässliches an den Kopf zu werfen. »Was werdet Ihr also dann tun?«
    »Es ist Eure Burg, Lady Imogen. Ich bin lediglich Euer starker Arm.«
    Das klang ja alles ganz gut, nur dass in seiner Stimme deutlich ein amüsierter Unterton mitschwang. Und sie wusste nichts vorzuschlagen außer dem, was sowieso auf der Hand lag. »Dann muss ich Euch vermutlich bitten, mir Männer zur Verfügung zu stellen, bis ich die Verteidigung von Carrisford neu organisiert habe.«
    »Ich stehe ganz zu Euren Diensten, Mylady.« Er stand auf, verbeugte sich und ging wieder an seinen Beobachtungsposten zurück.
    Imogen blickte ihm wütend nach. Sie hatte ihn quasi eingeladen, in ihrer Burg zu herrschen, und kam sich vor wie die kleine Idiotin, als die er sie bezeichnet hatte. Aber wenn sie auch noch so angestrengt überlegte, sie konnte keine praktikable Alternative erkennen, bis sie königliche Hilfe bekommen würde.
    Und wenn der König ihr Hilfe sandte, würde er das so gut wie sicher in Gestalt eines Gemahls tun. Ihr Leben entglitt ihrer Kontrolle, und sosehr sie auch versuchte, diesen Prozess zu stoppen, sie konnte es nicht.
    Seufzend legte sie sich auf den Rücken und zog den schweren Umhang über sich. Er roch nach Wolle, Pferd und Schweiß, aber auch nach Lavendel und Sandelholz – eine seltsame, tröstliche Mischung von Düften, die harte Arbeit und Eleganz miteinander verband.
    Der letzte Rest von Macht, der ihr blieb, war, sich selbst einen Gemahl zu suchen, bevor der König seine diesbezüglichen Wünsche darlegte. Aber wer sollte der Mann ihrer Wahl sein?
    Deprimiert ließ sie sich einmal mehr die Reihe ihrer bisherigen Freier durch den Kopf gehen. Doch sie waren nicht besser geworden. Die beiden Favoriten ihres Vaters waren Lord Richard von Yelston und der Graf von Lancaster gewesen.
    Der Lord von Yelston war ein rauer, nüchterner Mann, der mit seinen vierzig Jahren bereits zwei Ehefrauen beerdigen musste. Die eine war an der Schwindsucht gestorben, und die andere an einem Fieber. Man konnte ihm diese Tode also wohl kaum zur Last legen – doch die ganze Geschichte als solche war nicht gerade beruhigend. Ihr Vater hatte Lord Richard wegen dessen Mut und unzweifelhafter Ehre bevorzugt, aber selbst Lord Bernard hatte eingeräumt, dass dieser Mann Frauen generell nicht freundlich gesinnt war. Lord Richard zufolge sollten Frauen gesehen, aber nicht gehört werden, und ihr vordringlicher Lebenszweck war, Söhne zu gebären, obwohl er schon drei hatte, von denen einer bereits älter war als Imogen.
    Der Graf von Lancaster war etwas jünger und wesentlich kultivierter. Er war ein reicher und mächtiger Mann, den der letzte König als Berater sehr geschätzt hatte. Bei seiner Werbung hatte er sich als ein wesentlich angenehmerer potenzieller Lebensgefährte

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