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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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darüber im klaren, daß Sie sie besitzen, denn Sie haben sie gestern nacht bei mir angewendet. Es ist unter euresgleichen ziemlich ungewöhnlich, also hatte ich nicht damit gerechnet und keine Maßnahmen getroffen, es zu verhindern. Und das Ergebnis: mein Gehirn lag offen für Sie da. Ich muß wissen, wieviel Sie erfahren haben.«
    Myshtigos Frage ließ darauf schließen, daß er nicht wußte, wie weit meine Fähigkeiten reichten, und ich hatte überdies gehört, daß manche weganischen Seelenumrührer sich sogar bis ins Unbewußte vorschlängeln können. Also beschloß ich zu bluffen.
    »Ich vermute, Sie schreiben kein simples Reisebuch«, sagte ich.
    Er antwortete nicht.
    »Unglücklicherweise bin ich nicht der einzige, der sich darüber klar ist«, fuhr ich fort, »und das bringt Sie ein bißchen in Gefahr.«
    »Warum?« fragte er plötzlich.
    »Weil man Sie vielleicht mißverstehen könnte«, sagte ich auf gut Glück.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wer ist ›man‹?«
    »Tut mir leid.«
    »Aber ich muß es wissen.«
    »Nochmal, tut mir leid. Wenn Sie die Sache fallenlassen wollen, ich kann Sie heute noch zum Port zurückbringen.«
    »Nein, das kann ich unmöglich tun. Ich muß weitermachen. Was soll ich tun?«
    »Verraten Sie mir ein bißchen mehr über die Sache, und ich werde Ihnen Vorschläge machen.«
    »Nein, Sie wissen bereits zuviel darüber …
    … also das ist der wirkliche Grund für Dos Santos’ Anwesenheit«, sagte er rasch. »Er ist ein Gemäßigter. Der radikale Flügel der RADPOL muß irgend etwas von dem in Erfahrung gebracht haben, was ich hier vorhabe, und – wie Sie sagen – offenbar mißverstanden haben. Dos Santos muß über die Gefahr im Bilde sein. Vielleicht sollte ich zu ihm gehen …«
    »Nein«, sagte ich hastig. »Ich glaube nicht, daß Sie das tun sollten. Dadurch würde sich wirklich nichts ändern. Was würden Sie denn überhaupt zu ihm sagen wollen?«
    Eine Pause. Dann: »Ich verstehe, was Sie meinen. Auch mir ist schon der Gedanke gekommen, daß er vielleicht gar nicht so gemäßigt ist, wie ich mir einreden wollte … Wenn dies der Fall ist, dann …«
    »Genau«, sagte ich. »Wollen Sie nach Hause fliegen?«
    »Ich kann nicht.«
    »Na gut, mein blauer Junge, dann werden Sie wohl oder übel Vertrauen zu mir haben müssen. Sie können damit anfangen, daß Sie mir mehr über diese Enquète erzählen, die Sie …«
    »Nein! Ich weiß nicht, wieviel Sie wissen oder nicht wissen. Es ist überdeutlich, daß Sie mir nur weitere Informationen entlocken wollen, also glaube ich, Sie wissen nicht sehr viel. Meine Arbeit ist immer noch geheim.«
    »Ich versuche Sie zu beschützen«, sagte ich, »folglich brauche ich so viel Informationen wie möglich.«
    »Dann schützen Sie meinen Körper und überlassen Sie mir die Sorge für meine Motive und Gedanken. Mein Gehirn wird Ihnen künftig verschlossen sein, Sie brauchen also nicht Ihre Zeit damit zu verschwenden, es anzapfen zu wollen.«
    Ich reichte ihm eine automatische Pistole.
    »Ich schlage vor, Sie tragen während des weiteren Verlaufs der Tour eine Waffe – um Ihre Motive zu schützen.«
    »Sehr gut.«
    Die Waffe verschwand unter seinem flatternden Hemd.
     
    »Diane«, sagte ich, als wir im Schatten ihres Gleiters standen, »du sagst, daß ich dir etwas bedeute, als Karaghiosis.«
    »Das scheint doch wohl logisch.«
    »Dann hör mir zu. Ich glaube, daß du dich möglicherweise in bezug auf den Weganer irrst. Ich bin nicht sicher, aber wenn du dich irrst, dann wäre es ein ungeheurer Fehler, ihn zu töten. Aus diesem Grund kann ich es nicht zulassen. Schieb jede geplante Aktion hinaus, bis wir in Athen sind. Dann verlange eine Klärung dieses RADPOL-Berichts.«
    Sie starrte mir in beide Augen, dann sagte sie: »Ist gut.«
    »Und was wird mit Hasan?«
    »Er wartet.«
    »Aber er wählt sich doch Ort und Zeit selbst aus, oder nicht? Er wartet nur auf die Gelegenheit, zuzuschlagen.«
    »Ja.«
    »Dann müßt ihr ihm befehlen, sich zurückzuhalten, bis wir Gewißheit haben.«
    »Gut.«
    »Wirst du es ihm sagen?«
    »Er wird informiert werden.«
    »Na schön.«
    Ich wendete mich ab.
    »Und wenn die Nachricht zurückkommt«, sagte sie, »und sie hat den gleichen Inhalt wie die vorige – was dann?«
    »Dann werden wir weitersehen«, sagte ich, ohne mich umzuwenden.
    Ich ließ sie bei ihrem Gleiter stehen und kehrte zu meinem eigenen zurück.
    Tief unter uns Tod, Hitze, schlammstreifige Gezeitenbänder, neue Küstenlinien …
    Vulkanismus

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