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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Himmel über uns. Es gibt beeidigte Aussagen von Leuten, die das Schwarze Tier von Thessalien gesehen haben wollen, den Menschenfresser, Knochenfresser, Allesfresser – und zahlreiche andere Legenden werden plötzlich lebendig.«
    George seufzte.
    »Was Sie bisher gesagt haben, beweist nicht mehr, als daß bei der ganzen Unendlichkeit der Möglichkeiten für jede Art der Lebensform eine Möglichkeit besteht, sich zu verwirklichen, sofern sie auf die angemessenen Beschleunigungsfaktoren und eine ihr entsprechende gleichbleibende Umwelt trifft. Die Wesen, von denen Sie sprechen und die auf der Erde geboren sind, sind Mutationen, Kreaturen, die an den verschiedenen Heißen Orten der Erde entstehen. Wenn das Schwarze Tier in diesem Augenblick durch jene Tür hereinstürmte und einen Satyr auf dem Rücken trüge, so würde das meine Meinung nicht ändern noch die Ihre beweisen.«
    Ich hatte in diesem Augenblick gerade zur Tür geschaut, hatte Ausschau gehalten nach einem unauffälligen alten Mann, der vorbeikommen, stolpern und weitergehen würde oder nach einem Kellner, der Diane einen nichtbestellten Drink mit einer Nachricht in der gefalteten Serviette bringen würde.
    Aber nichts dergleichen passierte. Als ich die Leoforos Amalias am Hadrianstor und dem Olympieion vorbei hinunterging, wußte ich immer noch nicht, wie die Nachricht ausfallen würde. Diane hatte sich mit der RADPOL in Verbindung gesetzt, aber bisher war noch keine Antwort eingetroffen. Sechsunddreißig Stunden später würden wir von Athen nach Lamia fliegen, dann zu Fuß durch Regionen voller seltsamer neuer Bäume wandern, Bäume mit langen, bleichen, rotgeäderten Blättern, überwuchert von hängenden Ranken, oben mit sonderbaren astähnlichen Gebilden, und unten alles voller Stryge-fleurs. Dann würden wir weiterziehen über sonnengebleichte Ebenen, gewundene Ziegenpfade hinauf, durch steiles Felsgelände, tiefe Schluchten hinab, an zerstörten Mönchsklöstern vorbei. Es war ein verrücktes Vorhaben, aber Myshtigo hatte es wieder einmal so gewollt. Na schön, entschied ich, wenn die RADPOL ihn nicht erwischte, dann wird ihn hier die Fauna kriegen.
    Aber nur um ganz sicher zu gehen, war ich zum nächsten Büro der Erdregierung gegangen, hatte mir einen Duellschein besorgt und meine Todessteuer bezahlt. Ich sagte mir, ich als Regierungsbeauftragter sollte mich besser korrekt verhalten.
    Wenn Hasan umgelegt werden mußte, dann würde ich ihn legal umlegen.
    Aus einem kleinen Café auf der anderen Straßenseite hörte ich den Klang einer Bouzouki. Teils weil ich es gern wollte, und teils weil ich das Gefühl hatte, daß ich verfolgt wurde, überquerte ich die Straße und betrat das Lokal. Ich setzte mich an einen kleinen Tisch mit dem Rücken zur Wand, so daß ich auf die Tür sehen konnte.
    Etwa ein Dutzend Leute saßen verstreut im Raum: drei schlafäugige Mädchen hockten an der Bar und tranken, ein Mann mit einem schmuddeligen Fez, ein anderer schnarchte, den Kopf auf dem ausgestreckten Arm, vier Männer lachten an dem Tisch, der diagonal meinem gegenüberstand, ein paar andere tranken einsam ihren Kaffee, hörten zu, betrachteten nichts im besonderen, warteten.
    Aber nichts geschah. Darum bezahlte ich nach einem dritten kafethaki den fetten schnurrbärtigen Wirt und verließ das Lokal.
     
    Draußen schien die Temperatur um mehrere Grade gesunken zu sein. Die Straße lag verlassen da. Sie war sehr dunkel. Ich bog in die Leophoros Dionysiou Areopagitou ein und wanderte weiter, bis ich den wackeligen Zaun erreicht hatte, der um den Südhang der Akropolis gezogen ist.
    Ich hörte Fußtritte, weit hinter mir, an einer Ecke. Ich stand eine halbe Minute lang bewegungslos da, aber um mich herum war nur Schweigen und tiefste Nacht. Ich zuckte die Achseln und trat durch das Tor in den Hain des Dionysios Eleutherios. Außer dem Fundament ist vom Tempel nichts mehr übrig. Ich ging weiter in Richtung auf das Theater zu.
    Und keine Nachricht, immer noch keine Nachricht …
    Ich schritt weiter durch den Schutt, zu dem die Zeit alles Große und Bedeutende macht. Ein verschreckter Vogel schoß zu meiner Rechten auf, stieß einen erschrockenen Ruf aus, verschwand. Ich wanderte weiter, schließlich betrat ich das alte Theater, stieg die Reihen hinunter …
    Diane hatte die idiotischen Plaketten, die mein Zimmer schmückten, nicht so komisch gefunden, wie ich erwartet hatte.
    »Aber sie müssen hier sein. Natürlich doch. Sie gehören

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