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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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preisgeben würden, um sie in diesen Reservaten arbeiten zu lassen; auch waren sie nicht bereit, die Weganer durch die Ruinen ihrer Städte zu führen und auf interessante und amüsante Punkte hinzuweisen. Deshalb ist das Büro für die meisten vom Stab hauptsächlich so etwas wie ein Auslandsposten.
    Wir hatten die Aufforderung an die Abkömmlinge der Kolonisten auf dem Mars und auf Titan ergehen lassen, sie sollten zurückkehren, aber es gab keine Rückwanderer. Sie waren verweichlicht dort draußen, verweichlicht vom Saft einer Kultur, die uns weit überlegen war. Sie hatten ihre Identität verloren. Sie hatten uns aufgegeben.
    Dennoch, sie waren die Erdregierung, de jure jedenfalls, und gesetzlich von der abwesenden Mehrheit gewählt – und vielleicht auch einmal de facto, wenn es jemals soweit kommen sollte.
    Mehr als ein halbes Jahrhundert lang stand die Sache unentschieden. Es gab keine neuen Urlaubszentren für die Weggys und keine neuen Gewalttaten seitens der RADPOL. Leider auch keine Rückkehrer. Bald würde sich eine neue Entwicklung abzeichnen. Es lag geradezu in der Luft – wenn Myshtigo wirklich eine Enquete anstellte.
    Ich kam also an einem trüben Tag unter einem kalten Nieselregen nach Athen zurück. Ein Athen, das noch von den kürzlichen Erdstößen geschüttelt und umgestülpt zu sein schien. Das Nationalmuseum stand noch da zwischen Tossitsa und Vasileos Irakkliou, die Akropolis war noch mehr Ruine, als ich mich erinnerte, und das Gasthaus »Gartenaltar« (früher der alte königliche Palast) in der nordwestlichen Ecke des Nationalparks gegenüber vom Platz der Verfassung war zwar ganz schön geschüttelt worden, war aber trotzdem für Gäste geöffnet.
    Wir gingen hinein und meldeten uns an.
    Als Kommissar für Kunst, Monumente und Archive genoß ich besondere Aufmerksamkeit. Man gab mir die Suite Nr. 19.
    Die kleine Metallplakette an der Tür verriet:
    Diese Suite war das Hauptquartier von Konstantin Karaghiosis während der Gründung der RADPOL und während eines Großteils der Rückkehr-Rebellion.
    Drinnen war am Bettgestell ein Schild, auf dem stand:
    Konstantin Karaghiosis schlief in diesem Bett.
    In dem langen engen Wohnzimmer entdeckte ich eine weitere Plakette an der anderen Wand mit folgendem Text:
    Der Fleck an dieser Wand wurde durch eine Flasche Alkohol verursacht, die Konstantin Karaghiosis durch das Zimmer schleuderte, um die Bombardierung Madagaskars zu feiern.
    Das mag glauben, wer Lust hat.
    Konstantin Karaghiosis saß auf diesem Stuhl, behauptete ein anderes Schild.
     
    Später in dieser Nacht, als ich über das nasse schuttbedeckte Pflaster dieser meiner nahezu verlassenen Stadt wanderte, strömten die alten Erinnerungen und meine gegenwärtigen Gedanken zusammen wie zwei Flüsse. Ich ließ die anderen Teilnehmer der Tour drinnen schnarchen, ging die lange Treppe vom »Altar«, hinab, blieb stehen, um eine der Inschriften aus der Grabrede des Perikles zu lesen, die an der Seite des Denkmals des Unbekannten Soldaten stand, und studierte eine Weile die starkmuskeligen Glieder des archaischen Kriegers, der dort mit allen Waffen auf sein Totenlager gebettet war – und dann ging ich weiter, die Leoforos Amalias hinunter.
    Das Abendessen war gut gewesen: Ouzo, Giuvetsi, Kokkineli, Yaourti, Metaxa, Unmengen schwarzer Kaffee, und Phil und George stritten sich über Evolution.
    »Sehen Sie denn nicht die Konvergenz von Leben und Mythos, hier in dieser Stadt, während der letzten Lebenstage dieses Planeten?«
    »Was soll das heißen?« fragte George, wonach er einen Berg Narantzi verzehrte und seine Brille zurechtrückte, um besser sehen zu können.
    »Ich meine, die Menschheit hat, als sie aus dem Dunkel hervortrat. Legenden und Mythen mitgebracht, Erinnerungen an Fabelwesen. Jetzt sind wir dabei, wieder in die gleiche Dunkelheit hinabzusteigen. Die Lebenskraft wird schwach und schwankend, es tritt eine Rückwendung zu jenen frühesten Formen ein, die so lange Zeit einzig als blasse Erinnerungen der Rassen existierten …«
    »Unsinn, Phil. Lebenskraft? Sie reden ja, als wäre alles Leben eine einzige fühlende Einheit.«
    »Das ist es auch.«
    »Beweise, bitte.«
    »Sie haben in Ihrem Museum die Skelette von drei Satyrn und Fotografien von lebenden. Sie hausen in den Hügeln dieses Landes hier.
    Man hat hier auch Kentauren gesehen – und es gibt Vampirblumen und Pferde mit Schwingenresten. Seeschlangen gibt es in jedem Meer. Importierte Spinnenfledermäuse durchpflügen den

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