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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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er hat sie angefressen und viel von ihrem Blut getrunken. Deshalb habe ich mir ein Versteck in den Boden gegraben und das Loch mit Zweigen überdeckt. In der Nacht beobachtete ich. Er ist wirklich, wie ich ihn beschrieben habe. Er brach den Schafen mit den Händen das Genick und trank ihnen das Blut aus der Kehle, ich weinte, als ich das sah, aber ich hatte zu große Furcht, um etwas zu tun. Am nächsten Tag zog ich mit meiner Herde weiter, und seither läßt er mich in Ruhe. Aber er wartet da oben in den Hügeln.«
    »Na ja, wenn du sagst, du hast ihn gesehen, dann muß es wahr sein. Und von den Heißen Orten kommen die seltsamsten Sachen.«
    »… Wo Prometheus zuviel vom Schöpfungsfeuer verstreute.«
    »Nein, wo irgendein Mistkerl eine Kobaltbombe geworfen hat. – Und was ist mit dem Schwarzen Tier?«
    »Auch das gibt es wirklich, ich bin sicher. Ich habe es allerdings nie selbst gesehen. Etwa so groß wie ein Elefant und sehr schnell – ein Fleischfresser, sagen die Leute. Es jagt über die Ebenen. Vielleicht werden der Tote Mann und das Schwarze Tier sich eines Tages treffen und einander vernichten.«
    »Im allgemeinen kommt es nicht so, aber es ist ein hübscher Gedanke. – Ist das alles, was du darüber weißt?«
    »Ja. Und nun muß ich dir von Bortan erzählen.«
    »Bortan? Der Name klingt mir vertraut.«
    »Dein Hund. Ich ritt auf seinem Rücken, als ich noch klein war, und hämmerte mit meinen Fersen auf seine großen Panzerflanken. Dann knurrte er und packte meinen Fuß, aber ganz behutsam.«
    »Mein Bortan ist schon so lange tot, daß er nicht einmal an seinen eigenen Knochen nagen würde, wenn er sie als Wiedergeborener ausgraben sollte.«
    »Das hatte ich auch geglaubt. Aber zwei Tage nachdem du weggegangen warst – nach deinem letzten Besuch –, kam er in die Hütte gerast. Offenbar hatte er deine Spur quer durch halb Griechenland verfolgt.«
    »Bist du sicher, daß es Bortan war?«
    »Hat es jemals einen zweiten Hund gegeben, der so groß war wie ein kleines Pferd, mit Panzerplatten an den Flanken und Kiefern wie eine Bärenfalle?«
    »Nein, ich glaube nicht. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Gattung ausgestorben ist. Hunde brauchen Panzerplatten, wenn sie sich mit Menschen einlassen, und sie haben sie nicht schnell genug entwickelt. Wenn er noch lebt, dann ist er wahrscheinlich der letzte Hund auf Erden. Er und ich, weißt du, wir waren Säuglinge vor so vielen Jahren, daß es schmerzt, überhaupt daran zu denken. Am Tag, an dem er verschwand, als wir auf der Jagd waren, dachte ich, er hätte einen Unfall gehabt. Ich suchte ihn, dann sagte ich mir, er müsse tot sein. Er war zu dieser Zeit schon unglaublich alt.«
    »Vielleicht war er verletzt und ist jahrelang so herumgezogen. Aber er war es wirklich, und er ist deiner Spur gefolgt, damals. Als er merkte, daß du fort warst, heulte er und machte sich wieder auf den Weg. Seither haben wir ihn nicht mehr gesehen. Manchmal allerdings, spät in der Nacht, höre ich ihn in den Bergen …«
    »Die verdammte Promenadenmischung sollte doch wissen, daß es falsch ist, an irgendwas so zu hängen.«
    »Hunde waren immer seltsam.«
    »Ja. Hunde waren seltsam.«
     
    Griechenland strömt über von Legenden, es ist unheimlich und bedrohlich. Die meisten Gegenden auf dem Festland in der Nähe der Heißen Orte sind schon seit langem gefährlich. Das kommt daher, daß das Büro zwar theoretisch die Erde regiert, sich aber im Grunde nur um die Inseln kümmert. Die Inseln sind während der Drei Tage weniger zerstört worden als der Rest der Welt, und so waren sie, als die Taleriten entschieden, daß wir ein bißchen Verwaltung gebrauchen könnten, logischerweise die geeigneten Außenposten für die Regionalverwaltungen auf der Erde. Bis auf den heutigen Tag haben sich die Menschen auf dem Festland dem immer widersetzt. In den Gebieten um die Heißen Orte allerdings sind die Eingeborenen nicht immer völlig menschlich. Und dadurch wird die historisch bedingte Abneigung mit abnormen Verhaltensstrukturen untermauert. Deshalb hat Griechenland Angst.
    Wir hätten die Küste entlang nach Volos segeln können. Wir hätten mit den Gleitern nach Volos fliegen können – oder natürlich auch so gut wie fast überall sonst hin. Myshtigo aber wollte von Lamia aus zu Fuß wandern, wandern und die erfrischende Fremdheit der Legenden und unbekannter Landschaft genießen. Darum ließen wir die Gleiter in Lamia. Und darum wanderten wir zu Fuß nach Volos.
    Und darum

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