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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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überlegen?«
    »Nein« und »Nein«.
    »Sie haben beide je zehn Steine von ähnlicher Größe und ähnlichem Gewicht. Der erste Wurf gebührt natürlich demjenigen, der herausgefordert wurde: Hasan.«
    Wir nickten beide.
    »Beginnen wir also.«
    Er trat zurück, und nun war nichts mehr als fünfzig Meter Luft zwischen uns. Wir standen beide seitwärts, um ein möglichst schmales Ziel abzugeben. Hasan steckte den ersten Stein in die Schlinge.
    Ich beobachtete genau, wie er die Schleuder rasch hinter sich durch die Luft wirbelte, dann plötzlich schoß sein Arm nach vorn.
    Hinter mir hörte ich einen krachenden Laut.
    Sonst geschah nichts.
    Er hatte mich verfehlt.
    Ich legte einen Stein in meine Schlinge und wirbelte sie herum. Die Luft seufzte, als ich sie zerschnitt.
    Dann schleuderte ich das Geschoß mit der ganzen Wucht meines rechten Arms nach vorn.
    Es streifte seine rechte Schulter, berührte sie aber kaum. Es war überwiegend Stoff, den es wegriß.
    Der Stein prallte von Baum zu Baum hinter Hasan und verschwand schließlich.
    Alles war jetzt totenstill. Die Vögel hatten ihr Morgenkonzert abgebrochen.
    »Meine Herren«, rief Dos Santos, »Sie hatten beide eine Chance, Ihre Differenzen zu erledigen. Man darf wohl sagen, Sie sind einander ehrenhaft gegenübergetreten, Sie haben Ihrem Zorn Ausdruck verliehen und sind nun zufriedengestellt. Möchten Säe das Duell abbrechen?«
    »Nein«, sagte ich.
    Hasan rieb sich die Schulter und schüttelte den Kopf.
    Er legte den zweiten Stein in seine Schleuder, ließ sie mächtig kreisen, dann ließ er den Stein auf mich los.
    Genau zwischen der Hüfte und dem Brustkorb erwischte er mich.
    Ich stürzte zu Boden, und um mich herum wurde alles schwarz.
    Eine Sekunde danach sah ich wieder Licht, doch ich lag ganz zusammengekrümmt da, und irgend etwas hatte mich mit tausend Zähnen gepackt und wollte nicht loslassen. Sie rannten auf mich zu, alle zusammen, aber Phil winkte sie weg.
    Hasan war auf seinem Platz stehengeblieben.
    Dos Santos kam heran.
    »Hast du genug?« fragte Phil leise. »Oder kannst du aufstehen?«
    »Ja. Nur einen Augenblick, damit ich Luft holen kann und das Brennen loswerde, aber ich werde hochkommen.«
    »Wie steht’s?« fragte Dos Santos.
    Phil erklärte es ihm.
    Ich preßte die Hand gegen die schmerzende Stelle und stand langsam wieder auf.
    Ein paar Zentimeter höher oder tiefer, und irgendein Knochen wäre gebrochen. Aber auch so brannte es wie Feuer.
    Ich rieb die Stelle, ließ meinen rechten Arm ein paarmal kreisen, um zu testen, wie gut die Muskeln auf dieser Seite noch spielten. Es war in Ordnung.
    Dann hob ich die Schleuder auf und legte einen Stein hinein.
    Diesmal würde ich treffen. Ich fühlte es deutlich.
    Ich wirbelte und wirbelte den Stein, er schoß blitzschnell davon.
    Hasan kippte um, griff sich an den linken Oberschenkel. Dos Santos ging zu ihm. Sie redeten miteinander.
    Hasans Kaftan hatte den Anprall abgeschwächt und teilweise abgelenkt. Das Bein war nicht gebrochen. Er würde weitermachen, sobald er wieder stehen konnte.
    Er massierte fünf Minuten lang das Bein, dann kam er wieder hoch. Inzwischen war mein Schmerz zu einem dumpfen Pochen abgeklungen.
    Hasan wählte den dritten Stein aus.
    Er paßte ihn sorgfältig in die Schlinge … Er nahm Maß. Dann begann er die Luft mit der Schleuder zu peitschen …
    Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl gehabt, daß ich mich ein bißchen weiter nach rechts lehnen sollte. Ich tat es also.
    Er wirbelte und schleuderte.
    Der Stein streifte meine Hechte und riß mir das linke Ohr auf.
    Plötzlich war meine Wange naß.
    Ellen schrie kurz auf.
    Ein bißchen weiter nach rechts allerdings, und ich hätte sie nicht mehr gehört.
    Jetzt war wieder ich an der Reihe.
    Glatt und grau, der Stein fühlte sich nach Tod an …
    Ich wischte mir das Blut von der Wange und legte den Stein in die Schlinge.
    Tod fuhr durch meinen Arm, als ich die Schleuder hob. Hasan spürte es ebenfalls, denn er zuckte zusammen. Ich konnte es über das Kampffeld hinweg erkennen.
    »Bleibt alle stehen, wo ihr seid, und laßt eure Waffen fallen«, sagte die Stimme.
    Sie sagte es auf griechisch, und so verstand natürlich außer Phil, Hasan und mir niemand, was sie sagte.
    Aber alle begriffen, was das automatische Gewehr bedeutete, das der Mann in der Hand hielt, und die Schwerter, Keulen und Messer der dreißig bis vierzig Männer und Halbmänner, die hinter ihm standen.
    Es waren Kouretes.
    Und die Kouretes sind schlimm.
    Sie

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