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Fluch der Unsterblichkeit

Fluch der Unsterblichkeit

Titel: Fluch der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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die Gebiete, durch die wir kommen, als mögliches Grundstücksterrain betrachtet, das sich die Weganer unter den Nagel reißen wollen, dann fängt die alte Geschichte wieder von vorn an.«
    »Und die RADPOL wird wieder kämpfen und wieder bombardieren?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann töten wir ihn doch, jetzt, bevor er noch weiter herumkommt und noch mehr sieht.«
    »Vielleicht ist es aber nicht ganz so einfach – außerdem, sie würden doch nur einen anderen senden. Überdies würde es Vergeltungsmaßnahmen geben, Massenverhaftungen von RADPOL-Mitgliedern. Die Leute sind unvorbereitet. Sie brauchen Zeit, sich einzustellen. Diesen einen Blauen habe ich fest in der Hand. Ich kann ihn beobachten, etwas über seine Pläne erfahren. Dann kann ich ihn – falls nötig – immer noch selbst liquidieren.«
    Er zog an seiner Pfeife. Ich schnupperte.
    »Was rauchst du?«
    »Kommt aus der Nähe meiner Heimat. Es ist eine dieser neuen Pflanzen, die dort sonst nicht wuchsen. Versuch mal.«
    Ich sog ein paarmal die Lungen voll. Zuerst verspürte ich keine Reaktion. Ich sog weiter, und nach einer Minute trat stufenweise ein Gefühl der Kühle und Ruhe ein und verbreitete sich bis in die Finger- und Zehenspitzen. Der Rauch schmeckte bitter, aber er entspannte. Ich reichte die Pfeife zurück. Das Gefühl hielt an, wurde sogar etwas stärker. Es war äußerst angenehm. Ich hatte mich seit vielen Wochen nicht mehr so entspannt und gelassen gefühlt. Das Feuer, die Erde und die Schatten um uns herum wurden mit einem Male wirklicher, und die Nachtluft, der ferne Mond und die Schritte von Dos Santos gewannen plötzlich irgendwie an Intensität und Leben. Der Kampf kam mir plötzlich lächerlich vor. Vielleicht brauchten wir tatsächlich jemanden, der weiser und gescheiter war als wir, um uns zu überwachen und uns im Leben zu leiten. Wir hatten aus unserer eigenen Welt während der Drei Tage einen Trümmerhaufen gemacht, die Weganer dagegen hatten nie einen Atomkrieg gehabt. Sie hatten eine reibungslos und gut funktionierende Interstellar-Regierung, die über Dutzende von Planeten herrschte. Was immer sie taten, war ästhetisch angenehm. Ihr Leben war gut geregelt und glücklich. Warum sollte man ihnen nicht die Erde überlassen? Sie würden wahrscheinlich besser damit umgehen, als wir das jemals getan hatten. Und warum sollten wir nicht auch ihre Kulis sein?
    Warum nicht?
    Ich nahm noch einmal die Pfeife, saugte noch mehr Frieden in mich hinein. Es war so angenehm, über diese Dinge überhaupt nicht nachzudenken. Nicht an etwas zu denken, woran man wirklich nichts ändern konnte. Nur dasitzen und in der Nacht ein- und ausatmen und eins sein mit der Nacht und dem Wind, das war schon genug.
    Aber ich hatte meine Kassandra, meine dunkle Zauberin von Kos, an die hirnlosen Gewalten verloren, die Erde und Gewässer bewegen. Nichts konnte dieses Gefühl des Verlustes abtöten. Es schien sich entfernt zu haben, aber es war immer noch da. Auch alle Pfeifen der ganzen Erde würden keine Linderung bringen können. Ich wollte keinen Frieden. Ich wollte den Haß. Ich wollte nicht eins sein mit etwas, das einen Menschen verletzt und getötet hatte, der zu mir gehörte durch Blut und Liebe. Ich wollte wieder Karaghiosis sein, auf alles durch ein Fadenkreuz blicken und den Abzugshahn durchziehen.
    O Zeus, von deinen glühendroten Blitzen, betete ich, gib mir, damit ich die Mächte im Himmel zerbreche!
    Ich reichte Hasan die Pfeife zurück.
    »Danke Hasan, aber ich bin noch nicht bereit für den Bo-Baum.«
    Dann stand ich auf und ging zu der Stelle, an der ich mein Gepäck abgelegt hatte.
     
    Alle Gesichter waren völlig ausdruckslos an diesem Morgen.
    Die Welt um uns herum war hell und klar und voller singender Vögel.
    Ich hatte verboten, das Funkgerät vor Beendigung des Duells zu benützen, und Phil hatte ein paar wesentliche Innereien vorsichtshalber in seiner Jackentasche mitgenommen.
    Lorel würde nichts erfahren. Die RADPOL würde nichts wissen. Niemand würde jetzt etwas wissen, erst danach. Nachdem die Präliminarien beendet waren, wurde die Entfernung abgemessen.
    Wir nahmen unsere Stellung an entgegengesetzten Enden der Lichtung ein. Die aufgehende Sonne stand links von mir.
    »Sind die Herren bereit?« rief Dos Santos aus.
    »Ja« und »Bereit« kam es zurück.
    »Ich unternehme zum letztenmal den Versuch, Sie von einer derartigen Handlungsweise abzubringen. Möchte einer der beiden Herren sich die Sache noch einmal

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