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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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aufragenden Stamm. Er wagte es noch nicht, diesen zu berühren, sondern blieb knapp neben diesem liegen und sprach so leise, dass selbst die scharfen Ohren der Eirun über ihn nichts auffingen.
    »Ich tue dir nichts. Ich bin ein Kind der Wälder und achte dessen Geschöpfe, mächtiger Baum.«
    Natürlich erhielt er keine Antwort, spürte aber eine gewisse Neugier des auf eigenartige Weise lebendigen Gewächses. Daher redete er mit sanfter Stimme weiter und legte zuletzt eine Hand mit vollkommen eingezogenen Krallen auf die gelblich schimmernde Borke.
    »Ich bin nicht dein Feind! Ich bin ein Sohn des Waldes und habe noch nie die Axt an lebendes Holz gelegt«, flüsterte er.
    Der Baum nahm seine Worte auf und knarzte ein wenig, doch N’ghar spürte keine Feindschaft. Irgendwie missfielen dem Waldgeschöpf die Gefangenen, die die Eirun zu ihm gebracht hatten, und er wollte sie wieder loswerden. Froh über diesen unerwarteten Helfer richtete N’ghar sich vorsichtig auf und kletterte auf der der Wachplattform entgegengesetzten Seite des Baumes hoch. Mit den eingezogenen Krallen fiel es ihm nicht leicht, doch er wollte den Baum nicht mit Kratzern verärgern.
    Während er sich langsam der Plattform näherte, überlegte er, wie er die Spitzohren überlisten konnte. Verletzen oder gar töten durfte er sie nicht, wenn er nicht wollte, dass der Baum, der bis jetzt friedlich geblieben war, sich auf deren Seite einmischte. Ein Hieb mit einem Ast war nicht nur schmerzhaft, sondern konnte ihm sogar das Rückgrat brechen.
    ☀ ☀ ☀
    Reodendhor begann, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Er galt als der beste Spürer in seinem Volk und war von Königin Helesian auch deswegen zum obersten Wächter ihres Reiches ernannt worden. Doch sosehr er sich auch abmühte, er entdeckte nicht die geringste Spur des erwarteten Katzenmenschen.
    »Eldaradh muss sich geirrt haben«, sagte er verärgert zu seinem Freund Arelinon. »So mutig, wie er glaubt, ist dieser N’ghar anscheinend doch nicht. Dabei ist gerade er die Geisel, die wir unbedingt in die Hände bekommen müssen. Mit ihm können wir dem Blauen Land unsere Forderungen stellen. Wenn Ilynas Leute Helesians Bruder freilassen, können sie ihm Gegenzug den Katzenmenschen und die menschlichen Gefangenen zurückhaben.«
    Noch während er sprach, zuckte Reodendhor zusammen. Hatte er nicht eben einen Hauch Blau gespürt, der nicht von den Gefangenen stammen konnte? Doch als er nachforschte, war er sich nicht sicher. Zwar waren die blauen Menschen nicht sehr magisch, doch ihre Ausstrahlung verdeckte jenen Hauch fremder Magie, den er eben bemerkt zu haben glaubte.
    Er gab seinen Kameraden ein Handzeichen, normal weiterzumachen, ihn dabei aber nicht zu stören, und versetzte sich in Trance, um seine Spürfähigkeiten so gut wie möglich einzusetzen. Zuerst fühlte er nur eine gewisse Enttäuschung. Außer ihren Gefangenen war da nichts.
    Oder doch? Erneut glaubte er, ein wenig Blau zu schmecken, das zu stark war, um von den Gefangenen zu stammen. Aber wo konnte dieser elende Katzenmensch sein? Reodendhor setzte seine gesamte Kraft ein, um ihn ausfindig zu machen, stocherte aber nur im Nebel herum. Nun wurde er nervös, denn es hieß, die blauen Gestaltwandlermagierinnen und auch etliche Magier des Blauen Landes seien Meister in der Selbstabschirmung. Daran hatten weder Eldaradh noch er gedacht.
    Der Baum wird uns warnen, wenn dieses Biest sich nähert, dachte er und richtete seine magischen Blicke nach draußen. Zwei-, dreimal stieß er dabei auf winzige Spuren von Blau, so als hätte der Katzenmensch sich dort aufgehalten. Als er die einzelnen Punkte miteinander verband, führte die Linie genau auf ihren Baum zu.
    Unsicher geworden stand Reodendhor auf und trat an den Rand der geflochtenen Plattform. Irgendwo da draußen musste N’ghar sein, wahrscheinlich sogar näher, als er sich es hatte vorstellen können. Nur mit Mühe widerstand er dem Wunsch, ein paar Pfeile auf die Stelle abzuschießen, an der er das letzte Blau gespürt hatte. Er musste den Katzenmenschen lebend fangen. War dieser erst einmal tot, würde es keinen Austausch gegen Heleandhal geben und sie hätten überdies auch noch die Rachsucht der Leute von der anderen Stromseite angeheizt. Das konnte sehr leicht zum nächsten großen Krieg in den Dämmerlanden führen. Wenn es dann auch noch hieß, die gelben Eirun aus Gilthonian hätten diesen verursacht, würden sie vielleicht sogar Taliens Gnade verlieren. Immerhin hatte ihr

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