Fluch des Magiers
erwartet hatte. Obwohl die Leine sich bereits mehrfach um ihn gewunden hatte, gelang es ihm, sie mit dem Dolch durchzutrennen und auf den Boden zu springen.
»Wir müssen ihn erwischen!«, rief Reodendhor.
Da seine Freunde noch dabei waren, ihre Fesseln zu lösen, blieb ihm nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich nach unten zu gleiten, Bogen und Dolch an sich zu raffen und hinter dem Katzenmann herzurennen.
N’ghar wusste nicht, über was er sich mehr ärgern sollte, über den hinterlistigen Eirun oder über sich selbst, weil er auf das Spitzohr hereingefallen war. Sein Versuch, die Gefangenen zu befreien, war gescheitert. Jetzt galt es erst einmal, die eigene Freiheit zu erhalten, um es später noch einmal versuchen zu können.
Als er sich kurz umschaute, sah er nur einen einzigen Verfolger. Den anderen Eirun war es erst jetzt gelungen, ihre Fesseln zu lösen, und der, den er als Geisel verwendet hatte, hing noch wie eine große Frucht am Baum. Dies versuchte er auszunutzen. Zuerst schlug er mehrere Haken, so als wolle er den Gegner verwirren. Daher holte dieser Eirun immer weiter auf. Als das Gelände günstig war, sprang N’ghar hinter einen Busch und blieb stehen.
Der Eirun kam näher und rannte an ihm vorbei. Mit einem weiten Satz schnellte N’ghar auf ihn zu, schlug ihm den Bogen aus der Hand und riss ihn zu Boden. Doch als er sich auf ihn wälzen wollte, glitt Reodendhor blitzschnell zur Seite und zog den Dolch. Mehrere Herzschläge lang musterten sich beide. Jeder von ihnen war ein ausdauernder und geschickter Kämpfer, doch beide wollten vermeiden, dass Blut floss.
»Ergib dich, Katzenmann! Ich verspreche dir, wir werden dich gut behandeln und freigeben, sobald deine Seite uns Königin Helesians Bruder Heleandhal übergibt«, forderte Reodendhor N’ghar auf.
Dieser schüttelte den Kopf. »Ihr habt den heiligen Frieden gebrochen und unser Schiff heimtückisch überfallen. Dafür verlange ich Genugtuung.«
Das Dumme war, dass der Katzenmann recht hatte, dachte Reodendhor. Aktionen wie dieser Überfall waren seinem Volk durch die Dämmerlandverträge untersagt. Helesian hatte ihn jedoch befohlen, und sie war seine Königin. Wenn sie es von ihm forderte, würde er notfalls bis ins Blaue Land vordringen, um ihren Bruder zu befreien. Leichter wäre es jedoch, wenn er N’ghar zu seinem Gefangenen machen konnte.
Reodendhor täuschte einen Stoß mit dem Dolch an, sah, wie sein Gegner mit einer einfachen Körperdrehung auswich, und versetzte ihm einen heftigen Fußtritt.
Es traf N’ghar wie ein Hammerschlag. Taumelnd wich er zurück, hörte hinter sich das Rauschen von Wasser und sah aus den Augenwinkeln, dass er am Ufer des Flusses angekommen war.
Gleichzeitig griff sein Gegner nach einer kurzen Leine, verlängerte sie magisch und schnellte sie auf ihn zu. Die Leine wickelte sich um N’ghars Beine, und Reodendhor erwartete, dass dieser sich bückte, um die Schnur mit dem Dolch zu durchtrennen, und griff an. Er wollte den Katzenmann so verletzen, dass dieser kampfunfähig war. Zu seiner Überraschung schnellte N’ghar trotz gefesselter Beine herum, parierte den Dolchstoß und riss ihn nieder. Eine Kralle bohrte sich in seinen Unterarm und zwang ihn, den Dolch fallen zu lassen. Gleichzeitig richtete N’ghar den eigenen Dolch auf die Kehle des Eirun.
»Ergib dich!«, sagte er grinsend. Da hörte er ein leises Zischen in der Luft. Keinen Herzschlag später schlug es in seinem Rücken ein. Einer der anderen Eirun hatte einen Pfeil auf ihn abgeschossen. N’ghar spürte, dass die Verletzung schwer war, aber noch hatte er Kraft zur Flucht. Aber wenn sie ihn ein zweites und drittes Mal trafen, würde dies sein Ende sein. Wütend stieß er mit dem Dolch zu, sah, wie das Blut des Eirun floss, und hechtete ins Wasser. Dabei entging er um Haaresbreite dem nächsten Pfeil.
Im Fluss tauchte er sofort unter, rollte sich zusammen und schnitt die Fessel an seinen Beinen entzwei. Danach schob er den Dolch in die Scheide und begann zu schwimmen. Es ging nicht besonders gut, da er den linken Arm kaum bewegen konnte. Die verdammten Spitzohren sind zu Fuß schneller als ich im Wasser, dachte er bedrückt. Da hörte er hinter sich die Alarmhörner der Eirun und wusste, dass es nun um sein Fell ging.
Reodendhor spürte für kurze Zeit nur den Schmerz, der alles andere übertönte. Dann aber legte sich eine kühle Hand auf seine Stirn, und frische Kraft strömte ihm zu. Als er die Augen öffnete, sah er
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