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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Oberhofmeister endlich da, oder muss ich andere mit deren Aufgaben betrauen?«
    Laisa fand es beinahe zum Lachen, wie schnell die beiden Herren vor ihr erschienen. Dem Oberhofmeister stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Ihn hatte der Kanzler in sein Amt berufen, und daher wagte er es kaum, Laisa oder die Prinzessin anzusehen. Der Oberpriester hingegen wirkte so erleichtert, als sei ihm ein ganzes Gebirge vom Herzen gefallen. Er trug einen Farberkennungsstein bei sich und zeigte den Kristall, nachdem dieser bei Laisa ein kräftiges Weiß angenommen hatte, der versammelten Menge.
    »Die Herrin Laisa ist eine Dame Meandirs, so wie der hohe Herr Khaton, Meandirs Evari und Wächter in den Dämmerlanden, es geschrieben hat«, rief er mit lauter, aber angenehmer Stimme. Danach verbeugte er sich vor Laisa, Reolan und der Prinzessin und wies lächelnd zum Tempel, dessen Grundfläche einem gleichschenkligen Dreieck glich.
    »Es ist alles für die Krönung der Königin vorbereitet! Wenn ich vorher vielleicht ein Wort an Ihre Majestät richten dürfte?«
    »Sprich!«, forderte Yahlin ihn auf.
    »Das gute Volk von Eldelinda hat Eurer Dynastie seit den ersten Tagen des Reiches die Treue bewahrt. Es wünscht, dies auch weiterhin aus ganzem Herzen tun zu können. Aus diesem Grund frage ich, ob Eure Majestät in Erwägung ziehen könnte, die Ehe mit einem Herrn aus königlich-edanischem Geblüt einzugehen. Es würde Eure Untertanen erleichtern zu sehen, dass Sitte und Brauch der Ahnen wieder zu Ehren kommen.«
    »So ist es, Eure Majestät«, stimmte der Oberhofmeister dem Oberpriester eilfertig zu. Um den eigenen Hals zu retten, hatte der Mann sich entschlossen, die Seiten zu wechseln, und hob die Rechte, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken.
    »Als königlicher Oberhofmeister von Eldelinda erkläre ich, dass alle Erlasse Seiner Majestät, König Yaelhs, betreffend der Kleidung seiner Edelleute und Beamten mit seinem Tod erloschen sind. Lasst uns unsere Königin als das krönen, was wir sind, nämlich als Terinon!«
    So viel Jubel wie auf diese Worte hatte der Mann während seiner ganzen Amtszeit nicht erfahren. Allerdings fragte Laisa sich, ob der Mann selbst die entsprechende Kleidung in seinen Gemächern besaß, denn er war nach Malvenon-Sitte gekleidet. Darüber aber trug er einen weißen Umhang, der sein Gewand verbarg.
    Sie ließ jedoch zu, dass der Oberhofmeister die Befehle erteilte, mit denen er die Krönung vorbereitete. Es war wichtig, sämtliche Regeln einzuhalten, damit die Krönung als rechtmäßig galt. Was später mit dem Mann geschehen sollte, musste Yahlin selbst entscheiden.
    ☀ ☀ ☀
    Trotz der geringen Zeitspanne wurden alle Vorbereitungen den Riten gemäß getroffen. Um den Tempel herum entzündeten die Priester und ihre Tempeldiener Feuerstöße, die weißes Licht spendeten. Ein schneeweißer, mit weißen Blüten bedeckter Teppich führte in das Gebäude, und ein Chor sang Hymnen zu Ehren Meandirs. Als beim Erscheinen der jungen Königin der Schwarzmond im Osten hinter dem Horizont verschwand und dafür der Gelbmond aufstieg, kannte der Jubel der Menschen keine Grenzen mehr.
    Der Priester empfing Laisa, Yahlin und Reolan vor dem Portal und verneigte sich dreimal vor ihnen. Anschließend führte er sie in den Tempel hinein. Wie in Edania war auch hier auf schlichte Formen geachtet worden, doch mehrere Stellen an den Wänden sahen so als, als hätte man rasch einige Statuen entfernt, die vielleicht König Yachal und seinem Kanzler gefallen haben mochten, nicht jedoch dem Volk von Eldelinda.
    Unter dem Jubel jener, die im Tempel Platz gefunden hatten, trat die Prinzessin auf den Altar zu, den ein Standbild Meandirs schmückte. Dort verbeugte sie sich und wartete darauf, dass der Priester ihr die Insignien der Herrschaft überreichte und zuletzt die aus Blüten aus weißem Gold bestehende Krone Eldelindas aufs Haupt setzte.
    Laisa sah, dass Yahlin zu Tode erschöpft war, und stupste Reolan magisch an. »Kannst du ihr ein bisschen Kraft verleihen? Ich fürchte, sie steht es sonst nicht durch!«
    »Sie hat heute auch sehr viel mitgemacht«, antwortete der Eirun. »Gewiss dachte sie, als ihr Bruder sie versteinern wollte, nicht daran, dass sie diese Nacht als neue Königin von Eldelinda beenden würde.«
    »Das hat sie sicher nicht angenommen!« Laisa kicherte, doch keiner der Anwesenden wagte es, ihr einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Für die Leute war sie eine Sagengestalt, die trotz ihres

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