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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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mit entsteinert. Deinen Bruder vermochten wir zwar nicht mehr zu retten, aber wir haben das Ungeheuer früh genug erlegt, so dass dir nichts geschehen ist. Der Kanzler ist während des Kampfes von dem Bergschrecken angegriffen und umgebracht worden. Das ist doch eine gute Geschichte, nicht wahr?«
    »Es ist am besten, wenn du sie erzählst, Laisa«, antwortete Reolan. »Eirun lügen nämlich nicht. Obwohl – Erulim hat es getan und unser Volk damit getäuscht und versklavt.«
    »Diese Geschichte erzähle ich gerne!« Laisa winkte Yahlin und Reolan zu, sie zu begleiten, und bat die anderen, bei Borlon zu bleiben. Dann verließ sie die unterirdische Halle, die ihr beinahe zum Verhängnis geworden wäre, und folgte ihrer Nase, die ihr den Weg ins Freie wies.
    ☀ ☀ ☀
    Draußen war es tiefste Nacht. Nur zwei Monde standen am Himmel, der violette und der fast unsichtbare schwarze Mond, der Giringar zugeschrieben wurde. Wenn neben den Monden der roten Seite keiner derer am Himmel stand, die in der Farbe eines westlichen Gottes leuchteten, ging niemand auf der goldenen Seite freiwillig auf die Straße, denn diese Konstellation galt als unglückbringend.
    Für Laisa war die Dunkelheit kein Problem. Da sie jedoch auf Yahlin Rücksicht nehmen musste, die bei diesen Lichtverhältnissen so gut wie blind war, dauerte es eine Weile, bis sie zum Palasttor kamen. Es war geschlossen, und die Wachen hatten sich nach innen verzogen.
    Laisa schlug den wuchtigen Bronzeklopfer und lauschte dem weit durch die Stadt hallenden Ton. Für ihre Ungeduld dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sich hinter dem Tor etwas tat.
    »Wer ist draußen?«, rief jemand, der hörbar mehr Angst in der Hose als Mut in der Brust besaß.
    »Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Yahlin, Herr Reolan und ich!«, antwortete Laisa mit lauter Stimme und erwartete förmlich die Frage »Wer ist ich?« zu hören.
    Der Hinweis auf die Prinzessin reichte den Wachen jedoch aus, um die Tür einen Spalt zu öffnen und eine Laterne herauszuhalten. Im gleichen Moment stieg weit im Westen der Weißmond über den Horizont empor und umspielte Laisa, Yahlin und Reolan mit weichem Licht.
    »Es ist tatsächlich Ihre Königliche Hoheit«, hörte Laisa jemanden rufen.
    Das Tor wurde aufgerissen, und da der Glücksmond der Weißen aufgegangen war, traten weitere Leute heraus. Laisa musterte sie, bis sie einen der Wachen erkannte, der dabei gewesen war, als man sie und ihre Freunde betäubt hatte.
    »Wo sind meine Sachen?«, herrschte sie ihn an.
    »Die hat Herr Yachal in seine Gemächer bringen lassen«, antwortete der Soldat stotternd.
    »Dann werde ich sie mir holen. Ach ja: Sollte jemand nach dem Kanzler fragen, so sagt ihm, er sei tot. Er starb als Verräter, denn er hat den Bergschrecken entsteinert, den König Yaelh gefangen hatte. Er wollte den König samt der Prinzessin von dem Untier umbringen lassen, um selbst den Thron zu besteigen. Herr Reolan«, Laisa wies sehr theatralisch auf den weißen Eirun, »und ich wollten dieses Verbrechen noch verhindern, doch wir konnten nur das Leben der Prinzessin retten. König Yaelh starb, als er seine Schwester schützen wollte.«
    Zwar verbog Laisa die Wahrheit ziemlich, doch die Leute glaubten ihr. Während die Anhänger des Kanzlers sich etwas zurückzogen und leise miteinander tuschelten, atmeten die meisten anderen erleichtert auf. Die Trauer um den König, der auf die Gefühle seiner Untertanen niemals Rücksicht genommen hatte, war nicht allzu groß. Umso mehr freuten sie sich, dass nun Yahlin die unangefochtene Erbin der Krone war.
    Unterdessen betrat Laisa den Palast. Dort benötigte sie keinen Führer, um ihre Sachen zu finden, denn ihre Nase führte sie mit untrüglicher Sicherheit. Als sie schließlich Khatons Plakette so an ihrer Lederstreifenrüstung befestigte, dass jeder sie sehen konnte, winkte sie einen der Diener zu sich.
    »Hole den Oberhofmeister und den Oberpriester sowie alle wichtigen Damen und Herren von Stand. Der König ist tot! Nun gilt es, die Königin einzusetzen.«
    »Dies sollte rasch geschehen!«, meldete sich ein Mann mittleren Ranges. »Solange Prinzessin Yahlin nicht gekrönt ist, verwaltet der Kronrat das Reich, und der besteht aus Kreaturen des Kanzlers.«
    »Danke für die Warnung!« Laisa lächelte dem Mann zu und wandte sich dann zur Prinzessin um.
    »Wo findet die Krönung normalerweise statt?«
    »Im Haupttempel. Aber dazu benötigen wir die Kronjuwelen. Diese befinden sich in der Schatzkammer.

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