Fluch des Piraten
war er etwa zwanzig, fünfundzwanzig Meter weit geschwommen. Der Grund senkte sich ab auf eine Tiefe, in die Peter nicht mehr sehen konnte. Beim Wasserfall befand sich offenbar die tiefste Stelle des Sees. Eine Distanz von fünfzig Meter zu tauchen, schaffte Peter normalerweise, doch er war sich nicht ganz sicher, ob er den richtigen Kurs beibehalten hatte. Ihm schoss durch den Kopf, wie sich die drei ??? einmal von einem U-Boot durch einen Meerestunnel hatten ziehen lassen. Justus war fast dabei ertrunken. Er schluckte. Dass einem solche Gedanken immer in den ungeeignetsten Augenblicken kommen mussten! Das Bedürfnis aufzutauchen wurde stärker, und kein Wasserfall war in Sicht. Doch Peter hörte ihn, ein beständiges, dumpfes Grollen. Er änderte die Richtung, und da sah er ihn endlich. Peter zog das Tempo noch einmal an. Das Wasser wurde kälter. Vor ihm waren Wasserwirbel, Luftblasenfäden, das musste er noch schaffen. Peter presste den Mund zusammen, tauchte tiefer, stieß das Wasser hinter sich und schwamm auf der anderen Seite des Wirbels wieder nach oben. »Ahhh.« Erst mal Luft holen! Die Strecke war doch länger gewesen, als er gedacht hatte. Vorsichtig ließ er sich zur Seite treiben, um an dem Wasserfall vorbeizublicken. Von Ray-Liotta-wie-immer-er-auch-hieß war nichts zu sehen. Justus und Bob lungerten am gegenüberliegenden Ufer herum und drehten ein paar Steine um, als suchten sie etwas. Peter holte Luft und tauchte wieder unter. Dieses Mal versuchte er, die Tiefe auszuloten. Er hielt sich die Nase zu, um den Druckausgleich vornehmen zu können, wenn die Ohren zu schmerzen begannen. Schnell war er auf zwei, drei Meter. Es ging weiter abwärts, und immer noch war kein Grund zu sehen. Peter wurde es unheimlich. Man wusste nicht, was da war. Peter zögerte und entschied sich, zurück an die Oberfläche zu gehen. Hinter dem Wasserfall holte er wieder Luft. Lang und regelmäßig. »Na gut, noch ein Mal«, sagte er sich. Flach und weit zu tauchen, war kein Problem – in eine unbekannte Tiefe zu gehen, das verursachte ihm Beklemmungen. Es hatte etwas Bedrohliches. Er nahm all seinen Mut zusammen und glitt wieder nach unten. Der Fels fiel steil ab. Peter zog sich an ihm herunter. Drei Meter, vier Meter, fünf Meter ... Es wurde immer dunkler, je weiter er kam. Schemenhaft tauchte in der Tiefe eine Felskante auf. Die noch nehmen, befahl sich Peter. Er verspürte ein Würgen. Die Ohren schmerzten. Peter drückte Luft in sie. Er kam näher an sein Ziel und griff die Kante mit der rechten Hand. Um besseren Halt zu bekommen, schob er seine andere Hand hinter den Fels. Dabei berührte er irgendetwas Seltsames, und wie elektrisiert zuckte Peters Hand zurück. War das ein Ast? Etwas Knöchriges. Etwas Knöchriges? Die Luft wurde knapp. Angst stieg in Peter auf. Die Sicht war dämmrig. Doch Peter wollte es wissen, zog sich an dem Felsvorsprung hinunter und riskierte einen Blick in die Tiefe. Im selben Moment drehte es ihm den Magen um.
Schlaue Katzen
Tod ... Der Tod ... Damit hatte er nicht gerechnet. Er starrte direkt in die Augen eines Totenschädels! Panik. Peter ließ den Felsen los und schoss durch das Wasser nach oben. Es war weit. Wann endlich kam die Oberfläche? Der Weg erschien ihm endlos. Magen, Lunge, nichts funktionierte mehr so, wie es sollte. Er stieß Luft aus, schluckte Wasser. Es wurde heller. Noch ein paar Züge. Endlich, endlich war er oben, prustend, um sich schlagend. Peter spuckte aus, sah sich um. Er befand sich mehrere Meter neben dem Wasserfall. Er schwamm an das schmale Ufer und zog sich an Land, heftig atmend, beruhigte sich, so gut es ging. Ein Skelett, ein Toter in über fünf Metern Tiefe! Was hatte das zu bedeuten? Justus und Bob sahen zu ihm herüber, ihre Mienen konnte er auf die Entfernung nicht lesen. Es war auch egal.
Peter dachte an den Schädel. Dort unten, das konnte nur das Skelett von Dennis Browne sein. Von wem sonst? Browne hatte zwar nicht schwimmen können, doch die Sucht nach dem Schatz hatte ihn irgendwie nach unten getrieben. In seinem Wahn war er zu weit gegangen und verunglückt, am Fels hängen geblieben. Hatte er bei seinem letzten Versuch den Eingang zu der Schatzhöhle gefunden? Fast hoffte Peter, dass es sich nicht so verhielt. Er wusste, was das bedeutete. Ein zweites Mal wollte er da nicht hinunter. Er stand auf und lief am Ufer zurück. Seine Deckung konnte er ruhig aufgeben. Der Lärm, den er gemacht hatte, hatte bestimmt den Wasserfall übertönt, und
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