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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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diese Vermutung  – mit deutlich anderer Wortwahl  – äußerte, war überhaupt niemand mehr bereit, ihm die Männer zu beschreiben oder auch nur vernünftig mit ihm zu reden.
    »Zwei Arme, zwei Beine und ein Kopf mit Ohren dran, wenn ich mich recht erinnere«, sagte ein gnadenlos witziger Beamter. »Und was die besonderen Kennzeichen betrifft, da ist mir eins aufgefallen: Egal, wie sie sich gedreht haben, der Arsch war immer hinten!«
    Gowers verzog den Mund zu einem säuerlichen Grinsen und legte eine Banknote auf den Tisch.
    »Wollen Sie mich beleidigen?!«, fuhr ihn der Beamte an.
    »Nein«, antwortete der Investigator. »Ich fand den Witz so gelungen. Und ich wüsste gern, wo sie sie geschnappt haben.«
    Der Mann schaute zwischen Gowers und dem Geldschein hin und her. Dann siegte offenbar die Überzeugung, dass er kein Staatsgeheimnis verraten würde.
    »Im Alpacha . Zwischen den Beinen hatten die nämlich auch noch was!«
     
    Das Alpacha war ein Hafenbordell, wie Gowers schon Hunderte gesehen hatte: ein kleiner Schankraum mit vier Tischen, eine Theke, die nur aus einer Holzplanke und zwei Bierfässern bestand, und eine enge, wenig vertrauenerweckende Treppe, die in die Räume führte, in denen die eigentlichen Geschäfte abgewickelt wurden. Nur zwei Frauen, was an der Vormittagsstunde liegen mochte, zu der er hergekommen war. Eine jüngere, dralle Person, eine hagere ältere, die sich beide vor seinem Tisch aufbauten, als er sein Glas Gin getrunken hatte, und sich sehr bemühten, etwas Verführerisches in ihre Bewegungen zu legen.
    »Können wir noch etwas für dich tun, Soldat?!« Die junge Frau beugte sich so zu ihm herunter, dass er um ein Haar ihre Brüste ins Gesicht bekam.
    »Wer von euch arbeitet länger hier?«, wollte er wissen, und die Huren schauten sich fragend an.
    »Das bin ich«, antwortete die Ältere.
    »Dann kannst du etwas für mich tun«, sagte Gowers und ließ sich von ihr nach oben führen.
    »Zehn Shilling, Sir!«, verlangte sie, aber er hielt ihr eine Pfundnote hin. Sofort wurde ihr Lächeln freundlicher, und sie wiegte sich in den Hüften, drückte sich mit spitzen Knochen an ihn. Es war, als hätte er ein Licht angezündet.
    »Zieh dich aus«, sagte er. »Habt ihr hier Wasser?«
    Sie zeigte auf eine gefüllte, aber offenbar auch schon mehrfach gebrauchte Waschschüssel auf einer wackligen Kommode und entkleidete sich, während er die Fensterläden öffnete.
    »Ich mache es nicht gerne bei Licht«, sagte sie.
    »Aber ich«, antwortete er bestimmt und kontrollierte ausführlich
ihre Achselhöhlen und die Haare in ihrem Schoß. Keine Läuse. Nachdem er ihr lange in den Mund gesehen und sogar ihre Lippen hochgehoben hatte, feuchtete er ein Handtuch an und begann, sie zu waschen. Dabei dehnte er seine Inspektion auf ihre Geschlechtsteile aus, war mit dem Ergebnis zufrieden und fing an, seine Fragen zu stellen.
    Ja, sie erinnerte sich an die Männer, die die Polizei verhaftet hatte. Namen kannte sie allerdings nicht. Nach Otago wollten sie alle. Ja, sie hatten erzählt, dass sich drei von ihnen schon auf den Weg gemacht hätten. Im Hafenbüro könnte man vielleicht ihre Namen erfahren, es gäbe da Passagierlisten und ähnliches Zeug.
    Mehr musste Gowers nicht wissen. Als sie sauber war, streichelte er ihre hervorstehenden Hüften, den flachen, harten Bauch und die mageren Schenkel. Dann legte er sich zu ihr und stand bis zum nächsten Morgen nicht wieder auf.
     
    »Bradley, Bradley«, murmelte der sehr junge Hafenbeamte und blätterte mit angefeuchtetem Finger in einer umfangreichen Liste. »Vor etwa drei Wochen, sagen Sie?«
    Gowers nickte. Er hoffte beinahe, dass der Mann den Namen nicht finden würde, denn dann würde James Fagan inzwischen wieder in Wanganui Town sein, und er musste seine lange Jagd nicht auch noch auf der neuseeländischen Südinsel fortsetzen.
    Der Finger hinterließ einen feuchten Fleck auf dem gelben Papier.
    »James Bradley«, sagte der Beamte, als habe er eine erfreuliche Mitteilung weiterzugeben. »Auf der Proud Donkey nach Otago, vor zwanzig Tagen, Sie sagen es, Sir!«
    Der Investigator seufzte tief. »Wie komme ich ihm möglichst schnell hinterher?«
    Der junge Mann zog umständlich eine andere Liste aus einer großen Mappe aus angedunkeltem Leder. »Fähren nach Picton gehen natürlich alle zwei Tage, Sir. Aber von da bis Otago sind
es noch gute vierhundert Meilen. Hmm!« Er blätterte vor und zurück, wobei er immer neue Speichelflecken auf Papier und

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