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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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mit dem der Detektiv die ausgestreckte Hand des Erben Bonneterre entgegennahm.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Beale. »Ich denke, ich werde Ihr Vertrauen in mich rechtfertigen können.«

104.
    Gowers nahm das nächste Schiff nach Wellington, bedauerte aber beinahe sofort, die Strecke von hundertfünfzig Meilen nicht mit zwei guten Pferden in Angriff genommen zu haben. Der Weg zur und aus der Mündung des Wanganui River wurde ihm entsetzlich lang. Schon als der kleine Dampfer sich am Taupo Quay entlangkämpfte, hatte er es irgendwann aufgegeben, von Tempsky hinterherzuschauen.
    Der Deutsche hatte ihm für alle Fälle einen Brief an McDonnell mitgegeben und ihn zum Pier begleitet. Sie hatten einander kurz die Hände geschüttelt, sich lakonisch zugenickt, verlegen auch zugewunken und an die Mützen getippt, sich dann eine Weile angesehen, die Stirn gerunzelt  – und waren schließlich in Gelächter ausgebrochen, weil der Dampfer noch immer nicht außer Rufweite war. Gewisse Rituale von Freundschaft und Männlichkeit vertragen keine Ausdehnung über zwei, drei Minuten hinaus, und irgendwann hatte von Tempsky die Achseln gezuckt und sich umgedreht, um die arg retardierende Vorstellung abzubrechen, die sie einander gaben.
    Es war ausgemacht, dass Gowers so bald wie möglich zurückkommen würde oder aber, für den Fall unvorhersehbarer Umstände, von Tempsky in seinem Haus auf der Coromandel Range aufsuchen sollte. Denn noch immer war keineswegs sicher, ob, wann und in welchem Umfang der Krieg tatsächlich stattfinden würde. Von Tempsky hatte außerdem das sichere Gefühl, dass
»Fighting Mac« diesmal nicht nur den Ruhm, sondern auch die Taten für sich allein haben wollte. Untergeordnete Tätigkeiten aber würde er, Manu-Rau, nicht ausüben und in diesem Fall demissionieren. Dennoch hätte er gern gewusst, wie die Jagd des Investigators ausgehen würde.
    Als Gowers in der Abenddämmerung und in Sichtweite des Festlands die Mündung des Rangitikei River passierte, hatte er keine Ahnung, dass im gleichen Augenblick wenige Meilen stromaufwärts eine erschöpfte Gruppe schwer beladener Soldaten unter dem Kommando eines grimmig, aber zufrieden dreinblickenden Colonels den Fluss von Süden nach Norden überquerte. Die Männer hatten in jeder Siedlung, die sie berührten, bei jedem Passanten, der ihnen hinterhersah, Hohn und Spott geerntet, denn ihre Hosen waren am Hintern ausgeschnitten, und so waren sie gezwungen, der Welt auf die lächerlichste Weise ihre schmutzige, bisweilen auch schon durchgesessene Unterwäsche zu präsentieren.
    Als sie am nächsten Abend Wanganui Town erreichten, wurden sie in diesem jämmerlichen Zustand durch die Stadt und danach der gesamten Truppe vorgeführt, ehe sie in der Gefängnisbaracke ihre Hosen mit einem leuchtend roten Leinenstoff wieder zusammenflicken durften. Von da an nannte man sie, wenig geistreich, nur noch die Rotärsche, und zu seiner Verblüffung entdeckte von Tempsky unter ihnen einen schlaksigen jungen Mann mit einer rosigen Narbe im Gesicht.
    »James Bradley?«, fragte er, wobei er ihn im Vorübergehen hart an der Schulter fasste.
    »Jawohl, Sir!«, sagte der Junge, zitternd nach den ausgestandenen Schikanen und voller Angst vor weiteren.
    Von Tempsky überlegte. Er hatte keine Beweise dafür, dass dieser Mann in Wirklichkeit James Fagan hieß und ein Mörder war, und der einzige Zeuge für diese Behauptung befand sich im Augenblick hundertfünfzig Meilen entfernt in Wellington. Er konnte den Mann also weder anklagen noch einsperren. Aber wenn
der Amerikaner wirklich ein Detektiv war, würde er wohl bald herausfinden, dass Fagan wieder in Wanganui war. Bis dahin …
    »Sie werden in meine Einheit versetzt!«, sagte von Tempsky barsch und wischte sich die Hand an der Hose ab, als hätte er etwas Schmutziges angefasst.

105.
    In Wellington fluchte John Gowers zur gleichen Zeit auf die Langsamkeit seines Dampfers, auf die Sturheit des Gefängnispersonals und seine eigene Ungeduld. Er hatte das Nest sozusagen noch warm, aber leer vorgefunden; McDonnell hatte die Deserteure drei Tage zuvor aus dem Gefängnis geholt und die Gefangenenliste mitgenommen. Es ließ sich nicht feststellen, ob Fagan in dieser Gruppe war, denn niemand hatte sich die Mühe gemacht, ein Duplikat oder gar eine Personenbeschreibung anzufertigen.
    Die Zivilverwaltung arbeitete auf untergeordneter Ebene noch alles andere als perfekt; aber als Gowers, offensichtlich ein einfacher Trooper, im ersten Ärger

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