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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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dieser bei aller Bedrückung noch immer halbwegs romantisch-kriegerischen Atmosphäre fand dann am Vormittag des folgenden Tages
wiederum eine Beratung der Pflanzer statt, zu welcher der General Willoughby noch in der Nacht und durch ein handgeschriebenes Billett auch Gabriel Beale einlud.
    Zunächst versicherten sie einander, dass die Lage keineswegs so schlecht sei, wie sie aussähe. Durch den bewaffneten Angriff auf ihre legitimen Herren hätten sich die entlaufenen Nigger eines allseits und sogar im Norden anerkannten Offizialdelikts schuldig gemacht. Ihre weitere Verfolgung sei damit Sache der Polizei- und Militärbehörden geworden, die zu verständigen man sich bereits die Freiheit genommen hätte. Nach allem, was man aus den Berichten der Männer aus der vordersten Linie  – wie die Veteranen des glücklosen Feldzugs von nun an genannt wurden  – wisse, hätten die Sklaven in den Sümpfen ein festes Lager errichtet, sodass es für die Armee ein Leichtes sein müsse, sie aufzuspüren, zu vernichten und die Reste ihren Eigentümern zurückzugeben.
    An dieser Stelle warf Gabriel Beale zum Ärger der Männer aus der vordersten Linie ein, dass es sich bei diesem sogenannten Lager auch um eine Finte handeln könne, und musste sich lautstark fragen lassen, ob er nicht zugehört habe: feste Hütten, Palisaden, Fischreusen, ein Arsenal und eine Kanone! Das spreche doch wohl für sich.
    Er wolle nur geraten haben, den Fluss weiterhin im Auge zu behalten, sagte der Detektiv, da man sich über den Verbleib der Deep South noch immer nicht im Klaren sei. Man müsse sich auch in die Lage des Gegners versetzen, und dieser wisse so gut wie sie, dass ein fester und bekannt gewordener Stützpunkt im tiefen Süden auf die Dauer unhaltbar sei. Ihm wurde geantwortet, dass es sich immerhin nur um Nigger handele, deren geistige Fähigkeiten wohl kaum zu Überlegungen von solcher Komplexität hinreichten, und Beale fragte sich gerade, warum man ihn eigentlich hergebeten hatte, als General Willoughby sagte: »Ich denke, der Mann hat recht. Sie können auf Dauer nicht hierbleiben, sie müssen nach Norden. Und ich möchte Sie bitten, mein lieber Mr. Beale, herzlich bitten, für uns herauszufinden, wie sie das anstellen wollen.«
    Die Männer aus der vordersten Linie sackten sichtlich in sich zusammen.
Sie hatten gehofft, auf ihre Farmen und Plantagen zurückkehren zu können, und sahen nun mit Schrecken einem Wachdienst von unbegrenzter Dauer an Sumpf und Fluss entgegen. Aber Gabriel Beale beruhigte sie.
    »Solange John Lafflin in Haft ist, können sie meiner Meinung nach überhaupt nichts tun, Gentlemen!«
    Verlegenes Hüsteln vonseiten des Milizkommandeurs Henry Hunter weckte in dem Detektiv den massiven Verdacht, dass mit seiner Äußerung etwas nicht stimmte.
    »Ich … Äh … Bedauerlicherweise habe ich von Police Officer Duggan die Mitteilung erhalten, dass John Lafflin vor zwei Tagen auf freien Fuß gesetzt wurde.«
    »Wer zum Teufel hat das veranlasst?«, fuhr Willoughby ihn an.
    »Andrew Jackson, Sir«, entgegnete Hunter und fügte auf das allgemeine Stirnrunzeln hin die notwendige Erklärung hinzu: »Jedenfalls wurde mir das berichtet.«
    »Nun … nun, was soll’s?! Sie werden den Mann für uns wiederfinden, Mr. Beale«, versuchte der General, die endgültig am Boden liegende Moral durch seine Zuversicht noch einmal aufzurichten. »Und wir werden den Fluss abriegeln, Jungs. Von New Orleans bis Baton Rouge werden wir den Fluss so dicht machen, dass kein Katzenwels ungesehen durchkommt!«
    In die entstehende, weniger begeisterte als erschöpfte Pause hinein räusperte sich Gabriel Beale vorsichtig und sagte: »Gentlemen, ich werde mein Bestes tun. Darf ich Sie diesmal jedoch um einen Vorschuss für meine Bemühungen bitten?!«
    »Selbstverständlich«, mischte sich nun Desmond Bonneterre erstmals in das Strategiegespräch ein. »Wir haben großes Vertrauen zu Ihnen, Mr. Beale, und ich möchte Sie bitten, sich mit all Ihren Forderungen an mich persönlich zu wenden. Es wird mir ein Vergnügen sein, jeden Ihrer Ansprüche zu erfüllen!«
    Das großherzige Angebot kam in dieser hauptsächlich knauserigen Runde so unerwartet, dass die Männer sich beinahe verständnislos ansahen. Dann jedoch löste es umso größere Erleichterung aus. »Hört,
hört! « , rief jemand. Ein Zweiter klopfte mit den Handknöcheln Beifall neben seinem Frühstücksei, und niemand bemerkte in der allgemeinen Begeisterung das leichte Zögern,

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