Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)
Männer, die nur mit Äxten und einer zweieinhalb Meter langen Schrotsäge bewaffnet waren, eine Lichtung namens Te Rauna, zu der sie schon seit einem halben Jahr immer wieder gekommen waren, um ihren Landanspruch durch harte Arbeit zu untermauern. Die Ngaruahine, deren Eigentum dieses Gebiet seit achthundert Jahren gewesen war, hatten sie nie behelligt. Sie glaubten sich auch durch das nur wenige Meilen weiter südlich gelegene ständige Militärlager Camp Waihi, den äußersten Vorposten der Pakeha, ausreichend geschützt.
Verschiedene große, zum Teil dreihundert Jahre alte Bäume hatten sie bereits vor Monaten gefällt, und die Jahreszeit, der regenärmere Frühherbst, hatte die Stämme so weit getrocknet, dass sie jetzt bearbeitet werden konnten. Es war die mühseligste Arbeit beim Roden; die schweren Stämme mussten auf hölzernen Rollen oder Kufen über eine rasch ausgehobene Grube geschleppt werden, wo sie zersägt wurden. Selbst zu dritt bekamen sie manchen Stamm kaum von der Stelle, und das Ganze war genau die Sorte Anstrengung, die einem Mann das Kreuz brechen konnte. Sie hatten den ersten Stamm gerade über die Grube gehievt, Cahill und Squires begannen zu sägen, Clarke ging zum Waldrand, um ein paar kleinere Bäume zu fällen und zu Rollen zurechtzuschlagen …
Der erste Schuss traf niemanden. Die Männer unterbrachen nur ihre Arbeit und schauten auf, und vielleicht war gerade das die Absicht der Angreifer gewesen. Die darauffolgende Gewehrsalve warf Cahill tödlich und Squires schwer verwundet zu Boden, und Clarke, der sie fallen sah, wusste, dass er um sein Leben laufen musste. Aber alle Schnelligkeit nützte ihm nichts, denn acht oder neun Krieger der Ngaruahine schwärmten bereits mit wilden Schreien auf der Lichtung aus, und eine Kugel durchschlug Clarkes Arm, drang in seine Brust ein und durchbohrte sein Herz. Die beiden anderen Männer starben weniger leicht. Haowhenua, der fast siebzigjährige Anführer der kleinen Taua oder Kriegsabteilung, nahm den schweren Holzhammer auf, mit dem die Pakeha den Baumstamm verkeilt hatten, und zerschlug ihnen damit Schädel und Rückgrat.
Drei Tage später, das spurlose Verschwinden der Holzfäller und ihrer Leichen hatte Camp Waihi bereits in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, stellte Tom Smith, Mitglied der berittenen Konstabler, fest, dass sein Pferd sich in der Nacht auf wundersame Weise vom Pflock befreit hatte und nun irgendwo im Wald herumstreunte. Er hörte es wiehern. Entgegen allen Befehlen ging er allein in den Wald, um es zu suchen – und wurde dann am frühen Abend selbst dort gefunden. Allerdings konnte er nur noch anhand einer charakteristischen Verkrümmung seiner großen Zehe identifiziert werden, denn sein Oberkörper war abgetrennt worden und blieb verschwunden. Kurze Zeit später erreichte ein Brief die Siedlungen der Pakeha, dessen einfache Botschaft noch im fernen England gehört wurde und für Entsetzen in allen zivilisierten Ländern sorgte.
Reist nicht über die Straßen, befahrt nicht die Flüsse, bleibt fort aus den Wäldern, wenn ihr nicht Nahrung für die Vögel in der Luft und die Tiere auf dem Feld oder für mich werden wollt. Denn ich, Riwha Titokowaru, Häuptling der Ngaruahine vom Stamm der Ngati Ruanui, habe begonnen, das Fleisch der weißen Männer zu essen. Ich habe es ohne Widerwillen gegessen. Es wurde in einem Topf gekocht, und auch meine Frauen und Kinder aßen davon. Mein Rachen ist weit offen, um auch weiterhin Menschenfleisch zu essen, bei Tag und bei Nacht. Ich werde euch töten, wo ich euch finde, und euer Fleisch essen, um zu leben. Ich werde leben! Und wenn der Tod selbst getötet wird, werde ich leben!
Titokowaru kannte die Weißen gut genug, um zu wissen, dass er damit den innersten Kern all ihrer Ängste treffen würde. Nicht mehr politischer oder zumindest militärischer Gegner, sondern nur noch etwas zu essen zu sein hat ja auch zweifellos etwas schwer Erträgliches. Das Jahr der Töchter und des Lammes war vorüber.
Teil vier
109.
Die Nachricht, dass weiße Männer getötet und verspeist worden waren, erreichte Wanganui Town am 10. Juni 1868, und damit hatte »Fighting Mac« McDonnell endlich den Krieg, auf den er seit sechs Monaten wartete. Es war wie ein Dammbruch, der all die lange aufgestauten Energien des ungewöhnlichen Mannes freisetzte.
Am Morgen des 11. war er in Camp Waihi, um sich persönlich über den ungeheuren Vorgang zu informieren, aber einen Tag später schon wieder in
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