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Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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der Besatzung. Ein unaufschiebbares Bedürfnis trieb ihn am frühen Nachmittag nach oben, und während er es erledigte, sah er, dass zwei Boote mit Maori zwischen der Rifleman und dem rauen Kiesstrand der Waitangi Bay pendelten, um Lebensmittel, landwirtschaftliche Geräte und Handelsgut an Land zu schaffen.
    In diesem Moment wurde am Fahnenmast des Gefangenenlagers über den dunklen Hütten eine seltsame Flagge aufgezogen: weiß, mit einem roten Saum, einem aufgestickten roten Kreuz und den Buchstaben WI. An Deck entstand daraufhin ein fröhlicher Lärm. Er hörte Frauenstimmen durch den niederrauschenden Regen und beschloss, sich das Treiben aus der Nähe anzusehen.
     
    »Dies ist der Tag, den Gott für uns gemacht hat, und der Regen ist das Zeichen der Befreiung«, sagte Te Kooti und gab mit seiner selbst angefertigten Flagge das Signal, den lange vorbereiteten Fluchtplan in die Tat umzusetzen. Er selbst führte eine Gruppe von Whakarau mitten ins Fort der Konstabler; unter dem Vorwand, wie jeden Samstag das Feuerholz für die kommende Woche zu liefern.
    Captain Thomas wunderte sich noch über die Bereitwilligkeit, mit der die Gefangenen dieser ihnen eigentlich verhassten Pflicht trotz des strömenden Regens nachkamen. Im nächsten Augenblick, und ehe sie ihre Waffen ziehen konnten, fanden er und vier seiner Wachen sich von den Kriegern umringt und wurden mit den Flachsseilen gefesselt, mit denen zuvor das Holz gebündelt gewesen war. Eine zweite Gruppe Gefangener drang unter Führung von Tekateka zur gleichen Zeit in die Waffenkammer der Garnison ein, und bevor jemand Alarm
geben konnte, waren auch hier die Wachen überwältigt und gebunden.
    Der gelungene Gefangenenaufstand wurde später selbst von den überrumpelten Konstablern als »präzise, rasch und vollständig durchdacht« bezeichnet, und nur ein Umstand trübte den kampflosen Sieg der Whakarau. Te Kooti hatte ausdrücklich befohlen, dass kein Pakeha getötet werden dürfe, aber als Tekateka auf den Sergeanten Michael Hartnett stieß, siegte ein älteres Recht als das des Propheten, und der verhasste Quälgeist und Vergewaltiger fiel tödlich getroffen unter den rasenden Axthieben von Hulana Tamatis Ehemann.
     
    Tatsächlich waren auch Wahines junge Maorifrauen an Bord gekommen, deren nasse Kleider mehr von ihren üppigen Körpern zeigten als verhüllten. Während ihre Männer, wohl zur Unterhaltung der weißen Besatzung, den Haka , den neuseeländischen Kriegstanz, aufführten, begannen diese Frauen einen Tanz, der sehr viel weniger kriegerische Gedanken auslöste. Sie schwenkten vielmehr Brüste und Hinterteile so verführerisch vor den Augen der sexuell ausgehungerten Seeleute, dass uralte Greifreflexe nicht lange ausbleiben konnten.
    Selbst John Gowers ließ sich von Maata Te Owai, der zweiten und jüngeren Frau des Propheten, zu einem Annäherungsversuch hinreißen und stellte lächelnd fest, dass sie offenbar nichts gegen seine Hände auf ihren zuckenden Hinterbacken einzuwenden hatte, denn sie hielt sie selbst in dieser Position fest. Sein Verstand rutschte bemerkenswert deutlich in seine Hose, sie drängte ihren Unterleib gegen die entstehende Erektion, und weder er noch ein anderer der so oder ähnlich abgelenkten Pakeha bemerkte, dass sie irgendwann von Gefangenen umringt waren und an Land, in der Garnison, plötzlich eine zweite Flagge gehisst wurde.
    Augenblicklich zogen die Frauen sich zurück, und die weißen Männer blickten verdutzt in die Gewehrläufe, die die Whakarau
auf ihre Köpfe richteten. Karanama Ngerengere, Anführer der Rifleman -Gruppe, erklärte ihnen in überraschend höflichen Worten, dass sie seine Gefangenen seien, dass ihnen aber nichts geschehen würde, wenn sie sich ohne Widerstand auf den Boden setzen und die Arme hinter dem Kopf verschränken würden.
    Ihre aussichtslose Lage ließ ohnehin keinen nennenswerten Widerstand zu, und so setzten sie sich auf die nassen Planken und empfanden ihre eigene Dummheit nur noch ein Mal als bis zum Erröten unangenehm: als Maata Te Owai und die anderen Frauen ihnen lachend die Zunge herausstreckten.

111.
    John Gowers war mit Commander Robert McClure gefahren, hatte die britischen Kapitäne Kellett, McClintock, den Admiral Belcher und viele andere kennengelernt. Im Bürgerkrieg hatte er die Ironclads, die gepanzerten Kanonenboote, von Admiral David Glasgow Farragut nach New Orleans gelotst, als Scout eine Zeit lang unter den Generälen Butler und Sherman gedient und mit dem

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