Fluch des Südens: Ein Fall für John Gowers (German Edition)
Andererseits war es für den klugen kleinen Yankee auf seiner Fährte nicht schwer, den riesigen Mann im Auge zu behalten, auch wenn er ihm einen gehörigen Vorsprung ließ.
Desmond Bonneterre dagegen gab die Verfolgung des flinken Jungen, der sein Leben und seine Sicherheit schon öfter der Kraft seiner Füße und Beine anvertraut hatte, mit schwer und schmerzhaft pumpenden Lungen schon nach wenig mehr als drei Straßenzügen auf. Täuschte er sich, oder hatte der Mulatte auch noch gelacht, als er, der Angehörige der überlegenen, der herrschenden Rasse, stehen blieb, die Hände auf die Knie stützte, Sterne vor seinen Augen sah und nur noch ausspucken wollte, ohne die Kraft dafür zu finden? Geschlagen taumelte Bonneterre nach kurzer Überlegung ins Gates zurück, weil er keine Lust verspürte, seine Niederlage einzugestehen. Egal, welche Nachrichten es geben würde, hier würden sie ihn am sichersten erreichen. Leider kannte Jason sich mit der Maschine der Deep South nicht aus und war tatsächlich nur der Hase gewesen, der die Gegner irreführen sollte.
Als sie sich dem Hafenviertel näherten, verfestigten sich die Vermutungen, die der Detektiv bereits seit einigen Minuten über das Ziel des Riesen angestellt hatte. Sie würden versuchen, per Schiff zu entkommen! Er wusste nicht, wie sie aus dem Haus kommen wollten, zweifelte aber nicht daran, dass sie es schaffen würden, wie sie bisher alles geschafft hatten. Allerdings war ihnen Gabriel Beale bisher auch noch nie so dicht auf den Fersen gewesen.
Er sah auf eine Entfernung von vielleicht dreißig Metern, wie Mr. Phineas an Bord eines der am Pier befestigten Schiffe ging, mimte sofort einen Betrunkenen und entzifferte den Namen Deep South , als er daran vorbeiwankte. Seine Gedanken rasten. Wie ließ sich diese Flucht noch verhindern? Ein Vorteil war, dass Spratts Boardinghouse nicht allzu weit entfernt war und er binnen zwanzig Minuten vier, fünf, sechs Männer hier haben konnte, um die Zugänge zum Schiff zu überwachen. Ein Vorteil war auch, dass der Riese das Schiff offenbar ganz allein fahrtklar machen musste, was zweifellos einige Stunden dauern würde.
Vielleicht war es ja möglich, ihn zu überwältigen und an seiner Stelle auf die Flüchtenden zu warten. Aber das, sagte sich Beale sofort, würde wohl kaum ohne Kampf und darum auch nicht geräuschlos
vonstattengehen; außerdem gab es womöglich ein Losungswort, schickte Moses vielleicht einen Beobachter vor und wäre gewarnt. Nein, die Bewachung des Schiffs und ein Überfall auf die Flüchtenden bei ihrer Annäherung schienen ihm das Sicherste. Aber was, wenn dieser Überfall fehlschlug?
Es war letztlich wohl nur seine von dem bloßen Gedanken an ein neuerliches Entkommen seiner Beute gekränkte Eitelkeit, die den höhnischen Satz in seiner Erinnerung wachrief, wo er ihn von nun an ständig wiederholte: »Brandstiftung?! Warum nicht gleich eine Bombe?«
Er hatte einmal einen Versicherungsbetrug auf dem Ohio untersucht und wusste, dass bei der Explosion eines Dampfschiffs jedermann nahezu blindlings von einem Kesselschaden ausging. Er wusste auch, dass schon eine relativ kleine Menge Pulver an der richtigen Stelle genügte, um eine tödliche Kettenreaktion auszulösen. Als Zünder hatten die Betrüger damals eine oder mehrere Patronen in einem angebohrten Stück Kohle verwendet. Bei einem anderen, dem berühmten Unfall der Effie Afton hatte das Ganze wohl ähnlich funktioniert. Man sprach nicht mehr viel darüber.
148.
Was bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht schiefgegangen war, schlug fehl, nachdem von Tempsky gefallen war. McDonnell, mit dem Zentrum übel zusammengeschlagen, befahl den Rückzug und schickte Hunter auf den rechten Flügel, um Fühlung mit den Rangern herzustellen und eine schlagkräftige Nachhut zu bilden, die die Maori beschäftigen sollte, bis alle auf dem Pungarehu-Pfad waren. Eine kluge Maßnahme, die allerdings nicht umgesetzt werden konnte, weil Hunter nur wenige Minuten später erschossen wurde und auch die Ranger inzwischen drei von vier Offizieren verloren hatten.
Zweimal waren sie vorgeprescht, um von Tempskys Leiche
zu bergen, und zweimal hatten die Maori dabei nur noch mehr Männer getötet. Also blieben sie in Deckung und wurden abgeschnitten, als »Fighting Mac« zurückging. Dass irgendetwas mit von Tempskys Truppe nicht stimmte, merkte McDonnell irgendwann daran, dass niemand den Feind daran hinderte, ihn zu verfolgen. Auf diese Weise zu seiner eigenen Nachhut
Weitere Kostenlose Bücher