Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Gefängnis auf der Insel bewacht hatte, weder sehen noch wittern können. Panik drohte sie zu überwältigen, doch sie kämpfte dagegen an, weil Panik einen niemals weiterbrachte.
Charles würde bereits nach ihr suchen. Aber als sie das unsichtbare Band kontrollierte, das sie mit ihm verband, war es so eng geschlossen wie immer in letzter Zeit. Wusste er nicht, dass sie verschwunden war? Isaac würde es ihm sofort erzählen. Aber was, wenn Isaac noch gar nichts ahnte? Was, wenn Heuter ihm erzählt hatte, dass Anna sich allein zurück auf den Weg zur Wohnung gemacht hatte? Das ergab allerdings keinen Sinn, denn Isaac würde die Lüge an Heuter riechen können– und Heuter wusste das. Er würde sich so weit entfernt halten müssen wie nur möglich, um sich den Werwölfen gegenüber nicht zu verraten.
Warum also hatte Charles die Verbindung zwischen ihnen nicht geöffnet?
Sie hörte Geräusche außerhalb des riesigen Raumes. Anna kauerte sich auf den Boden und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen, indem sie gleichmäßig atmete, um durch die geschlossenen Türen und die Wände lauschen zu können. Sie sprachen ziemlich laut, also war es nicht schwer, das meiste zu verstehen.
» …Hübsche. Ich mag die Frauen und die Hübschen am liebsten.«
» Ich dachte, du hättest entschieden, ein Superheld zu sein, Bulldogge?« Heuters Stimme war voller Spott.
» Es ist gut bezahlt«, sagte der Fremde. » Besser als die Hausmeisterei. Fürs Bodenwischen hat mir noch nie jemand einen geblasen; aber als ich eine Nutte vor ihrem Zuhälter rettete, habe ich es gekriegt. Die, die wir jetzt haben, ist hübsch. Ist sie nicht hübsch?«
» Nicht so hübsch wie die, die du hast entkommen lassen«, widersprach Heuter.
» Nicht mein Fehler. Nicht meine Schuld. Dieser große Wolf– er hätte mich umgebracht!« In der Stimme des Mannes lag ein Hauch von Hysterie, und seine Sprachmelodie klang irgendwie seltsam. » Du hast mir nicht gesagt, dass sie ein Monster dabeihaben. Werwölfe umzubringen ist nicht schwer. Ich habe alle umgebracht, die Onkel Travis mir geschickt hat. Warum ist der so schwer zu töten?«
» Die Hexe hat etwas getan«, antwortete Heuter. » Wandte Magie an, sodass der Wolf dich sehen konnte, und das muss ihn stärker gemacht haben. Das Mädchen hier ist seine Frau.«
» Er wird so wütend auf mich sein!« Es klang verängstigt.
Sofort beruhigte Heuter ihn. » Er muss uns erst einmal finden. Das hier ist die Letzte für dieses Jahr, dann ziehen wir weiter.«
» Ich kriege sie zuerst«, verlangte der andere Mann. Anna war sich ziemlich sicher, dass Heuter nicht das Feenwesen war – sonst hätte Beauclaire das sicherlich erkannt. Es musste also der andere Kerl sein. Keiner von ihnen klang alt, Lizzie hatte ihnen jedoch erzählt, dass ein Mann schon älter war. Anna redete sich dennoch ein, dass einer der Sprecher dem Feenvolk entstammte, denn so konnte dort niemand Unsichtbares mehr sein, um sie aus den Schatten zu belauern.
» Ich kriege sie zuerst, weil dieser Wolf mich verletzt hat. Ich darf sie verletzen. Ich werde sie nehmen, bis sie versteht, wer der Boss ist. Ich…«
So ging es weiter. Er redete sich in Rage und verwendete immer obszönere Begriffe, um detailliert zu beschreiben, wie er sich Annas Schicksal vorstellte. Sie blendete ihn bewusst aus. Das hatte sie gelernt, kurz nachdem sie verwandelt worden war und es noch keinen Charles gegeben hatte, der sie vor den verrückten Mistkerlen des kranken Chicago-Rudels rettete.
Sie konnte Charles nicht spüren. Er würde zu spät kommen, und das würde ihn zerstören. Sie zog an ihren Ketten, aber ihre Entführer hatten schon früher Werwölfe festgehalten. Auf keinen Fall konnte sie das Metall zerreißen. Sie pustete in ihre Hände, um das Brennen zu lindern, und dachte daran, wie Isaac erzählt hatte, dass Otten, der Wolf aus seinem Rudel, auf eine Chance gewartet und sie nie bekommen hatte.
Anna konnte es sich nicht leisten, zu warten– sie musste sich ihre eigene Chance schaffen, denn sie war bereits einmal ein Opfer gewesen. Und sie würde auf keinen Fall wieder zum Opfer werden.
Trotz ihrer Entschlossenheit hatte sie Angst. Ihre Chancen standen nicht gut– diesen Männern war es schon gelungen, eine Menge Leute umzubringen, Werwölfe und Angehörige des Feenvolkes. Etliche von ihnen waren zudem um einiges erfahrener darin gewesen, sich selbst zu schützen, als sie es war.
Der kranke, saure Geruch ihrer eigenen Angst brannte die letzten Reste
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