Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
wenn ich versucht hätte, es einzusetzen, und es hätte nicht funktioniert?«
Sie öffnete ihre Tasche, grub ihren Geldbeutel hervor und zog eine einfache weiße Karte heraus, die sie Beauclaire reichte. Auf Anna wirkte sie wie eine Visitenkarte, doch statt eines Namens stand nur das Wort GESCHENK in der Mitte der Karte.
Beauclaire nahm das kleine weiße Rechteck entgegen, und ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. » Und wie sind Sie darangekommen?«
Leslie wirkte unruhig– fast verlegen. » Sie ist echt, oder?«
Er nickte, während er immer noch mit der Karte spielte. » Sie ist echt, in der Tat.«
Die FBI -Agentin atmete tief durch. » Das kam so«, begann sie und erzählte eine Geschichte von Monstern, die Kinder und die Träume von Kindern fraßen– inklusive Leslies Welpen–, und von einer leidenschaftlichen alten Frau, die ein wenig über das Feenvolk Bescheid wusste, von einer Schuld und einem Handel, der geschlossen wurde.
» Können Sie die Karte einsetzen, um das Knie Ihrer Tochter zu heilen?«
Beauclaire schüttelte den Kopf und gab Leslie die Karte zurück. » Nein. Aber ich werde mich immer daran erinnern, dass Sie sie mir angeboten haben– und ich erteile Ihnen einen Ratschlag, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Der Feenmann, der Ihnen das gegeben hat, hegte die besten Absichten. Auch wenn wir uns kaum vermehren, neigen wir dazu, sehr lange zu leben. Treasach war sehr alt und auch mächtig. Aber der Tod holt uns letztendlich alle, und auch er ist von uns gegangen.«
Leslie steckte die Karte wieder ein und rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen, damit ihr Make-up nicht verschmierte. » Ich weiß nicht, warum ich mich so fühle. Es ist dumm. Ich habe ihn nur ein Mal getroffen, für weniger als zehn Minuten… aber… ich werde ihn nicht vergessen.«
» Nein«, stimmte Beauclaire ihr ernst zu, » Treasach war ein Wunder. Dichter, Kämpfer, einzigartiger Gefährte. Es gibt niemanden mehr wie ihn. Keiner von uns wird ihn je vergessen. Doch Feenmagie besitzt manchmal einen eigenen Willen. Dieses Geschenk wurde Ihnen gemacht, um eine Schuld zu begleichen. Er hatte es als Gabe und als Segen vorgesehen, aber sein Tod bedeutet, dass sein Wille keinen Einfluss mehr auf diese Magie hat. Benutzen Sie die Karte oder auch nicht, ganz wie Sie wollen– aber wenn Sie sie benutzen, wünschen Sie sich etwas Kleines, oder verwenden Sie sie für etwas, das ungefähr der Trauer eines guten Mannes entspricht, dem es unmöglich war, einem Kind den Schmerz über den Tod seines Welpen zu ersparen. Wenn Sie sich noch an seine genauen Worte erinnern, nutzen Sie diese dafür– durch seine Worte und seine Schuld wird diese Magie gezähmt. Wenn Sie mit Ihrem Wunsch darüber hinausgehen, wird sich Unangenehmes daraus entwickeln.«
» Gibt es im Feenvolk Heiler?«, fragte Anna.
» Heilung gehört zur Hohen Magie, und wir haben nur noch sehr wenige Heiler in unseren Reihen– die meisten von ihnen sind noch weniger vertrauenswürdig, als Treasachs Geschenk es wäre.« Er trank wieder einen Schluck von seinem Bier, dann nickte er Leslie zu. » Meine Tochter wird wieder laufen, aber sie wird nicht mehr tanzen. So ist es nun mal in der Welt der Sterblichen: Sie werfen sich ins Leben und gehen zerstört daraus hervor.«
» Sie hat überlebt«, tröstete Anna ihn. » Sie ist zäh, hat ihre Entführer auf Schritt und Tritt bekämpft. Sie wird es schaffen.«
Beauclaire nickte höflich. » Manche Sterbliche schaffen das. Manche erholen sich ganz wunderbar, nachdem ihnen schreckliche Dinge zugestoßen sind. Andere…« Er schüttelte den Kopf, nahm noch einen Schluck Bier und presste mit unterdrückter Wut hervor: » Manchmal bleiben die Gebrochenen gebrochen.« Er sah Anna an. » Warum erzähle ich Ihnen das alles?«
Anna zuckte mit den Schultern. » Die Leute reden mit mir.« Sie wusste nicht, was sie sonst erwidern sollte, also folgte sie einer Eingebung. » Ich befand mich auch einmal an dem Punkt, an dem Lizzie jetzt ist, misshandelt und vollkommen verängstigt. Jemand hat mich gerettet, bevor sie mich umbringen konnten. Im Vergleich dazu… Es ist tragisch, etwas zu verlieren, was man liebt. Aber Lizzie schien niemand zu sein, der denken wird, dass sie besser gestorben wäre– nicht auf lange Sicht.«
Beauclaire starrte in sein Glas. » Es tut mir leid, zu hören, dass Sie gerettet werden mussten.«
Wieder zuckte Anna mit den Achseln. » Was uns nicht umbringt, macht uns stärker, richtig?« Es klang fast
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