Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
des Chloroforms aus ihren Nebenhöhlen. Sie sammelte ihre Angst, das schmerzhafte Kopfweh und das Brennen, das sich vom Silber her durch ihre Muskeln ausbreitete, und wappnete sich damit gegen die Metallschellen, die sie an Hals, Handgelenken und Knöcheln hielten. Dann rief sie ihre Verwandlung herbei.
Ihre Kidnapper stammten nicht aus einem Werwolfsrudel; sie waren Menschen und Angehörige des Feenvolkes. Anna in Wolfsgestalt zu vergewaltigen war etwas völlig anderes, als ihr dasselbe anzutun, wenn sie keine scharfen Zähne und Klauen hatte, die jedem Berglöwen zur Ehre gereicht hätten.
Die Verwandlung tat immer weh. Immer. Und sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, den Schmerz dazu zu nutzen, sich hartnäckig durch das unheimliche Gefühl ihrer sich streckenden oder schrumpfenden Knochen, der wachsenden Muskeln und Zähne zu kämpfen, das so viel unerträglicher war als der Schmerz allein.
Dieses Mal war die Verwandlung viel schlimmer als gewöhnlich.
Ihr Kehlkopf brach unter dem Druck des silbernen Halsbandes. Dann heilte der Knorpel, nur um wieder zu brechen, weil ihr Körper in einem Metallgefängnis saß, das zu klein für ihn war. Sie dachte schon, sie hätte ihre Entführer um ihr Vergnügen betrogen, indem sie sich selbst umbrachte, als endlich etwas im Schließmechanismus knackte und sich löste. Das Schloss flog durch den Raum. Das Halsband fiel zu Boden und stieß dort mit einem harschen Geräusch gegen Kettenglieder.
Anna holte tief Luft, musste sich aber immer weiter konzentrieren, um genau im richtigen Moment ihre Arme, die langsam zu Vorderbeinen wurden, zurückzuziehen. Es musste in dem Moment geschehen, als sie noch Hände hatte, sie aber schon schmal genug geworden waren, um durch die Schellen zu passen. Ihre Handgelenke bluteten, und sie keuchte in dem Versuch, still zu bleiben. Dann entkam sie aus den fünf Zentimeter breiten Silberbändern, die sie gefangen gehalten hatten. Um die Manschetten an ihren Beinen machte sie sich keine Sorgen, da sie viel größer waren und die Wölfin einfach aus ihnen heraussteigen konnte.
Sie wartete, aber das Gespräch draußen brach nicht ab. Entweder waren sie zu abgelenkt, um etwas zu merken, oder sie erwarteten sogar, gewisse Geräusche von ihr zu hören. Oder ihre Ohren waren zu menschlich, um sie durch die Wand hören zu können, so wie es Anna möglich war.
Einen Moment lang blieb sie erschöpft auf dem Boden liegen– dann fiel ihr auf, dass immer mehr Zeit verging, ohne dass die Verwandlung fortschritt. Es war gefährlich, in halb verwandelter Form zu verbleiben, auch wenn einige dominante Wölfe es eine Weile durchhalten konnten. Sie suchte verzweifelt nach einem Weg, die Verwandlung wieder fortzusetzen, aber ihr Körper war erschöpft, zitterte vor Hunger und…
Sie hatten ihr irgendetwas gespritzt. Werwölfe waren überwiegend immun gegen Drogen und Alkohol. Ihr Stoffwechsel arbeitete zu schnell, aber sie hatten ihr trotzdem etwas verabreicht– und wahrscheinlich eine Menge davon. GHB oder Rohypnol wahrscheinlich– oder ein Betäubungsmittel, das sie ruhig halten sollte. Das Mittel konnte nichts gegen den Adrenalinstoß ausrichten, den der Gedanke ausgelöst hatte, sich hilflos in der Gewalt von Vergewaltigern und Mördern zu befinden– aber es verzögerte Annas Verwandlung.
Schmerzen durchliefen in Wellen ihren Körper, der nicht dazu gedacht war, lange Zeit in dieser Zwischenform zu verweilen. Flüssigkeiten, ob nun durchsichtig, rosa oder dunkelrot, entleerten sich auf den Boden des Käfigs. Sie suchte nach Charles und fand stattdessen den Mond.
Am nächsten Abend war Vollmond und das Locken des Himmelskörpers zu stark, um ihm zu widerstehen. Heute, kurz vor seiner Vollendung, verlieh er seiner bittenden Tochter seine Stärke. Mit zuckenden Bewegungen, die die Ketten über den Boden schleiften, weil ihre Muskeln sich bewegten, rissen und wieder zusammenfügten, vollendete Anna ihre Verwandlung.
Charles war tief in seiner Arbeit versunken. Bruder Wolf liebte die Jagd, selbst wenn sie im World Wide Web stattfand und nicht im realen Leben. Beide konnten ihre Beute förmlich riechen, schwach und zitternd, kurz außerhalb ihrer Reichweite. Also führte das erste Klopfen an der Tür nur zu einem genervten Knurren ihrerseits.
Als es erneut pochte, war es Bruder Wolf, dem auffiel, dass etwas nicht stimmte. Selbst konzentriert auf den Endspurt der Jagd waren seine Sinne noch geschärft, und sie verrieten ihm, dass die clevere FBI -Dame,
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