Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Boden an der Spiegelwand angebracht war, machte die Sache perfekt. Sie wurde in einem Käfig festgehalten, der von den Dachsparren eines Tanzstudios hing, nicht in einem Verlies oder einem feuchten versteckten Kellerraum. Als sie noch regelmäßig aufgetreten war, hatte einer ihrer Albträume sich darum gedreht, dass sie auf einer Bühne gefangen gehalten wurde, von der sie nur entkommen konnte, wenn sie » Alle Vögel sind schon da« rückwärts spielte, was eigentlich kein Problem gewesen wäre, wenn nicht jemand ihre Cellosaiten mit Geigensaiten vertauscht hätte. Ein Käfig in einem Tanzstudio schien doch immer noch besser als das, oder? Ehrliche Panik statt Frust und Peinlichkeit.
Sie musste hier raus!
Doch zunächst musste sie etwas gegen den verängstigt wirkenden Werwolf unternehmen, den sie in dem großen Spiegel sah.
Sie richtete sich höher auf und stellte die Ohren auf. Sofort erschien die Spiegel-Anna ein bisschen weniger erbärmlich. Es gelang ihr nicht ganz, gefährlich zu wirken– was Charles konnte, ohne sich auch nur darum zu bemühen–, aber zumindest wirkte sie nicht mehr verängstigt. Sie war kein Opfer.
Nachdem man sie in eine zum Tanzstudio umgebaute Scheune gebracht hatte, fragte Anna sich, ob es eine Verbindung zu Lizzie gab. Vielleicht hatte sie hier getanzt oder unterrichtet. Womöglich hatten die Killer sie so gefunden. Oder Beauclaire und seine Tochter standen einfach auf Cantrips mysteriöser und teils fehlerhafter Liste von Angehörigen des Feenvolks und anderen Übersinnlichen in den USA – eine Liste, zu der Heuter sicherlich Zugang hatte. Aber wenn eine Verbindung zwischen Lizzie und diesem Tanzstudio existierte, dann bestand die verschwindend geringe Chance, dass Charles das herausfand und sie rettete.
Inzwischen musste er wissen, dass Anna verschwunden war. Wenn er sie nicht durch das Band zwischen ihnen kontaktiert hatte, dann konnte er es nicht. Er musste einen anderen Weg finden. Aber das Tanzstudio würde ihn hierherführen… in ein paar Monaten oder so.
Und jetzt wirkte sie schon wieder erbärmlich. Sie hörte ein scharfes, klatschendes Geräusch– als wäre jemandem ins Gesicht geschlagen worden. Es folgte ein zweites Klatschen, und das Hintergrundgeräusch der Männer, die über Folter und Vergewaltigung fantasierten, brach abrupt ab.
» Du weißt, was ich dir gesagt habe.« Die Stimme eines alten Mannes, ein wenig zittrig, aber immer noch voller Kraft. Er sprach in einer sanften Tonlage, die Anna an Bran erinnerte, wenn er wirklich wütend war. » Wenn du diese Worte weiterhin benutzt, vergisst du dich irgendwann und verwendest sie auch in der Öffentlichkeit. Dann wirst du deinen schönen Job verlieren und dich auf der Straße wiederfinden, wo du um Brot betteln musst, weil ich dich nicht durchfüttern werde. Kein Kind meines Hauses wird jemals nutzlos und auf Stütze angewiesen sein!«
Jemand erwiderte: » Ja, Sir.« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
» Nur minderbemittelte Primitive benutzen solche Worte«, fuhr der alte Mann fort. » Nur Abschaum. Dein Vater mag Abschaum gewesen sein, aber deine Mutter war ein gutes Mädchen, und ihr Blut sollte stärker sein. Du beschämst sie, wenn du so redest.«
Die Stimme des alten Mannes veränderte sich ein wenig, als hätte er sich bewegt, aber gleichzeitig wurde sein Ton schärfer. » Und du, Les– was glaubst du, was du hier tust? Denkst du, ich weiß nicht, wo er das aufschnappt? Du hältst dich für so verdammt clever, aber du bist ein Nichts! Ein Niemand. Zu dumm fürs FBI , zu wehleidig fürs Militär. Du vergisst immer wieder, wer hier das Sagen hat oder wie unsere Mission lautet und was sie bedeutet. Ablenkung ist nicht hilfreich; du weißt, wie hart er daran arbeiten muss, normal zu wirken. Willst du, dass man ihn erwischt? Wie weit würdest du ohne Benedict bei dem Versuch kommen, die Kreaturen zu zerstören, die dieses Land übernehmen? Willst du uns ruinieren?«
» Nein, Sir.« Heuter klang kleinlaut, aber unter seinem demütigen Tonfall lauerte pures Gift. » Es tut mir leid, Onkel Travis.«
» Du bist kein Kind mehr«, entgegnete der alte Mann streng. Anscheinend bemerkte er die unterschwellige Ablehnung in der Haltung des jüngeren Mannes nicht. » Fang endlich an, dich auch so zu benehmen! Was machen wir hier?«
» Wir retten unser Land.« Heuters Stimme wurde fester, fast militärisch– und er sagte die Wahrheit. » Wir sorgen für die Sicherheit seiner Bürger, indem wir den Abschaum
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