Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
nicht im Internet selbst bewegen wollten. Dort rief er eine Liste von Travis Heuters Steuerunterlagen auf, die er bei einem früheren Besuch der Steuerdatenbank kopiert hatte.
» Ich glaube nicht, dass Sie Zugang zu diesen Informationen haben sollten«, meldete sich Leslie zu Wort.
» Schau nicht hin!«, wies Goldstein sie an, der über Charles’ Schulter spähte. » Wir haben keinerlei illegales Hacking bemerkt.« Dann pfiff er fröhlich. » Travis Heuter gehört die halbe Welt.«
Charles suchte nach Massachusetts und fand eine Adresse.
» Die nicht«, murmelte Isaac. » Das liegt in der Innenstadt. Du suchst nach etwas, das fünfzehn Kilometer südwestlich von hier liegt.– Nein, das auch nicht. Das ist im Norden. Da! Dedham. Eine meiner College-Freundinnen hatte ein Pferd dort, und Entfernung und Richtung stimmen.«
Charles wollte sich auf keinen Fall irren, also prägte er sich die Adresse ein, durchsuchte aber weiter die Liste, bis er wieder am Anfang ankam. Es war Dedham, oder er würde einfach der Verbindung zu Anna folgen müssen. Auf jeden Fall war Heuter erledigt.
Charles überlegte, ob er noch Zeit hatte, dann schaute er noch die Adresse auf einer anderen Darknet-Seite nach, die sich auf offizielle und inoffizielle Grundstücksinformationen spezialisiert hatte. Das Darknet stellte eine ziemlich ermüdende Mischung aus Verschwörungstheoretikern, brillanten Hackern und krankhaften Kontrollfanatikern dar. Travis Heuters Haus in Dedham war ein großes zweistöckiges Farmhaus mit Scheune auf einem 2,2 Morgen großen Stück Land, das vor fünf Jahren für fast eine Million Dollar verkauft worden war. Charles druckte einen Plan des Hauses und die letzten Bebauungspläne des Grundstücks aus, faltete sie und schob sie sich in die Tasche.
» Einer aus meinem Rudel wartet unten mit einem Lieferwagen auf uns«, informierte Isaac ihn. » Sollen wir gehen?«
Charles war so auf Anna konzentriert gewesen, dass er vollkommen vergessen hatte, dass sie ein Auto brauchen würden, um seine Gefährtin zu erreichen. Wahrscheinlich war es besser, wenn er nicht selbst fuhr.
12
D ie Schmerzen der Verwandlung ließen Anna keuchen. Ihre Muskeln zitterten wie wild, und sie redete sich ein, dies geschähe aus demselben Grund. Sie fühlte sich schwächer, als sie sich in Wolfsgestalt je gefühlt hatte, außerdem roch sie falsch. Vielleicht unter Drogen gesetzt oder krank.
Der Mann– nicht Les Heuter– geiferte immer noch im anderen Raum. Sehr bildlich und prägnant beschrieb er, was er alles mit ihr anstellen wollte… was bedeutete, dass sie sich entweder fast so schnell verwandelt hatte wie Charles oder er seit fünfzehn bis zwanzig Minuten redete. Sie tippte auf Letzteres.
Heuter ermunterte den anderen Mann, der anscheinend Benedict hieß, ergänzte unangenehme Details oder verspottete ihn– was immer auch notwendig war, damit sein Gegenüber sich weiter in seine Fantasien hineinsteigerte. Heuter dachte wahrscheinlich, dass Anna alles hörte und verängstigt in ihrem Käfig kauerte.
» Erinnerst du dich, was wir mit diesem Mädchen in Texas gemacht haben?«, fragte Heuter.
» Die mit dem Schmetterlingstattoo?«
» Nicht die; die große…«
Anna kam auf die Pfoten und schüttelte sich in dem Versuch, ihre Muskeln zu beruhigen– und auch, um nicht verängstigt in ihrem Käfig zu kauern, noch bevor sie ihr irgendetwas angetan hatten. Sie gab sich alle Mühe, die Männer auszublenden und zu einem Hintergrundgeräusch verblassen zu lassen, wie ein schlechtes Lied im Radio.
Sie brauchte etwas anderes, worauf sie sich konzentrieren konnte.
Schon als Mensch sah sie im Dunkeln ziemlich gut. In ihrer Wolfsgestalt war ihre Nachtsicht noch besser. Ihr Käfig hing ungefähr sechzig Zentimeter über einem polierten Boden, der in dem großen offenen Raum fast seltsamer wirkte als der Käfig selbst. Eine leise Duftnote verriet ihr, dass das Gebäude ursprünglich eine Scheune gewesen war, die jemand jedoch in ein Tanzstudio umgewandelt hatte. Am anderen Ende des Raumes, an der Stirnseite, stand eine Holzbank, auf der ein paar Ballerina-Schuhe lagen und etwas, das aussah wie … der Münzgürtel einer Bauchtänzerin.
Neben der Bank war eine Ecke des Raums abgetrennt, und an der Tür hing ein BÜRO -Schild. Die Längsseite wurde von einer Spiegelwand eingenommen. Die Spiegel reflektierten Annas Bild, und sie sah immer noch aus, als hätte sie panische Angst. Ein langer Handlauf, der ungefähr neunzig Zentimeter über dem
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