Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
schnell, aber ohne übermäßige Eile an, während sie ihn beobachtete. Charles beim An- und Ausziehen zuzusehen war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen– es war noch besser, als Weihnachtsgeschenke ein- und auszupacken. Werwölfe wirkten grundsätzlich jung, gesund und muskulös– was ziemlich attraktiv war. Aber alle anderen waren nicht wie Charles. Seine Schultern waren breit, und seine dunkle Haut hatte einen seidigen Glanz, der Anna einlud, ihn zu berühren. Sein langes mitternachtsschwarzes Haar duftete…
» Wenn du damit nicht aufhörst«, meinte er milde und hielt inne, das T-Shirt nicht ganz über die Schultern gezogen, sodass sie seine glatte Rückenmuskulatur kurz über der Hose bewundern konnte, » muss unser netter Besucher vielleicht noch etwas länger warten.«
Anna lächelte und fuhr ihm mit einem Finger langsam über die Wirbelsäule. Dann drückte sie ihr Gesicht gegen seinen Rücken und atmete tief durch. » Ich habe dich vermisst«, gestand sie.
» Ja?«, vergewisserte er sich leise. Dann raunte er ihr noch leiser zu: » Ich bin noch nicht wieder auf dem Damm.«
» Ob zerstört oder heil«, erklärte sie ihm mit einem tiefen Knurren, » du gehörst mir. Das solltest du besser nicht mehr vergessen!«
Charles lachte– kurz und glücklich. » In Ordnung. Ich ergebe mich. Verfolg mich nur nicht mit deinem Nudelholz!«
Anna zog sein T-Shirt nach unten und strich es glatt. » Dann mach nichts, was mich dazu zwingt!« Schließlich schlug sie ihm leicht auf die Schulter. » Und das ist dafür, dass du das Nudelholz meiner Großmutter nicht achtest!«
Er drehte sich zu ihr um. Seine nassen Haare hingen in Strähnen um seine Schultern. Sein Blick war ernst, auch wenn seine Mundwinkel zuckten: » Ich würde niemals das Nudelholz deiner Großmutter missachten. Dein altes Rudel hat alles in seiner Macht Stehende getan, um dich in ein Opfer zu verwandeln, und als dieser verrückte Wolf sich auf mich stürzen wollte, hast du dir trotzdem das Nudelholz geschnappt, um mich vor ihm zu beschützen, obwohl du panische Angst vor ihm hattest. Es war das Tapferste, was ich in meinem Leben gesehen habe. Und wahrscheinlich das erste Mal seit meiner Kindheit, dass jemand versucht hat, mich zu verteidigen.«
Er berührte ihre Nase, beugte sich vor…
Wieder klingelte es an der Tür, diesmal länger, als würde jemand langsam ungeduldig.
Mit halb geschlossenen Augen sah Charles die Tür an, wie er sonst einen Grizzly oder einen Waschbären angestarrt hätte, der ihm seine Jagd vermasselt hatte.
» Ich liebe dich auch«, murmelte Anna, obwohl sie über die Störung mindestens so wütend war wie Charles. » Lass uns schauen, was Lizzies Vater zu sagen hat!«
Wieder läutete es.
Charles atmete tief durch, fuhr sich mit den Fingern durch die nassen Haare, um die schlimmsten Knoten zu lösen, warf einen Blick in den Wandspiegel und erstarrte.
» Charles?«
Seine Seite der Verbindung wurde so schnell geschlossen, dass Anna ein leises Keuchen nicht unterdrücken konnte, aber er machte doch nicht schnell genug dicht, als dass sie nicht seine Motivation hätte spüren können: Er wollte sie beschützen. Charles sah sie nicht an, stattdessen verließ er mit großen Schritten das Schlafzimmer, als es erneut klingelte.
Sie dagegen blieb vor dem Spiegel stehen und versuchte zu erkennen, was ihn so sehr beunruhigt hatte. Die Stimmen von zwei Männern und einer Frau drangen durch die Tür. Der Spiegel hing leicht schräg in einem einfachen, aber soliden Rahmen, und sie sah darin nur ihr eigenes Bild und die Reflexion der Wand hinter ihr. Rechts von ihr, neben der Tür zum Badezimmer, hing das Ölgemälde eines Bergpanoramas. Direkt hinter ihr befanden sich cremefarbene Vorhänge vor dem Fenster, durch das nichts zu erkennen war als die Dunkelheit der Nacht.
Was hatte Charles gesehen? Wovor wollte er sie beschützen?
Als Anna schließlich das Schlafzimmer verließ, stand Alistair Beauclaire bereits in der Wohnung– genauso wie die Special Agents Fisher und Goldstein.
» Ich dachte«, sagte Beauclaire gerade, » dass es Zeit sparen würde, wenn wir uns alle treffen und die Karten auf den Tisch legen. Das Leben meiner Tochter ist wichtiger als politische Manöver und Geheimnisse.« Das von einem Angehörigen des Feenvolkes zu hören, war etwas schockierend. Anna hatte bis jetzt nicht viel mit dem Feenvolk zu tun gehabt, aber selbst sie wusste, dass sie niemals jemandem mehr Informationen gaben als unbedingt
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