Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
nötig.
Beauclaire sah Charles an und musste dabei den Kopf in den Nacken legen.
» Ich weiß, wer Sie sind«, verkündete der Feenmann. » Sie könnten tatsächlich eine Chance haben, meine Tochter zu finden, aber nicht, wenn wir alle über die Geheimnisse stolpern, die wir nicht offenbaren dürfen.« Mit einem kurzen Seitenblick band er die FBI -Agenten in das Gespräch ein. » Wenn Sie etwas zurückhalten, was dafür sorgen könnte, dass wir Elizabeth auch nur eine Minute früher finden, werden Sie es bereuen! Wir werden heute Nacht über Dinge reden, die kein Außenseiter weiß– im Vertrauen darauf, dass Sie dieses Wissen einsetzen, um den Killer aufzuhalten.«
Leslie kniff angesichts dieser Drohung die Augen zusammen, aber Goldstein reagierte überhaupt nicht. Nicht einmal sein Pulsschlag beschleunigte sich: Er wirkte einfach nur noch müder und zerbrechlicher als beim ersten Treffen mit Anna und Charles.
» Ich versichere Ihnen«, erklärte Goldstein Beauclaire, » dass wir alles daransetzen werden, Ihre Tochter schnell zu finden. Wenn wir Ihren Bedingungen nicht zugestimmt hätten, wären wir nicht hier– ganz gleich, welche Fäden Sie gezogen haben.«
Anna fragte sich, wie das FBI oder Beauclaire herausgefunden hatten, wo sie und Charles wohnten. Die Wohnung gehörte einer kleinen Firma, die wiederum zu einer größeren Firma gehörte, und so weiter und so fort bis in die Unendlichkeit. Das Konstrukt im gesamten gehörte Aspen Creek Inc., was bedeutete: dem Marrok.
Unangemeldet aufzutauchen kam einem Machtspielchen gleich, das vermittelte: Ihr könnt euch nicht vor uns verstecken. Es wirkte ein wenig zu aggressiv für das FBI : Sie und Charles waren keine Verdächtigen. Anna vermutete eher, dass Beauclaire für den frühmorgendlichen Besuch verantwortlich war. Wahrscheinlich wollte er mit seinem unangekündigten Erscheinen in ihrem Revier seine Dominanz klarstellten – und damit seine Führungsrolle bei der Jagd nach seiner Tochter einfordern. Ihr war bewusst, was er damit zu erreichen hoffte, aber es würde bei Charles nicht funktionieren. Es könnte ihren Gefährten sogar noch gefährlicher machen, falls Charles beschloss, es als Beleidigung aufzufassen. Seine Miene war im Moment vollkommen undurchdringlich, was Anna zumindest verriet, dass er eine Menge Dinge fühlte, von denen sie nichts wissen sollte.
Anna versuchte, wütend zu werden, damit sie sich nicht verletzt fühlte oder sich sorgte, aber Charles war ein dominanter Wolf. Diese Dominanz bedeutete auch, dass er sich um das kümmerte, was er als sein Eigentum betrachtete. Ganz oben auf dieser Liste stand seine Ehefrau, seine Gefährtin. Also würde Charles sie um jeden Preis beschützen, auch wenn er befürchtete, dass etwas sie durch die Verbindung zwischen ihnen angreifen könnte.
Er hatte dabei jedoch etwas Wesentliches vergessen: Er gehörte ihr. Ihr. Er verletzte sich selbst, um sie zu beschützen, und dem würde Anna ein Ende bereiten. Bloß nicht jetzt. Nicht öffentlich. Ein guter Jäger braucht Geduld.
Charles warf einen kurzen Blick zu Anna. Sie kniff die Augen zusammen, um ihm zu sagen, dass die Wut, die er fühlte, gegen ihn selbst gerichtet war. Er zog eine Augenbraue hoch, während sie ihr Kinn vorschob.
Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Eindringlinge und deutete wortlos auf das große Sofa vor dem Fernseher. Für sich selbst zog er einen Holzstuhl unter dem Esstisch heraus und stellte ihn auf die andere Seite des Couchtisches.
Die FBI -Agenten setzten sich auf die Sofakante. Goldstein schien eher müde als interessiert, aber Leslie Fisher beobachtete Charles aufmerksam. Sie sah ihm nicht in die Augen und forderte ihn nicht heraus, sondern musterte ihn nur. Das hätte Anna normalerweise beunruhigt, doch in Leslies Blick lag kein persönliches Interesse. Er sprach eher von kühler Beobachtung als von körperlicher Anziehung.
Beauclaire dagegen ließ sich in das Sofa zurücksinken, als würde ihm nie der Gedanke kommen, dass dies von Nachteil wäre, sollte er schnell aufspringen müssen. Seine Körpersprache verkündete: Ich habe vor niemandem im Raum Angst. Charles’ Körpersprache – er saß entspannt mit locker verschränkten Armen und zur Seite geneigtem Kopf auf seinem Stuhl – sagte: Du langweilst mich; kämpfe und stirb – oder lass mich in Ruhe!
Anna zog sich einen weiteren Stuhl heraus, stellte ihn neben Charles’ und setzte sich. » In Ordnung«, sagte sie, um das Testosteronduell zu
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