Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
eines Jungen, der eigentlich mit seinen Freunden spielen sollte und stattdessen von den Spuren der Autopsie gezeichnet auf einer Bahre lag.
Bruder Wolf neben ihr knurrte, doch das Geräusch war tief genug, dass sie davon ausgehen konnte, dass keiner der Menschen es wahrnahm. Charles war als Wolf gekommen– wieder einmal. Anna vergrub ihre Finger in seinem Nackenfell und schluckte schwer, bevor sie versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die kleine Leiche. Selbst die Sorge um ihren Gefährten war besser als ein totes Kind.
Charles hatte ihr versprochen, dass er ihr sagen würde, wenn es schlimmer würde– aber er hatte die Verbindung zwischen ihnen nicht wieder geöffnet, nicht einmal weit genug, um in Wolfsgestalt mit ihr reden zu können.
» Seine Familie sollte ihn eigentlich heute abholen«, informierte der Mann sie, der sie in den Raum geführt hatte. Er trug frische OP -Kleidung– entweder fing sein Arbeitstag gerade erst an, oder er hatte sich für sie umgezogen. » Es war einfach, sie davon zu überzeugen, ihn noch bis morgen hierzulassen, als ich ihnen erklärt habe, dass ein Werwolf angeboten hat, nach Spuren zu suchen, die wir nicht sehen können.«
» Sie haben seinen Eltern nicht erzählt, dass Sie mich ebenfalls gerufen haben?«, fragte die Hexe, die aussah, als wäre sie direkt einer Sitcom der Siebzigerjahre entsprungen: mittleres Alter, ein wenig untersetzt, ein wenig verknittert, unmögliche rote Haare und Kleidung, die ihr nicht ganz passte. » Der Werwolf ist nebensächlich und hat, wie ich hinzufügen möchte, die Hexe angefleht zu kommen– und Sie haben mich nicht einmal erwähnt?!« Die Todesdrohung in ihrer Stimme schaffte es ganz gut, jeden Eindruck von Komik zu verdrängen, aber Anna musste trotzdem an Dornröschen und die böse Fee denken, die sich gekränkt fühlte, weil man sie nicht eingeladen hatte.
Im Allgemeinen mochte Anna Hexen nicht. Sie rochen nach den Schmerzen anderer und verursachten gern Probleme. Aber diese Frau hier hätte sie wahrscheinlich auch nicht gemocht, wenn sie keine Hexe gewesen wäre.
Dr. Fuller– Anna hatte es verpasst, als Leslie ihn im Leichenschauhaus vorstellte, weil sie zu sehr mit den Gerüchen dieses Ortes beschäftigt gewesen war, aber er trug ein Namensschild– runzelte die Stirn. » Er stammt aus einer tiefgläubigen Baptistenfamilie. Werwölfe haben sie schon fast an ihre Grenzen getrieben. Ich glaube nicht, dass sie die Gegenwart einer Hexe gut aufgenommen hätten.«
Die Hexe lächelte. » Wahrscheinlich nicht«, stimmte sie fröhlich zu, als wäre sie nicht noch vor einer Minute beleidigt gewesen.
Isaac hatte Anna gewarnt, dass die Hexe seiner Wahl ein wenig instabil war. Er hatte ihr auch erzählt, dass sie nicht allzu mächtig war, weshalb sie nur wenig Schaden anrichten konnte. Er kannte noch eine andere Hexe, die gelegentlich für sein Rudel arbeitete, aber sie war sehr verschwiegen und um einiges gefährlicher. Die Hexe, die jetzt anwesend war, Caitlin (kein Nachname), würde ihnen alles erzählen, was sie herausfand, nur um zu beweisen, wie viel sie wusste. Die andere hätte ihr Wissen für sich behalten, entweder um es später selbst einzusetzen oder weil es ihr einfach Spaß machte. Das hätte Lizzie nicht im Geringsten geholfen.
» Richten Sie ihnen bitte aus, wie sehr wir ihre Kooperationsbereitschaft zu schätzen wissen«, meldete sich Heuter, der junge Cantrip-Agent, zu Wort. Er war aufgetaucht, als sie vor dem Gebäude, in dem sich die Leichenhalle befand, auf die Hexe gewartet hatten. Er hatte behauptet, jemand hätte ihm erzählt, dass sie sich die Leiche ansehen wollten, aber aus Leslies Verhalten (höflich, aber reserviert) war zu schließen, dass sie es nicht gewesen war.
Goldstein war wegbeordert worden, um den Fall mit jemandem von der Bostoner Polizei zu besprechen, also waren sie zusammen mit Heuter fünf Personen im Raum. Wären sie noch mehr gewesen, hätten sie die Tür des kleinen Zimmers offen stehen lassen müssen.
Dr. Fuller zog das Tuch zurück. » Jacob Mott, acht Jahre alt. Das Wasser in seinen Lungen verrät uns, dass er ertrunken ist. Jogger fanden ihn früh am Morgen am Strand von Castle Island, wo er angeschwemmt wurde. Seine Eltern haben uns gesagt, dass er keine Ohrlöcher hatte, also muss der Killer beide Ohren durchstochen haben– auch wenn nur am linken eine Marke hängt. Die Marke liegt bei den Beweismitteln.«
Anna ließ die Worte über sich hinwegrauschen. Sie waren
Weitere Kostenlose Bücher