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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Werlin
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»Bist du okay?«, fragte Lucy.
    »Ja. Es ist nur– diesmal geht es nicht um Jeff, sondern um mich. Ich hab ein Problem.« Sarah machte eine rasche Handbewegung. »Aber jetzt müssen wir zum Training.«
    Lucy legte den Arm um die Schultern ihrer Freundin und drückte sie. »Wenn du willst, können wir später darüber reden.«
    Sarah nickte und versuchte zu lächeln.
    Lucy zog sich um, und dann gingen sie zusammen zum Sportplatz der Schule, um auf dem Innenfeld der 400-m-Bahn Dehnübungen zu machen. Zwar unterschied sich Lucys Hürdentraining von Sarahs Langlauftraining, aber trotzdem trainierten sie so viel wie möglich gemeinsam.
    Während sie Seite an Seite ihre Beine dehnten, konnte Sarah dann doch noch ihr Herz ausschütten. Lucy hörte sich alles geduldig an, auch das, was sie schon viele Male zuvor gehört hatte. Aber als Sarah sagte: »Wir waren uns von Anfang an einig, dass es zwischen uns nichts Ernstes ist. Jeff hat recht, es ist mein Problem, dass ich so eifersüchtig bin, nicht seins, weil er nichts falsch macht«, konnte Lucy nicht länger an sich halten.
    »Sarah, bitte. Das Problem ist doch nicht, dass du eure Beziehung ernster nimmst als Jeff. Deine Einstellung ist nicht verkehrt, und es ist auch nicht falsch, dass Jeff es anders sieht. Begreifst du denn nicht? Ihr passt einfach nicht zusammen. Du solltest dich damit abfinden und dich nach jemand anderem umsehen.«
    »Aber ich will niemand anderen! Jeff ist so witzig, so klug und gut aussehend, und ich liebe ihn. Wenn ich doch nur meine Gefühle kontrollieren könnte–«
    »Dann sei ihm einfach nur eine gute Freundin, und basta. Wenn du mehr willst, such dir einen, der dir nicht ständig wehtut. Auch wenn Jeff dich nicht absichtlich verletzt, wehtut es trotzdem, stimmt’s?«
    Lucy packte ihren Fuß und zog ihn auf einem Bein stehend hinter sich, um ihren Quadrizeps zu dehnen. Sie beschloss, ihrer Freundin nicht zu sagen, dass Jeff sehr wohl wusste, dass er Sarah verletzte, und dass es ihm egal war, solange er bekam, was er wollte– nämlich mit Sarah nur dann zusammen zu sein, wenn er Lust dazu hatte.
    Sarah schwieg eine Weile und konzentrierte sich auf ihr Stretching. Dann meinte sie: »Lucy, ich glaube nicht, dass du das verstehst. Ich kann meine Gefühle nun mal nicht kontrollieren. Ich kann mich nicht einfach nach jemand anderem umsehen. Ich weiß genau, was und wen ich will.«
    Lucy wechselte auf das andere Bein. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Aber es tut dir doch so weh. Das kann nicht richtig sein.«
    »Liebe tut nun mal weh«, erklärte Sarah. »Das ist okay. Das muss so sein.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Lucy. »Sieh dir Soledad und Leo an.«
    »Bei Leuten, die schon zig Jahre verheiratet sind wie deine Pflegeeltern, ist das was anderes«, meinte Sarah ungeduldig. »Aber wenn du zum ersten Mal verliebt bist, muss es schlimm sein. Schlimm, ungewiss, schaurig, wundervoll, verwirrend, alles auf einmal. Dann weißt du, dass es wahre Liebe ist. Du musst aus tiefstem Herzen und leidenschaftlich lieben. Und das tut eben weh.«
    Lucy setzte sich auf den Boden, grätschte die Beine und beugte Kopf und Oberkörper nach links. »Ich weiß nicht.« Als sie sich nach rechts beugte, saß Sarah neben ihr und sah ihr direkt ins Gesicht.
    »Sieh mal, Lucy, du kannst dir doch nicht einfach eine Liste anlegen mit Eigenschaften, die zu dir passen, und dir danach deinen Freund aussuchen. Du musst dein Herz fragen. Und wenn Liebe nicht manchmal wehtut, nun, dann…« Sarah legte eine Hand aufs Herz. »Dann liebst du vielleicht nicht wirklich.«
    »Oh, bitte!« Lucy setzte sich aufrecht hin. »Kann man nicht Herz und Verstand befragen? Sollte nicht beides in Einklang sein? Und außerdem sag ich dir noch mal, mir gefällt das mit dem Schmerz nicht. Anhaltender Schmerz signalisiert dem Körper, dass etwas nicht stimmt.«
    »Aber wir sprechen vom Herzen, nicht vom Körper.«
    »Wo ist da der Unterschied? Schmerz sollte man immer vermeiden.«
    Sarah musste lachen. »Ach wirklich? Ist das deine neue Philosophie? Dann erklär mir das mal heute nach dem Training.«
    Lucy setzte ihre Dehnübungen fort und beugte sich wieder nach links. »Okay, obwohl ich Intervalltraining hasse, mache ich es trotzdem. Aber das ist nicht dieselbe Art von Schmerz, und das weißt du.«
    Es war schön, Sarah lachen zu hören, auch wenn Lucy zugleich klar war, was der abrupte Themenwechsel bedeutete: Sarah hatte genug und wollte keine weiteren Ratschläge hören. Bestimmt

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