Flucht aus der Zukunft
öffentlichen Vertreter der Hohen Regierung noch ein Triumvirat gebildet hatten. Kloofman und zwei andere, deren Namen er bereits vergessen hatte. Dann war eines Tages Danton aufgetaucht, und man hatte die Bilder der beiden anderen abgenommen. Zweifellos würden eines Tages auch Kloofman und Danton verschwinden, und in den öffentlichen Gebäuden würde man zwei oder drei neue Gesichter sehen. Pomrath beschäftigte sich nicht sehr eingehend mit dem Personalwechsel der Hohen Regierung. Wie die meisten Menschen hatte er seine Zweifel an der Existenz von Kloofman und Danton. Es gab genug Gründe zu der Annahme, daß die Komputer das ganze Leben steuerten und daß sie es seit einem guten Jahrhundert taten. Und doch nickte er den Tri-Di-Bildern ehrfürchtig zu, als er das Gebäude betrat. Was wußte er? Vielleicht beobachtete ihn Danton hinter dem Bild aus kalten Augen.
Die Halle war überfüllt. Pomrath schlenderte zur Mitte und genoß einen Augenblick das Summen und Klappern der Maschine. Zu seiner Linken war der Rote Speicher, der für Stellentausch zuständig war. Hier hatte Pomrath nichts verloren. Man mußte erst eine Arbeit haben, bevor man sie wechseln konnte. Direkt vor ihm befand sich der Grüne Speicher – für Arbeitslose wie er. Rechts von ihm stand der Blaue Speicher, wo sich neue Mitglieder um Arbeit bewarben. Vor jedem der Speicher war eine lange Reihe von Wartenden. Ganz rechts ein paar Halbwüchsige; links ein paar übereifrige Mitglieder der Klasse Zehn, die sich nach einer Beförderung umsahen. Und vor ihm die Schlange der Arbeitslosen.
Es ging schnell vorwärts. Niemand sprach mit ihm. Pomrath stand inmitten der Menge wie auf einer einsamen Insel und überlegte, wie schon so oft, wann sein Leben eigentlich abgeglitten war. Er wußte, daß er einen hohen Intelligenzquotienten besaß. Gute Reflexe. Entschlossenheit, Ehrgeiz und Beweglichkeit. Er hätte jetzt Klasse Acht sein können, wenn alles nach seinem Willen gegangen wäre.
Aber das war es nicht. Er hatte sich als technischer Mediziner ausbilden lassen, da er wußte, daß selbst in einer geordneten Welt immer Kranke waren und er somit immer eine Beschäftigung haben würde. Leider waren viele junge Männer seiner Generation zu dem gleichen Schluß gekommen. Es war wie bei diesen Wettrennen. Man suchte sich einen Favoriten heraus, auf den man setzen konnte. Man beurteilte seine Fähigkeiten, man besah sich seine Kondition. Man ging mit aller Schläue zu Werk. Aber die anderen waren ebenso schlau. Wenn man einen wirklich überragenden Kandidaten ausmachen konnte, setzten sie auch auf ihn und drückten die Gewinne. Und doch gab es manche, die einen potentiellen Sieger schneller als andere erkannten und die dicken Gewinne einstrichen. Es lag nicht an der Ungerechtigkeit der Welt, dachte Pomrath seufzend. Aber das Universum war einfach gleichgültig.
Er hatte auf die sichere Sache gesetzt, und so war sein Gewinn klein gewesen. Ein paar Wochen Arbeit, viele Monate Nichtstun. Pomrath war ein guter Techniker. Seine Fähigkeiten waren mindestens so groß wie die eines guten Arztes vor ein paar Jahrhunderten. Heute befanden sich die wirklichen Ärzte – es gab nur noch ganz wenige – in Klasse Drei, direkt unter der Regierungsschicht. Aber Pomrath, als technischer Mediziner, steckte im Sumpf der Klasse Vierzehn mit all ihren Unannehmlichkeiten, und er konnte nur höher hinaufgelangen, wenn er mehr Erfahrung sammelte. Aber wie sollte er das, wenn er keine Arbeit bekam?
Welche Ironie, dachte er. Joe Quellen, der überhaupt keine Spezialkenntnisse hat, sitzt in Klasse Sieben. Und ich stehe um das Doppelte unter ihm. Aber Quellen war eben ein Mitglied der Regierung – nicht der Hohen Regierung natürlich, die die Politik machte, aber immerhin –, und so mußte Quellen einen gewissen Status bekommen. Sie mußten ihn einfach in eine höhere Klasse stecken, um seine Autorität zu bekräftigen. Pomrath kaute an einem Fingernagel und überlegte, weshalb er nicht so schlau gewesen war, in den Regierungsdienst zu gehen.
Doch dann mußte er sich gestehen: die Möglichkeiten dort waren noch schlechter. Quellen hatte Glück gehabt. Vielleicht auch ein wenig Geschick. Pomrath mußte es widerstrebend zugeben. Wenn ich in den Regierungsdienst getreten wäre, statt Mediziner zu werden, säße ich heute als kleiner Angestellter in Klasse Vierzehn, und mein einziger Vorteil gegenüber jetzt wäre eine geregelte Arbeit.
Pomrath war an der Spitze der Schlange
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