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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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betrachtete den grauen Metallkasten liebevoll. Was gab es Besseres als einen Butler, der auf den Alkoholkreislauf seines Herrn programmiert war!
    »Rum, abgeseiht«, sagte Pomrath.
    Der spinnenartige Arm aus Titanfiber reichte ihm das Getränk. Er schlürfte voll Genuß. Hundert Meter vom Ufer entfernt stiegen plötzlich Blasen aus dem Wasser auf, als ob irgendein Ungeheuer durch die Tiefe zöge. Und dann kam eine lange Korkenziehernase an die Wasseroberfläche. Ein Metallkrake, der ihm einen Besuch abstatten wollte. Pomrath machte eine Verteidigungsbewegung, und sofort bildeten die Wachzellen der Insel einen Staketenzaun aus Kupferdraht. Zwischen den Kupferdrähten schimmerte ein Verteidigungsschirm.
    Der Krake kletterte ans Ufer. Er griff den Verteidigungsschirm nicht an. Sechs Meter maß das graugrüne Ding, als es sich ganz aus dem Wasser erhoben hatte. Es warf einen Schatten über Helaine und Pomrath. Die Augen waren groß und gelb. In dem röhrenförmigen Schädel öffnete sich ein Deckel, und eine Plattform wurde nach oben geschoben, auf der ein menschliches Wesen stand. Der Krake war also nichts als ein Transportmittel, dachte Pomrath. Er erkannte die Gestalt, die ans Ufer kam, und senkte den Verteidigungsschirm.
    Es war Danton.
    Kühle Augen, eine scharfe Adlernase, schmale Lippen und eine dunkle Gesichtshaut verrieten eine sehr gemischte Vorfahrenschaft. Als der mächtige Mann aus Klasse Eins ans Ufer trat, nickte er höflich der nackten Helaine zu und streckte Pomrath beide Hände entgegen. Pomrath drückte auf die Kontrollen des Butlers, und die Maschine beschaffte einen Liegestuhl für den Gast. Während sich Danton niederließ, besorgte ihm der Butler etwas zu trinken. Helaine legte sich in ihrer Nähe auf den Bauch und nahm ein Sonnenbad.
    »Ich komme wegen Kloofman«, sagte Danton ruhig. »Es wird höchste Zeit ...«
    Pomrath wachte auf. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund.
    So war es immer, dachte er traurig. Wenn die Halluzination wirklich spannend wurde, ließ die Wirkung der Droge nach. Hin und wieder hatte er das doppelte bezahlt, um den Traum länger genießen zu können. Aber selbst dann wurde er meist mitten aus den Halluzinationen hochgerissen. FORTSETZUNG FOLGT konnte man auf jeder Maske lesen. Aber was erwartete er? Eine hübsch abgerundete Episode mit Anfang, Höhepunkt und Schluß? Er schob sich von der Liege hoch und ging zur Theke, wo er die Maske abnahm.
    »War er gut, Norm?« fragte Jerry.
    »Schrecklich. Ich wurde zu Klasse Zwanzig degradiert und mußte in ein Massenquartier ziehen. Dann fanden sie für mich eine Stelle als Sanitäts-Roboter-Assistent, und ich mußte die Einlaufpumpen bedienen. Später bekam ich dann Krebs im Ohr ...«
    »He, hör auf zu schwindeln! Das hast du tatsächlich geträumt?«
    »Natürlich«, erklärte Pomrath. »Ist doch nicht schlecht für so wenig Geld, oder?«
    »Du hast einen verdammten Sinn für Humor, Norm. Ich weiß nicht, wie du immer auf solche Witze kommst.«
    Pomrath lächelte dünn. »Es ist ein Geschenk des Himmels. Mehr weiß ich auch nicht. Es kommt einfach so, wie Krebs im Ohr. Wiedersehen, Jerry.«
    Er ging hinaus und nahm den Lift nach oben. Es war spät, schon fast Zeit zum Abendessen. Er wäre gern zu Fuß gegangen, aber er wußte, daß Helaine Krach schlagen würde, wenn er so lange trödelte. Also ging er auf die nächste Schnellbootrampe zu. Als er sie betrat, sah Pomrath eine schäbige Gestalt auf sich zukommen. Pomrath versteifte sich. Soll er nur kommen, dachte er, ich werde mich vorsehen.
    »Lesen Sie das«, murmelte der Mann und drückte ihm einen zerknitterten Zettel in die Hand.
    Pomrath rollte das zähe, gelbliche Kunststoffpapier auf. Die Botschaft war einfach. Sie stand in roten Lettern mitten auf dem kleinen Zettel.
     
    KEINE ARBEIT?
    FRAGEN SIE NACH LANOY
     
    Das ist interessant, dachte Pomrath. Offenbar sieht man mir jetzt schon an, daß ich keine Arbeit finden kann. Aber wer zum Teufel ist dieser Lanoy?

 
5
     
    Martin Koll ordnete umständlich die Papiere auf seinem Schreibtisch, um vor Quellen seine Verwirrung zu verbergen. Der Kriminalsekretär hatte Koll soeben einen sehr beunruhigenden Vorschlag gemacht, einen Vorschlag, der weitreichende Folgen haben konnte. Koll wiederum mußte ihn der Hohen Regierung zur Beurteilung vorlegen. Am liebsten hätte er Quellen an einem rostigen Nagel aufgespießt, um sich für diese unangenehme Sache zu rächen. Zugegeben, es war ein kluger Vorschlag. Aber Klugheit

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