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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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etwas Heisch ansetzen. Und dann heirate ich wieder. Natürlich, meine Fortpflanzungsbewilligung ist schon aufgebraucht, aber das macht nichts. Ich finde schon einen Mann, dem nichts an einer Vaterschaft liegt. Er wird Joseph und Marina adoptieren. Ein großer, hübscher Mann in einer der oberen Klassen. Ob ich einen aus Klasse Sechs erwische? Einen Witwer vielleicht, oder einen, dessen Frau auch in die Vergangenheit reiste?
    Ich werde es Norm zeigen. Ich werde mir einen echten Mann ergattern.
    Schon jetzt konnte sie spüren, wie ihr Körper aufblühte, wie sie voller wurde. Seit Monaten und Jahren lebte sie nun in Angst und Sorge, klammerte sich an ihren Mann und versuchte ihm seine Verzweiflung auszureden. Nur damit er sie nicht verließ. Und jetzt war er doch fort. Jetzt brauchte sie keine Angst mehr um ihn zu haben. Jetzt konnte sie sich wieder dem Leben zuwenden. Sie fühlte sich bereits jünger.
    Ich werde es Norm Pomrath zeigen, dachte Helaine. Er wird es noch bereuen, daß er mich im Stich ließ.

 
13
     
    Es war Morgen. Quellen hatte absichtlich dafür gesorgt, daß Lanoy über Nacht im Haft-Tank blieb. Er sollte über seine Verbrechen nachdenken. Alle sensorischen Reflexe waren abgeschaltet. Er schwamm in einer warmen Nährlösung und konnte nur über sich selbst nachdenken. Eine solche Behandlung hatte schon bei den härtesten Fällen Erfolg gehabt. Und aus Broggs Worten konnte man schließen, daß Lanoy einer der härtesten Fälle überhaupt war.
    Quellen hatte kurz vor Helaines Anruf von der Verhaftung erfahren. Er hatte seine Instruktionen hinsichtlich der Behandlung Lanoys gegeben, aber er war nicht persönlich ins Hauptquartier gegangen, um sich den Mann anzusehen. Leeward hatte ihn hergebracht, während Brogg an der Zeitmaschine zurückblieb.
    Für Quellen war es eine düstere Nacht gewesen. Er wußte natürlich, daß Norm Pomrath in die Vergangenheit verschwunden war. Er hatte hilflos zugehört, wie Pomrath mit Lanoy diskutierte und schließlich zu einer Einigung kam. Pomrath hatte auf der Stelle die Gebühr bezahlt – offenbar die gesamten Ersparnisse der Familie – und war auf die Plattform getreten, um sich in das Jahr 2050 befördern zu lassen. Von diesem Moment an hatte der Horcher nichts mehr übertragen. Er war zwar ein ausgezeichnetes Gerät, aber über eine Zeitlücke hinweg konnte er auch nichts ausrichten.
    Helaines erstarrtes Gesicht war quälend für ihn gewesen. Quellen wußte, daß sie ihm die Schuld an dem gab, was geschehen war. Sie würde ihm nie verzeihen. Also hatte er seine Schwester, seine einzige Verwandte, verloren. Und Judith ebenfalls. Seit dem Fiasko bei dem Erbrechens-Kult hatte sie Anrufe von seiner Seite nicht mehr entgegengenommen. Er wußte, daß er sie nie wiedersehen würde. Die schlanke Gestalt mit dem Aufsprühkleid schob sich oft genug quälend in seine Träume.
    Der einzige Trost an seiner aussichtslosen Lage war die Tatsache, daß man Lanoy gefunden und verhaftet hatte. Das hieß, daß es in seiner Abteilung nicht mehr so hektisch zugehen würde. Der Ring der Agenten war zerschlagen, und das normale Leben ging weiter. Quellen konnte wieder den größten Teil seiner Freizeit in Afrika verbringen. Es sei denn, Brogg hatte ihn verraten. Das hatte Quellen ganz vergessen. Kolls unfreundlicher Ton gestern – hieß das, daß man ihn selbst verhaften wollte, sobald die Lanoy-Affäre erledigt war?
    Quellen bekam die Antwort kurz vor Mitternacht. Koll rief ihn an. Für Koll war Tag und Nacht Dienst.
    »Ich habe soeben mit dem Büro gesprochen«, sagte Koll. »Man sagte mir, daß Sie den Kerl erwischt hätten.«
    »Ja. Er wurde abends zwischen sechs und sieben eingeliefert. Brogg und Leeward hatten sich auf seine Spur geheftet. Sie legten ihn in einen Haft-Tank. Ich möchte ihn morgen vormittag verhören.«
    »Gute Arbeit«, sagte Koll, und Quellen bemerkte die Spur eines Lächelns auf den schmalen Lippen seines Vorgesetzten. »Das paßt gut in die internen Veränderungspläne, die ich gestern mit Spanner besprach. Ich habe ein Beförderungsformular für Sie durchgegeben. Ein Kriminalsekretär verdient eigentlich Klasse Sechs, finden Sie nicht auch? Sie werden in Kürze Spanners und meinen Grad haben. Natürlich bleiben wir Ihre Vorgesetzten, aber ich dachte, es würde Sie vielleicht trotzdem freuen.«
    Natürlich freute es Quellen. Und es erleichterte ihn. Die Sache mit Afrika war also doch nicht bekannt. Ich hatte mir nur alles eingebildet, dachte er. Das schlechte

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