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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war. Er wollte sich nicht von den Behörden helfen lassen.
    Ein Mann, in dem er den Besitzer vermutete, kam auf ihn zu – dicklich, mit einem schwammigen Gesicht und wasserblauen Augen. Pomrath lächelte. Er wußte, daß er durch seine Kleidung auffiel, aber er hoffte, daß man nicht gleich einen Zeitreisenden in ihm sehen würde.
    Der Mann sagte mit leiser, dünner Stimme: »Unten ist es besser. Wollen Sie ein paar hübsche Lenden sehen?«
    Pomraths Lächeln wurde breiter. »Es tut mir leid, ich nicht sprechen gut. Englisch harte Sprache.«
    »Lenden, habe ich gesagt. Fleisch. Unten. Sie sind nicht von hier?«
    »Besucher aus Slawien. Nix gut in englische Sprache.« Pomrath hoffte, daß sein Akzent einigermaßen Tschechisch klang. »Sie mir helfen? Bin ganz fremd.«
    »Dachte ich mir. Ein einsamer Fremder. Na, dann gehen Sie mal nach unten. Die Mädchen werden Sie schon aufheitern. Für zwanzig Dollar. Haben Sie Geld?«
    Pomrath verstand allmählich, was im Kellergeschoß des Buchladens vor sich ging. Er nickte und begab sich an den Hintereingang. Er hielt immer noch das medizinische Werk fest. Der Ladenbesitzer schien gar nicht zu bemerken, daß er das Buch genommen hatte.
    Stufen führten nach unten. Stufen! Pomrath hatte bisher kaum welche gesehen. Er hielt sich am Geländer fest und tastete sich vorsichtig nach unten. Eine Art Suchstrahl empfing ihn unten, und er hörte ein tickendes Signal. Offenbar war er auf Waffen untersucht worden. Eine üppige Frau in voluminöser Kleidung rauschte heran und begutachtete ihn.
    In seiner eigenen Zeit hatte es für jedermann öffentliche Häuser gegeben. Keiner mußte sich verstecken. Es schien so, als hätten sich in dieser neopuritanischen Zeit die Mädchen unter die Erde zurückgezogen – in muffige Kellerquartiere. Das Laster war hier offenbar noch weiter verbreitet als in seiner Epoche.
    »Sie sind der Fremde, den uns Al angekündigt hat, was?« fragte die Frau. »Na, ausländisch sehen Sie auf alle Fälle aus. Woher kommen Sie? Aus Frankreich?«
    »Slawien. Prag.«
    »Wo ist denn das?«
    Pomrath sah sie unsicher an. »Europa. Im Osten.«
    Die Frau zuckte mit den Achseln und führte ihn hinein. Pomrath befand sich in einem kleinen Zimmer mit niedriger Decke, das ein Bett, ein Waschbecken und ein blondes Mädchen mit rosigem Gesicht enthielt. Ihr Körper war weich und etwas dicklich, aber sie wirkte jung und intelligent.
    »Es macht zwanzig Dollar«, sagte sie geduldig.
    Pomrath wußte, daß jetzt der Augenblick gekommen war, in dem er die Wahrheit sagen mußte. Er sah sich vorsichtig in dem kleinen Raum um, konnte aber nirgends eine Abhöranlage erkennen. Sicher war er natürlich nicht. Auch in dieser Zeit kannte man schon raffinierte Techniken zur Spionage, und er zweifelte nicht daran, daß man heutzutage die gleichen schmutzigen Tricks anwandte wie in der Zukunft. Aber er mußte das Risiko eingehen. Früher oder später mußte er einen Verbündeten suchen, und warum sollte er nicht gleich damit anfangen?
    »Ich habe kein Geld«, sagte Pomrath.
    »Dann verschwinde von hier, mein Lieber.«
    »Seht! Nicht so schnell. Ich habe eine gute Idee. Setz dich und hör zu. Wie würde es dir gefallen, wenn du reich werden könntest?«
    »Bist du ein Polyp?«
    »Ich bin fremd in der Stadt, und ich brauche jemanden, der mir hilft. Wenn du mit mir zusammenarbeitest, brauchst du dich nicht mehr mit fremden Männern abzugeben. Wie heißt du?«
    »Lisa. Du bist komisch. Bist du etwa ein Zeitreisender?«
    »Merkt man das so deutlich?«
    »Es war nur geraten.« Die Augen des Mädchens waren blau und sehr groß. Mit leiser Stimme fragte sie: »Du bist eben erst angekommen?«
    »Ja. Ich bin Arzt. Ich kann uns beide enorm reich machen. Mit meinem Wissen ...«
    »... schmeißen wir den Laden, Junge«, sagte sie. »Wie willst du dich nennen?«
    »Keystone«, sagte Pomrath, ohne nachzudenken. »Mort Keystone.«
    »Wir werden es ihnen zeigen, Mort.«
    »Und ob. Wann kannst du von hier weg?«
    »In zwei Stunden.«
    »Und wo treffen wir uns?«
    »Zwei Straßenblöcke von hier entfernt ist ein Park. Du kannst dich dort auf eine Bank setzen und auf mich warten.«
    »Ein was?«
    »Ein Park. Du weißt schon – Gras, Bäume, ein paar Bänke. Was hast du denn, Mort?«
    Pomrath fand es sonderbar, daß es mitten in der Stadt Gras und Bäume geben sollte. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Schon gut. Ich warte also im Park auf dich.« Dann gab er ihr das Buch. »Hier. Kaufe es für mich, wenn du den

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