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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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daß ich gar nicht nötig hatte, dich irgendwo hinzuschleppen.«
    »Nathan«, sagte ich ganz ruhig, »was soll ich für euch tun?«
    »Na ja«, sagte Nathan und betrachtete unseren lügnerischen Freund mit betroffener Beunruhigung, »ich arbeite jetzt für die South Asian Development Agency, und wir versuchen, die Lebensumstände der Leute hier zu verbessern.«
    Ich nickte. Das klang ganz nach Nathan, und ich billigte seine Arbeit vollkommen. »Schön für dich«, sagte ich. »Und du?« fragte ich Sarah.
    »Ich betreibe hier noch einige Tierstudien«, sagte sie. »Es hat sich so ergeben, daß wir beide hier arbeiten können.«
    »Das ist toll«, sagte Nathan. »Zur Zeit arbeite ich an einem Hilfsprojekt. Wir planen eine Kanalisation für den nordwestlichen Teil Katmandus. Da gibt es keine Kanalisation, aber sie brauchen dringend eine – du weißt ja, wie sich der Abfall auf den Straßen stapelt, und so weiter.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Das ist eine gute Idee.«
    »Auf jeden Fall haben wir die Pläne fertig, und alles lief prima, bis wir unsere Vorschläge dem Palastsekretariat vorlegten. Da blieben sie hängen, und wir wissen nicht, warum. Und mir fiel ein, wie gut du das mit der Royal Nepal Airline hinbekommen hast, und wie gut du dich in der Bürokratie von Katmandu auskennst, und ich habe gehofft, wir könnten dich als Berater einstellen. Du sollst dafür sorgen, daß der Vorschlag gebilligt und in die Tat umgesetzt wird.«
    Ich verzog keine Miene. »Ich helfe dir gern, Nathan«, sagte ich.
    »Was?« schrie Freds und sprang auf. »Was meinst du damit, ›Ich helfe dir gern‹? Ich bitte dich, mir bei der Bürokratie von Katmandu zu helfen, und du sagst mir, ich soll mich zum Teufel scheren, und dann bittet Nathan dich, ihm bei der Bürokratie von Katmandu zu helfen, und du sagst, ›Ich helfe dir gern‹?«
    »Genau.«
    »Das ist nicht fair!«
    »Mir egal. Ich möchte etwas für diese Stadt tun, und eine Kanalisation ist das erste, was sie braucht. Sie verändert nicht den Charakter der Stadt, abgesehen davon, daß sie dazu beiträgt, daß die kleinen Kinder gesund bleiben. Wie mein Freund, der Bettler, und sein kleines Mädchen. Warum versuchst du, so etwas zu verhindern, Freds?«
    Freds starrte uns der Reihe nach wild an. »George wird euch sowieso keine Hilfe sein«, sagte er zu Nathan. »Er hat schreckliche Erfahrungen mit der Bürokratie gemacht, er hat einen Monat lang versucht, uns zu helfen und dabei nur zweitausend Rupien ausgegeben und eine Menge Leute gegen sich aufgebracht. Er ist zu nichts zu gebrauchen.«
    »Frag mal A.S.J.B. Rana, ob ich zu nichts zu gebrauchen bin«, sagte ich scharf. »Ich habe den Burschen festgenagelt! Und wieso schleppst du mich in den Dschungel, wo sie mich nicht finden, wenn du sowieso nicht glaubst, daß ich ihnen helfen kann?«
    »Hab' ich nicht.«
    »Hast du doch.«
    Sarah stand auf, ging zu Freds und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Freds«, sagte sie, »wir sind deine Freunde. Du mußt dir keine Sorgen machen. Du kannst uns sagen, was dich bekümmert.«
    Sie drückte seinen Arm. Er atmete tief ein. »Na ja«, sagte er und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich schätze, ich muß es euch sagen. George habe ich es schon erzählt …«
    »Ach ja?«
    »Ja. Das Tunnelsystem, weißt du noch?« Er wandte sich an Nathan. »Nathan, du bist mein ältester Freund, und so werde ich es dir anvertrauen, aber das bringt dich in eine Zwickmühle, denn du mußt schwören, nichts zu verraten, und bei dem Projekt, an dem du arbeitest, könnte das ein Problem geben.«
    Nathan runzelte die Stirn.
    Freds atmete tief ein und stieß die Luft wieder aus. »Verdammt, ich zeige euch es lieber. Wenn ihr es nicht selbst seht, werdet ihr mir sowieso nicht glauben.«

7

    Freds führte uns zu dem Stadtteil zwischen Thamel und dem Durbar Square, einem ziemlich wohlhabenden Geschäftsbezirk, der aus schmalen Straßen bestand, die von zwei- und dreistöckigen Gebäuden umsäumt wurden,
    Ziegel- und Holzhäuser, die etwas heruntergekommen wirkten und irgendwie aus dem neunzehnten Jahrhundert zu stammen schienen, aber ganz solide waren. Die Durchgangsstraße hat keinen offiziellen Namen und wird von den Abendländern wegen des Gewimmels und der Farben und der Hasch-Dealer Freak Street genannt. Sie wird von zahlreichen Geschäften mit offenen Fronten umsäumt, in denen geschäftige Händler Nahrungsmittel und Bücher und Teppiche und Wanderausrüstung feilbieten.
    Freds bog von der Freak

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