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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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hierher führt, Arnold. Komm, gehen wir ein Stück beiseite. Ich bin sicher, daß diese Leute nicht mit dir sprechen wollen.«
    »Oh, nein, ich habe jeden Tag mit ihnen gesprochen! Wir haben uns richtig gut unterhalten. Und heute habe ich eine tolle Nachricht.« Er sprach ins Zelt. »Ich habe mit meinem Zoom zur Nordwand gesehen, und da hat jemand ein Lager aufgeschlagen! Glaubt ihr, daß das die Expedition ist, die nach Mallorys Leiche sucht?«
    Aus dem Zelt kamen Flüche.
    »Ich weiß«, rief Arnold. »Das setzt uns ziemlich unter Druck, meint ihr nicht auch? Jetzt bleibt uns nicht mehr viel Zeit.«
    »Verpiß dich!«
    Arnold zuckte die Achseln. »Na ja, ich hab's auf Band, wenn ihr es euch ansehen wollt. Sieht so aus, als würden sie Helly-Hansen-Jacken tragen, wenn euch das was sagt.«
    »Du willst mir doch nicht erzählen, daß du aus dieser Entfernung die Etiketten lesen kannst?« fragte ich.
    Arnold grinste. »Es ist eine verdammt, gute Zoom-Linse. Wenn ich wollte, könnte ich von ihren Lippen ablesen.«
    Ich musterte ihn neugierig. Es schien ihm wirklich gut zu gehen, selbst nach vier Tagen harter Kletterei. Er wirkte eine Spur schlanker, und unter seinen Bartstoppeln hatte er einen ziemlich schlimmen Sonnenbrand – aber er kaute noch immer auf einer weiß gewordenen Zigarre zwischen zinkoxydierten Lippen und legte noch immer diesen großäugigen, verwunderten Ausdruck zu Tage, daß sich überhaupt jemand für seine Filmarbeit interessierte. Ich war beeindruckt; er war eindeutig wesentlich zäher, als ich gedacht hatte. Er erinnerte mich an Dick Bass, den amerikanischen Millionär, der sich in den Kopf gesetzt hatte, die höchsten Berge eines jeden Kontinents zu besteigen. Wie Bass war Arnold ein Mann mittleren Alters, der Profis bezahlte, damit sie ihn hinaufbrachten; und wie Bass akklimatisierte er sich gut und hatte verdammt starke Nerven.
    Da stand er also vor mir und dachte gar nicht daran, aufzugeben. Ich mußte mir etwas anderes einfallen lassen. »Arnold, komm' mal mit mir da rüber und laß diese Leute in Frieden.«
    »Gute Idee«, rief Marion aus dem Zelt.
    »Diese Marion«, sagte Arnold bewundernd, als wir außer Hörweite waren. »Sie ist wirklich schön. Ich meine, stehe echt auf sie.« Er warf sich in die Brust, um zu zeigen, wie verknallt er war.
    Ich funkelte ihn an. »Arnold, es spielt keine Rolle, ob du auf sie stehst oder was, denn sie wollen dich bei dieser Klettertour eindeutig nicht dabei haben. Wenn du sie filmst, zerstörst du alles, worauf es bei diesem Unternehmen ankommt.«
    Arnold ergriff meinen Arm. »Ist doch Quatsch! Das versuche ich ihnen doch schon die ganze Zeit zu erklären. Ich kann den Film so schneiden, daß niemand erfahren wird, wo Mallorys Leiche liegt. Man wird nur wissen, daß er hier oben in Sicherheit ist, weil vier junge englische Bergsteiger unglaubliche Risiken auf sich genommen haben, um sie vor den Pressefritzen zu retten, die sie nach London schleppen wollten. Eine tolle Sache, George. Ich bin Filmemacher und weiß, wann ich einen Stoff für einen tollen Film habe, und das wird ein toller Film werden.«
    Ich runzelte die Stirn. »Vielleicht, aber das Problem ist, daß diese Besteigung illegal ist, und wenn du darüber einen Film drehst, kommt das raus, und diese Leute werden von den nepalesischen Behörden verbannt werden. Sie dürfen dann nie wieder nach Nepal einreisen.«
    »Na und? Sind sie nicht bereit, dieses Opfer für Mallory zu geben?«
    Ich runzelte die Stirn. »Für deinen Film, meinst du. Ohne den Film könnten sie die Sache durchziehen, ohne daß jemand davon erfährt.«
    »Na schön, aber ich könnte doch ihre Namen weglassen oder so. Ihnen Künstlernamen verpassen. Marion Davies, wie wäre das?«
    »Das ist ihr echter Name.« Ich dachte nach. »Hör mal, Arnold, du weißt ja, daß du dieselben Probleme bekommen wirst. Vielleicht lassen sie dich nicht mal aus Nepal raus.«
    Er machte eine abfällige Handbewegung. »Damit werde ich schon fertig. Ich besorge mir einen Anwalt. Oder verteile Bakschisch, eine Menge Bakschisch.«
    »Aber diese Leute haben nicht das Geld dafür. Du solltest wirklich vorsichtig sein. Wenn du sie zu sehr bedrängst, werden sie zu drastischen Schritten greifen. Zumindest werden sie dich ein Stück höher aufhalten. Wenn sie die Leiche finden, werden zwei umkehren und dich festhalten, und die beiden anderen begraben sie, und du bekommst überhaupt kein Filmmaterial.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe doch diese Linsen,

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