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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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dabei, wie ich in sinnloser Verzückung kicherte, und ich hörte, wie Freds im Nebenzimmer »Going to Kathmandu« bellte: »K-k-k-k-Kath-Man-Du!«
    Eine Stunde später trafen wir, das Haar noch naß, die Haut rosig geschrubbt, Arnold auf der Straße und gingen durch das abendliche Thamel. »Wir sehen wie Kleiderständer aus!« stellte Freds fest. Unsere Stadtkleidung schlotterte um uns herum. Freds und ich hatten jeweils etwa zwanzig Pfund verloren, Arnold etwa dreißig. Und es war nicht nur Fett. In solch einer Höhe schmilzt alles dahin.
    »Wir gehen lieber ins Old Vienna und sehen zu, daß wir wieder was auf die Rippen bekommen.«
    Ich sabberte schon bei dem bloßen Gedanken daran.
    Also gingen wir ins Old Vienna Inn und entspannten uns in der warmen, feuchten Athmosphäre des kaiserlichen Österreich- Ungarn. Nach großen Portionen Gulasch, Pariser Schnitzel und Apfelstrudel mit Schlagsahne setzten wir uns gesättigt zurück. Sinnesüberlastung. Selbst Arnold ging es etwas besser. Er hatte während des Abendessens geschwiegen, aber das hatten wir andererseits alle; wir waren vollauf beschäftigt gewesen.
    Wir bestellten eine Flasche Rakschi, ein starkes örtliches Getränk unbestimmbarer Herkunft. Als sie kam, machten wir uns darüber her.
    »He, Arnold«, sagte Freds, »du siehst schon besser aus.«
    »Ja, ich fühle mich gar nicht so schlecht.« Er wischte sich den Mund mit einer an zahlreichen Stellen rot befleckten Serviette ab; wir alle hatten unsere von der Sonne mitgenommenen Lippen mehr als einmal aufgerissen, als wir versuchten, das Essen zu schnell hineinzuschaufeln. Dann schickte er sich bedächtig an, auf einer neuen Zigarre zu kauen, die er sehr langsam auspackte. »Ganz und gar nicht so schlecht.« Und dann grinste er; er konnte einfach nicht anders, er grinste so breit, daß er wieder nach der Serviette greifen und sich das Blut von den Lippen abtupfen mußte.
    »Na ja, es ist eine Schande, daß diese Burschen auf deinem Film herumgetrampelt haben«, sagte Freds.
    »Ja, sicher.« Arnold winkte großzügig ab. »So ist nun mal das Leben.«
    Ich war erstaunt. »Arnold, ich kann nicht glauben, daß du da sprichst. Diese Burschen haben deine Videobänder genommen, die du unter solchen Mühen gedreht hast, und trampeln darauf rum, und du sagst, ›so ist nun mal das Leben‹.«
    Er nahm einen großen Schluck Rakschi. »Na ja«, sagte er und runzelte ein paarmal die Stirn, was ihm ein geradezu teuflisches Aussehen verlieh. Er beugte sich über den Tisch zu uns. »Sie haben zumindest eine Kopie davon bekommen.«
    Freds und ich sahen einander an.
    »Bänder im Wert von ein paar hundert Dollar haben sie zerstört. Das sollte ich ihnen wohl in Rechnung stellen. Aber ich will mal großzügig sein und es ihnen durchgehen lassen.«
    »Eine Kopie?« sagte ich.
    »Ja.« Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »Habt ihr in der Ecke meines Zimmers im Guest House nicht diesen Kasten gesehen, der so ähnlich wie ein Koffer aussieht?«
    Wir schüttelten die Köpfe.
    »Die Briten auch nicht. Nicht, daß sie ihn erkannt hätten. Es ist eigentlich eine Videoklebepresse. Aber auch ein Kopierer. Man steckt eine Kassette rein und drückt auf einen Knopf, und sie zieht eine Kopie der Kassette, und dann kann man das Original schneiden und kleben. So erstellt man den Endschnitt. Tolles Maschinchen. Die meisten freiberuflichen Videofilmer haben jetzt eine, und diese tragbaren Babys sind wirklich der neueste Schrei. Und in diesem Fall haben sie meinen Arsch gerettet.«
    »Arnold«, sagte ich. »Du wirst diese Burschen in ernsthafte Schwierigkeiten bringen! Und uns auch!«
    »He«, warnte er uns. »Ich habe den Kopierer unter Verschluß, also kommt nicht auf dumme Ideen.«
    »Du wirst dafür sorgen, daß wir auf immer aus Nepal verbannt werden!«
    »Nee. Ich gebe euch Künstlernamen. Habt ihr da irgendwelche Vorlieben?«
    »Arnold!« protestierte ich.
    »He, hört mal«, sagte er und trank noch einen Schluck Rakschi. »Der größte Teil der Strecke führte doch durch Tibet, oder? Die Chinesen werden sich einen Dreck darum scheren. Außerdem kennt ihr doch das nepalesische Tourismusministerium – glaubt ihr wirklich, daß diese Jungs sich meinen Film überhaupt nur ansehen, geschweige denn die Namen daraus abschreiben und die Leute dann aufspüren, wenn sie sich wieder um ein Visum bemühen? Macht euch doch nicht lächerlich!«
    »Hm«, sagte ich und schmierte meine Gehirnzellen mit einem Schluck Rakschi.
    »Was hast du

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