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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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zwischen sich und den Ort des Geschehens zu bringen – wenigstens ein paar Kilometer. Zieh doch einfach in mein Cottage. Ich habe während der nächsten drei Monate in New York zu tun, wenn alles gut läuft, auch länger.«
    »Und was wird in der Zwischenzeit aus meinem Haus?«
    »Vermiete es. Überlass es einer Agentur, die sich um alles kümmert. Dabei machst du sogar noch Profit.«
    »Und was hast du davon?«
    »Ich lasse das Cottage nicht gern so lange leer stehen. Du tust mir also einen Gefallen. Gleichzeitig würden fremde Leute in deinem Haus sozusagen die bösen Geister vertreiben und dazu beitragen, dass die Erinnerungen nicht mehr so lebhaft sind. Und vielleicht bringt dich ja die neue Umgebung wieder ein bisschen auf Trab und vor allem auf andere Gedanken.«
    »Was macht man denn so auf dem Land? Wie soll ich die Zeit totschlagen?«
    »Mit langen Spaziergängen auf matschigen Wegen oder indem du dich dem aufregenden gesellschaftlichen Leben in unserem Dorf anschließt. Du könntest auch ein Bild malen oder ein Buch schreiben. Du bist doch Schriftstellerin!«
    Schließlich hatte Kate sich überzeugen lassen. Callie war nach New York verschwunden, und Kate hatte ein paar Koffer und ihren Computer in ihren alten Peugeot gepackt, war nach Gatt’s Hill gefahren und hatte es sich für unbestimmte Zeit in Callies Cottage bequem gemacht. Bis es mir wieder besser geht, sagte sie sich.
    Vielleicht fühlte sie sich inzwischen tatsächlich schon ein wenig besser als bei ihrer Ankunft, aber sie war immer noch weit entfernt von ihrem gewohnten lebhaften Naturell. Kate tastete nach einem Taschentuch und wischte sich über die Augen. Sicher lag es am Wind, dass sie plötzlich tränten.
    Im Dorf war Ruhe eingekehrt. Nur das leise Weinen des Windes in den Überlandleitungen war noch zu hören. Selbst die Kinder auf dem Spielplatz hatten sich zwischen den mit Müll verunreinigten Büschen auf ein weniger streitsüchtiges Spiel geeinigt. Dass mir das Landleben manchmal ziemlich langweilig erscheint, liegt sicher nur an mangelnder Gewöhnung, dachte Kate. Sie steckte den Finger in die Erde eines Blumentopfes. Trocken und sandig. Ein paar spät blühende Geranien kämpften darum, Kates fehlende Fürsorge zu überleben. Vielleicht sollte sie sich ein Handbuch der Gartenarbeit zulegen, ehe Callies Pflanzen an Vernachlässigung eingingen.
    Sie könnte aber auch noch einmal spazieren gehen.
    Eine unangenehme Windbö wirbelte Staub auf und blies ihn ihr ins Gesicht. Kate machte kehrt und ging ins Haus zurück. Crossways Cottage war wirklich hübsch, doch in ihrem derzeitigen Zustand ließen die weiß getünchten Mauern, das bemooste Dach und der hohe Ziegelschornstein Kate völlig kalt. Bestimmt ist dieses ungemütliche Wetter schuld daran, überlegte sie. Sicher geht es mir besser, wenn der Frühling kommt. Die kleinen Fenster schienen sie nachdenklich anzustarren. Sie musste unbedingt damit aufhören, die Zeit totzuschlagen. Sie könnte wieder einmal ein Buch lesen oder damit anfangen, sich Notizen für ihren nächsten Roman zu machen. Sie könnte aber auch Radio hören oder einfach nur dasitzen und die Tapete betrachten.
    Unentschlossen ging sie wieder nach draußen. Die Regenwolken lockerten auf, und die fernen Berge schienen plötzlich erheblich näher zu sein. Die Sicht war so klar geworden, dass man Bäume und Sträucher deutlich unterscheiden konnte. Das Licht veränderte sich. Plötzlich schien die Vegetation die Umrisse eines Menschen anzunehmen, der mit verrenkten Gliedmaßen und dem Gesicht nach unten auf dem Feld lag. Die rötlichen Blätter eines Hagebuttenstrauchs breiteten sich wie eine Blutlache unter seinem Kopf aus. Alle Büsche und Bäume, ja selbst die Pylone der Überlandleitung, schienen auf ihn zu deuten. Der Mensch wuchs, verbreitete sich über das gesamte Feld und füllte schließlich die ganze Landschaft aus. Ein warmer, metallischer Blutgeruch lag in der Luft. Kate spürte, wie der Himmel über ihr zu verschwinden drohte, und hörte die Krähen in den Baumwipfeln entsetzt aufschreien.
    Nein. Kate schüttelte den Kopf und versuchte, sich von dem Bild zu befreien. Sie wollte nicht mehr daran denken. Mühsam konzentrierte sie sich auf die nähere Umgebung, bis der Himmel wieder stillstand und die Vögel schwiegen. Die letzten Kinder verließen den Spielplatz und machten sich auf den Weg zum Abendessen. Eine Elster kreischte vor Entzücken über den wiedereroberten Spielplatz. Eine grauhaarige Frau in

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