Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
zu helfen ist nicht dasselbe, wie mich zu töten«, fuhr Rand fort. Mittlerweile war er richtig gut darin, die Stimme zu ignorieren. »Es sei denn, du hast deine Meinung über das geändert, was du gesehen hast.«
    Min warf verzweifelt die Hände in die Höhe. »Ich habe gesehen, was ich gesehen habe, und das habe ich dir erzählt, aber der Pfuhl des Verderbens soll mich verschlucken, wenn ich darin einen Unterschied erkenne. Und ich kann einfach nicht begreifen, warum du glaubst, dass es ihn tatsächlich gibt!«
    »Min, früher oder später muss ich sterben«, sagte er geduldig. Das hatten ihm jene gesagt, denen er glauben musste. Wenn du leben willst, musst du sterben. Für ihn ergab das noch immer keinen Sinn, aber es stellte eine unverrückbare Tatsache dar. Er musste sterben, genau wie es scheinbar in den Prophezeiungen des Drachen stand. »Ich hoffe, es wird nicht bald sein. Jedenfalls will ich das nicht. Es tut mir Leid, Min. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass du mit mir den Bund eingehst.« Aber er war nicht stark genug gewesen, es ihnen abzuschlagen, genauso wenig wie er stark genug gewesen war, um sie von sich zu stoßen. Er war zu schwach, um das zu tun, was getan werden musste. Er musste im Winter trinken, bis das Herz des Winters wie der Mittag eines Sonnentags aussah.
    »Hättest du dich geweigert, hätten wir dich gefesselt und es trotzdem getan.« Er kam zu dem Schluss, dass es besser war, sie nicht zu fragen, wie sich das von dem unterschieden hätte, was Alanna getan hatte. Sie sah darin auf jeden Fall einen Unterschied. Sie kniete sich aufs Bett und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Rand al'Thor, du wirst mir jetzt zuhören. Ich lasse dich nicht sterben. Und wenn du es trotzdem schaffst, nur um mir eins auszuwischen, folge ich dir und hole dich zurück.« Plötzlich schob sich starke Belustigung durch den Ernst, den er in seinem Kopf fühlte. Ihre Stimme nahm eine spöttische Strenge an. »Und dann bringe ich dich an diesen Ort, um hier zu leben. Ich werde dich zwingen, dir das Haar bis zur Taille wachsen zu lassen und Haarspangen mit Mondsteinen zu tragen.«
    Er lächelte sie an. Sie konnte ihn noch immer zum Lächeln bringen. »Ich habe noch nie von einem Schicksal gehört, das schlimmer als der Tod ist, aber ich glaube, das könnte es durchaus sein.«
    Jemand klopfte an der Tür und Min erstarrte. In einer stummen Frage formten ihre Lippen Alannas Namen. Rand nickte und zu seiner Überraschung stieß ihn Min auf die Kissen und warf sich auf seine Brust. Sie wand sich und hob dann den Kopf, und ihm wurde klar, dass sie versuchte, ihr Bild in dem Spiegel über dem Waschtisch zu sehen. Endlich fand sie eine Position, die ihr gefiel; sie lag halb auf ihm drauf, eine Hand in seinem Nacken und die andere neben ihrem Gesicht auf seiner Brust. »Herein«, rief sie.
    Cadsuane betrat den Raum und blieb stehen, ihr Blick richtete sich auf das Messer, das im Boden steckte. Mit dem Gewand aus feinem dunkelgrünen Tuch und dem von einer Silberbrosche gehaltenen pelzbesetzten Umhang hätte sie durchaus als erfolgreiche Kauffrau oder Geldverleiherin durchgehen können, obwohl die goldenen Vögel, Fische, Sterne und Monde, die von dem eisengrauen Haarknoten auf ihrem Kopf baumelten, für beide zu protzig gewesen wäre. Sie trug ihren Großen Schlangenring nicht, was vermuten ließ, dass sie sich bemühte, nicht zu viel Aufsehen zu erregen. »Habt ihr Kinder euch gestritten?«, fragte sie nachsichtig.
    Rand konnte beinahe spüren, wie Lews Therin ganz still wurde, so wie eine Bergkatze, die sich in den Schatten duckte. Lews Therin hütete sich vor dieser Frau fast genauso sehr wie er auch.
    Min kämpfte sich mit knallrotem Gesicht auf die Füße und glättete wütend die Röcke. »Du hast gesagt, sie wäre es!«, sagte sie anklagend in dem Augenblick, in dem Alanna eintrat. Cadsuane schloss die Tür.
    Alanna warf Min einen Blick zu und tat sie als unwichtig ab, während sie sich auf Rand konzentrierte. Ohne den Blick von ihm abzuwenden, nahm sie den Umhang ab und warf ihn über einen der beiden Stuhle, die es in dem Raum gab. Ihre Hände legten sich auf die dunkelgrauen Röcke und verkraUten sich in dem Stoff. Auch sie trug keinen Aes Sedai-Ring. Von dem Augenblick an, in dem ihr Blick auf ihn fiel, strömte Freude durch ihren Bund. Der Rest war immer noch da, die Nervosität und der Zorn, aber dass sie Freude empfand, damit hätte er nie gerechnet!
    Er blieb liegen, wo er war, ergriff die Flöte und

Weitere Kostenlose Bücher