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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schritt auf sie zu, doch er schüttelte kaum merklich den Kopf. Es half ihm, die Flecken zu verscheuchen. Er hätte sich gern den Kiefer gerieben, aber er hielt seine Hände an den Seiten. Er musste sich dazu zwingen, den Griff um die Flöte zu lockern. Was Cadsuane anging, hätte der Schlag genauso gut niemals stattgefunden haben können.
    »Warum sollten Flinn und die anderen sich bereit erklären, den Bund einzugehen?«, verlangte er zu wissen.
    »Fragt sie, wenn Ihr sie seht«, entgegnete sie. »Min, ich glaube, Alanna will eine Zeit lang mit ihm allein sein.« Sie wandte sich zur Tür, ohne auf Mins Erwiderung zu warten, und fügte dann hinzu: »Alanna, ich warte unten im Frauenraum. Lasst Euch nicht zu viel Zeit. Ich will zurück auf die Höhen. Min?«
    Min starrte Alanna finster an. Sie starrte Rand finster an. Dann warf sie die Hände in die Luft und stapfte leise vor sich hin schimpfend hinter Cadsuane aus dem Raum. Sie warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    »Mit deinem eigenen Haar hast du mir besser gefallen.« Alanna verschränkte die Arme unter den Brüsten und musterte ihn. In dem Bund rangen Zorn und Freude miteinander. »Ich hatte gehofft, dass es besser sein würde, so nahe bei dir zu sein, aber du bist noch immer wie ein Stein in meinem Kopf. Selbst aus dieser Entfernung kann ich kaum sagen, ob du aufgebracht bist oder nicht. Aber egal, es ist besser, hier zu sein. Ich mag es nicht, so lange von einem Behüter getrennt zu sein.«
    Rand ignorierte sie und die überschäumende Freude, die durch den Bund floss. »Sie hat nicht gefragt, was ich in Far Madding will«, sagte er leise und starrte auf die Tür, als könnte er Cadsuane durch das Holz hindurch sehen. Sie musste sich doch sicher danach fragen. »Du hast ihr gesagt, dass ich hier bin, Alanna. Nur du kannst es gewesen sein. Was ist mit deinem Eid geschehen?«
    Alanna holte tief Luft, und es verging ein Augenblick, bevor sie darauf antwortete. »Ich bin mir nicht sicher, ob Cadsuane überhaupt etwas an dir liegt«, fauchte sie. »Ich halte den Schwur, so gut ich kann, aber du machst es einem sehr schwer.« Ihre Stimme verhärtete sich, durch den Bund floss mehr Zorn. »Ich schulde einem Mann die Lehnstreue, der verschwindet und mich zurücklässt. Wie soll ich dir da dienen? Aber was noch viel wichtiger ist, was hast du getan?« Sie überquerte den Teppich und starrte zu ihm hoch; in ihren Augen loderte Wut. Er war mehr als ein Fuß größer als sie, aber es schien ihr egal zu sein. »Du hast etwas getan, ich weiß es. Ich war drei Tage lang ohne Bewusstsein! Was hast du getan?«
    »Wenn ich schon einen Bund eingehen muss, dann nur mit jemandem, dem ich dazu die Erlaubnis gegeben habe.« Er konnte ihre Hand gerade noch abfangen, bevor sie in seinem Gesicht landete. »Ich bin für heute genug geschlagen worden.«
    Sie starrte mit gebleckten Zähnen zu ihm hoch, als wäre sie bereit, ihm die Kehle durchzubeißen. Der Bund beförderte jetzt nur noch Zorn und Empörung, so messerscharf wie ein Dolch. »Du hast zugelassen, dass jemand anders mit dir den Bund eingeht?«, fauchte sie. »Wie kannst du es wagen! Wer auch immer sie ist, ich werde sie vor Gericht sehen! Ich werde sie mit Ruten auspeitschen lassen! Du gehörst mir!«
    »Weil du mich genommen hast, Alanna«, sagte er kalt. »Falls noch mehr Schwestern davon erfahren sollten, würde man dich mit Ruten auspeitschen.« Min hatte ihm einst gesagt, dass er Alanna vertrauen konnte, dass sie die Grüne und vier andere Schwestern »in seiner Hand« gesehen hatte. Auf eine seltsame Art und Weise vertraute er ihr tatsächlich, aber er befand sich auch in Alannas Hand, und das wollte er nicht. »Gib mich frei und ich bestreite, dass es jemals passiert ist.« Er hatte nicht einmal gewusst, dass das überhaupt möglich war, bis Lan ihm von Myrelle und ihm erzählt hatte. »Gib mich frei und ich befreie dich von deinem Eid.«
    Die brodelnde Wut, die durch den Bund floss, ließ nach, ohne ganz zu verschwinden, aber ihr Gesicht wurde ruhig und ihre Stimme beherrscht. »Du tust mir weh.«
    Das wusste er. Er konnte den Schmerz in ihrem Handgelenk durch den Bund fühlen. Er ließ sie los und sie massierte das Handgelenk ausgiebiger, als es wegen der Schmerzen, die er gefühlt hatte, notwendig gewesen wäre. Sie setzte sich auf den zweiten Stuhl, schlug die Beine übereinander und rieb sich weiterhin das Gelenk. Sie schien nachzudenken.
    »Ich habe daran gedacht, dich freizugeben«, sagte sie schließlich.

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