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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einen Mann von den Füßen zu reißen. In der Mitte des Dorfplatzes erhob sich eine Marmorsäule, in die man überall Namen eingemeißelt hatte, die von zwei hohen Fahnenmasten auf Steinpodesten flankiert wurde. »Ein Schlachtendenkmal«, murmelte sie. »Wer hätte sich solch ein Ding in Emondsfelde vorstellen können? Obwohl Moraine behauptet hat, dass an dieser Stelle einst eine große Schlacht geschlagen wurde, in den Trolloc-Kriegen, als Manetheren unterging.«
    »Es stand in den Geschichtsbüchern, die ich studiert habe«, sagte Elayne leise und betrachtete die leeren Fahnenmasten. Die im Augenblick leeren Masten. Sie konnte Rand hier nicht fühlen. Oh, er war noch immer genauso sehr in ihrem Kopf wie Birgitte, ein felsengleicher Knoten aus Gefühlen und körperlichen Empfindungen, der jetzt, da Rand weit weg war, sogar noch schwerer zu deuten war, doch hier im Tel'aran'rhiod vermochte sie nicht zu sagen, in welcher Richtung er sich befand. Sie vermisste dieses Wissen, so geringfügig es auch war. Sie vermisste ihn.
    Banner erschienen an den Fahnenmasten und blieben gerade lange genug, um einmal müde zu flattern. Lange genug, um einen roten Adler sichtbar werden zu lassen, der über ein blaues Feld flog. Nicht einen roten Adler: der Rote Adler. Als sie diesen Ort einmal mit Nynaeve im Tel'aran'rhiod besucht hatte, hatte sie geglaubt, ihn gesehen zu haben, später dann aber entschieden, dass es ein Irrtum gewesen war. Meister Norry hatte sie aufgeklärt. Sie liebte Rand, aber falls jemand an dem Ort seiner Jugend versuchte, Manetheren aus seinem uralten Grab wiederauferstehen zu lassen, würde sie das zur Kenntnis nehmen müssen, so sehr ihn das auch schmerzen würde. Dieses Banner und dieser Name verkörperten noch immer genug Macht, um Andor zu bedrohen.
    »Ich habe von Bode Cauthon und anderen Novizinnen aus der Heimat von den Veränderungen gehört«, fuhr Egwene fort und betrachtete die um den Dorfplatz stehenden Häuser stirnrunzelnd, »aber davon war keine Rede.« Die meisten der Häuser waren aus Stein. Neben dem gewaltigen Steinfondament eines viel größeren Hauses stand eine winzige Schenke, aus deren Mitte eine prächtige Eiche wuchs, aber auf der anderen Seite des Fundaments war etwas, das wie eine viel größere Schenke aussah, so gut wie fertig gestellt, und über dessen Tür hing bereits ein Schild mit der Aufschrift Die Bogenschützen. »Ich würde gerne wissen, ob mein Vater noch Bürgermeister ist. Geht es meiner Mutter gut? Meinen Schwestern?«
    »Ich weiß, dass du morgen das Heer abrücken lässt«, sagte Elayne, »wenn es nicht schon Morgen ist, aber sobald du Tar Valon erreicht hast, wirst du doch sicherlich ein paar Stunden Zeit finden, um ihnen einen Besuch abzustatten.« Das Schnelle Reisen machte solche Dinge einfach. Vielleicht sollte sie selbst jemanden nach Emondsfelde schicken. Wenn sie herausgefunden hatte, wem sie eine solche Mission anvertrauen konnte. Falls sie jemanden entbehren konnte, dem sie vertraute.
    Egwene schüttelte den Kopf. »Elayne, ich musste Frauen, mit denen ich aufgewachsen bin, eine Prügelstrafe verabreichen lassen, weil sie nicht glauben, dass ich der Amyrlin-Sitz bin, oder weil sie der Meinung sind, dass sie die Regeln brechen können, weil sie mich kennen.« Plötzlich lag die Stola mit den sieben farbigen Streifen auf ihren Schultern. Bis sie sie mit einer Grimasse bemerkte und verschwinden ließ. »Ich glaube nicht, dass ich mich Emondsfelde als Amyrlin stellen könnte«, sagte sie traurig. »Noch nicht.« Sie rief sich zur Ordnung und ihre Stimme nahm einen energischeren Tonfall an. »Das Rad dreht sich und alles verändert sich. Ich muss mich daran gewöhnen. Ich werde mich daran gewöhnen.« Sie hörte sich beinahe so an wie Siuan Sanche, so wie sich Siuan in Tar Valon angehört hatte, bevor sich alles veränderte. Stola oder nicht, Egwene klang wie der Amyrlin-Sitz. »Bist du sicher, dass ich dir nicht ein paar von Gareth Brynes Soldaten schicken soll? Wenigstens genug, um Caemlyn zu sichern?«
    Plötzlich umgab sie funkelnder Schnee, der bis zu ihren Knien reichte. Schnee, der die Dächer mit leuchtend weißen Hauben versah. Das war nicht das erste Mal, dass so etwas geschah, und die beiden Frauen weigerten sich einfach, sich von der plötzlichen Kälte berühren zu lassen, statt sich Umhänge und wärmere Kleider vorzustellen.
    »Vor dem Frühling wird keiner gegen mich ins Feld ziehen«, sagte Elayne. Heere reisten im Winter nicht, es sei denn,

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