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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gegenübersah. Verin hatte nicht die Absicht, der neueste Grund für die Burg zu sein, still zu halten.
    Natürlich war Aleis' Palast nicht mit dem Sonnenpalast oder dem Königlichen Palast von Andor zu vergleichen, auch nicht mit anderen Palästen, in denen Könige und Königinnen residierten. Er war ihr persönliches Eigentum, das nichts mit ihrer Position als Erste Ratsherrin zu tun hatte. Zu beiden Seiten wuchsen andere Paläste in die Höhe, mal größer und mal kleiner, die jedoch alle von hohen Mauern umgeben wurden. Nur am Ende nicht, wo die Höhen - der einzige Punkt der Insel, der einem Berg nahe kam - in einer steilen Klippe zum Wasser hinabstürzten. Allerdings war der Palast nicht mal klein. Die Frauen der Barsallas waren bereits im Handel und in der Politik tätig gewesen, als die Stadt noch Fei Moreina geheißen hatte. Beide Stockwerke des Palastes wurden von hohen Säulengängen umgeben und der weiße Marmorwürfel bedeckte den größten Teil des von einer Mauer umgebenen Anwesens.
    Sie fand Cadsuane in einem Wohnzimmer, das einen schönen Ausblick auf den See geboten hätte, wären die Vorhänge nicht zugezogen gewesen, um die Wärme des Feuers in dem großen Marmorkamin im Raum zu behalten. Ihr Nähkörbchen stand auf einem kleinen Beistelltisch mit Intarsien, der neben ihren Stuhl gerückt worden war, und sie arbeitete ganz ruhig mit Nadel und Stickreifen. Sie war nicht allein. Verin faltete ihren Umhang zusammen, legte ihn über die Lehne eines Polsterstuhls und setzte sich auf einen anderen, um zu warten.
    Elza schien sie kaum wahrzunehmen. Die Grüne mit der für gewöhnlich so freundlichen Miene stand vor Cadsuane auf dem Teppich und schaute grimmig drein; ihr Gesicht war gerötet, und ihre Augen funkelten. Elza war sich ihrer Position unter den Schwestern immer deutlich bewusst, vielleicht sogar zu sehr. Um Verin zu ignorieren und vor allem Cadsuane zur Rede zu stellen, musste sie ganz schön aufgeregt sein. »Wie konntet Ihr sie gehen lassen?«, verlangte sie zu wissen. »Wie sollen wir ihn ohne sie finden?« Ah, darum also ging es.
    Cadsuanes Kopf blieb über den Stickreifen gebeugt und ihre Nadel machte weiterhin kleine Stiche. »Ihr könnt warten, bis sie zurückkehrt«, sagte sie seelenruhig.
    Elza ballte die Fäuste. »Wie könnt Ihr so gleichgültig sein?«, sagte sie. »Er ist der Wiedergeborene Drache! Dieser Ort könnte eine Todesfalle für ihn sein! Ihr müsst...!« Sie verstummte mitten im Satz, als Cadsuane einen Finger hob. Mehr tat sie nicht, aber bei ihr reichte das vollständig.
    »Ich habe mir Eure Tirade lange genug angehört, Elza. Ihr dürft gehen! Sofort!«
    Elza zögerte, aber sie hatte keine Wahl. Mit gerötetem Gesicht machte sie einen kleinen Knicks, wobei sie den Stoff ihrer Röcke in den noch immer geballten Fäusten hielt, aber selbst wenn sie aus dem Wohnzimmer hinausstolzierte, so tat sie es doch ohne zu zögern.
    Cadsuane legte den Stickreifen auf den Schoß und lehnte sich zurück. »Macht Ihr mir einen Tee, Verin?«
    Unwillkürlich zuckte Verin zusammen. Die andere Schwester hatte nicht einmal in ihre Richtung geschaut. »Natürlich, Cadsuane.« Auf einem der Seitentische stand ein übertrieben verzierter silberner Teekessel auf einem vierbeinigen Gestell und war glücklicherweise noch immer heiß. »War es klug, Alanna gehen zu lassen?«, fragte sie.
    »Ich konnte sie wohl kaum daran hindern, ohne den Jungen mehr wissen zu lassen, als er soll, oder?«, erwiderte Cadsuane trocken.
    In aller Ruhe goss Verin Tee in eine Tasse aus dünnem blauen Porzellan. Es war kein Meervolk-Porzellan, aber es handelte sich um gute Qualität. »Könnt Ihr Euch denken, warum er ausgerechnet nach Far Madding gekommen ist? Ich habe beinahe meine Zunge verschluckt, als mir klar wurde, dass der Grund, warum er mit dem Herumspringen aufgehört hat, darin bestehen könnte, dass er hier ist. Wenn es etwas Gefährliches ist, sollten wir vielleicht versuchen, ihn aufzuhalten.«
    »Verin, er kann tun, was sein Herz begehrt, egal was, wenn er nur lange genug lebt, um Tarmon Gai'don zu erreichen. Und so lange ich an seiner Seite sein kann, um ihm beizubringen, wie man wieder lacht und weint.« Sie schloss die Augen, rieb sich die Schläfen mit den Fingerspitzen und seufzte. »Er verwandelt sich in Stein, Verin, und wenn er nicht wieder lernt, dass er ein Mensch ist, könnte der Sieg in der Letzten Schlacht nicht viel besser als eine Niederlage sein. Die junge Min hat ihm gesagt, dass er

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