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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie hatten den Vorteil des Schnellen Reisens auf ihrer Seite, so wie es bei Egwenes Heer der Fall war. Der Schnee verhinderte jede Bewegung, und dort, wo er schmolz, trat der Schlamm an seine Stelle. Diese Grenzländer hatten ihren Marsch nach Süden vermutlich unter der Annahme begonnen, dass es in diesem Jahr keinen Winter geben würde. »Außerdem wirst du jeden Mann brauchen, wenn du Tar Valon erreichst.«
    Es war keine Überraschung, dass Egwene lediglich zustimmend nickte, ohne das Angebot zu wiederholen. Obwohl sie den ganzen vergangenen Monat große Anstrengungen in der Rekrutierung neuer Mariner unternommen hatten, verfügte Gareth Bryne noch immer nicht über mehr als die Hälfte der Soldaten, die er seiner Aussage zufolge brauchte, um Tar Valon zu erobern. Laut Egwene war er bereit, mit dem anzufangen, was er hatte, aber es bereitete ihr offensichtlich Sorgen. »Ich muss harte Entscheidungen treffen, Elayne. Das Rad webt, wie es das Rad will, aber ich bin diejenige, die entscheiden muss.«
    Rasch stapfte Elayne durch den Schnee und warf die Arme um Egwene, um sie zu umarmen. Das heißt, am Anfang stapfte sie. Als sie die andere Frau an sich zog, verschwand der Schnee, ohne auch nur eine feuchte Stelle auf ihren Kleidern zu hinterlassen. Die beiden stolperten, als würden sie miteinander tanzen, und wären beinahe gefallen.
    »Du wirst die richtigen Entscheidungen treffen«, sagte Elayne und lachte, obwohl ihr nicht dazu zumute war. Egwene fiel nicht in ihr Lachen ein.
    »Ich hoffe es«, sagte sie ernst, »denn was auch immer ich entscheide, Menschen werden deswegen sterben.« Sie tätschelte Elaynes Arm. »Nun, du verstehst diese Art von Entscheidungen, nicht wahr? Wir beide müssen zurück in unsere Betten.« Sie zögerte, bevor sie weitersprach. »Elayne, wenn dich Rand wieder besucht, dann musst du mich wissen lassen, was er gesagt hat, ob er dir einen Hinweis gibt, was er vorhat oder wo er hinwill.«
    »Ich werde dir sagen, was ich weiß, Egwene.« Elayne verspürte einen Stich der Schuld. Sie hatte Egwene alles erzählt, oder zumindest fast alles, aber sie hatte ihr verschwiegen, dass sie Rand mit Min und Aviendha verbunden hatte. Das Burggesetz verbot nicht, was sie getan hatten. Das hatte die gründliche Befragung Vandenes ergeben. Ob man es aber gestatten würde, war keineswegs sicher. Doch ein von Birgitte rekrutierter Söldner aus Arafel hatte gesagt: »Was nicht verboten ist, ist erlaubt.« Das klang fast so wie eines von Linis alten Sprichwörtern, obwohl sie bezweifelte, dass ihre alte Amme jemals so nachsichtig sein würde. »Du beunruhigst ihn, Egwene. Ich meine, mehr als sonst. Ich weiß es. Warum?«
    »Dafür habe ich meine Gründe, Elayne. Die Augen-und-Ohren berichten sehr besorgniserregende Gerüchte. Ich hoffe, es sind nur Gerüchte, aber wenn sie es nicht sind...« Jetzt war sie wirklich der Amyrlin-Sitz, eine kleine schlanke junge Frau, die so stark wie Stahl und so gewaltig wie ein Berg erschien. In ihren dunklen Augen lag Entschlossenheit. »Ich weiß, dass du ihn liebst. Ich liebe ihn auch. Aber ich versuche nicht, die Weiße Burg zu Heilen, nur damit er die Aes Sedai wie Domäne an die Leine legen kann. Schlaf gut und träume etwas Schönes, Elayne. Schöne Träume sind viel wertvoller, als die Menschen wissen.« Und sie war verschwunden, zurückgekehrt in die wache Welt.
    Einen Augenblick lang stand Elayne da und starrte auf die Stelle, wo Egwene gestanden hatte. Wovon hatte sie gesprochen? Rand würde das niemals tun! Und nur wenn er es aus Liebe zu ihr tat, er würde es nicht tun! Sie stieß den steinharten Knoten im hinteren Teil ihres Bewusstseins an. Da er so weit weg war, leuchteten die goldenen Adern nur in der Erinnerung. Er würde das sicher nicht tun. Voller Sorge kehrte sie aus dem Traum zurück in ihren schlafenden Körper.
    Sie brauchte Schlaf, aber sie war noch nicht richtig in ihrem Körper, als auch schon Sonnenlicht auf ihre Lider fiel. Welche Stunde war es? Sie hatte Termine wahrzunehmen, Pflichten zu erfüllen. Sie wollte einen Monat lang schlafen. Sie rang mit der Pflicht, aber die Pflicht siegte. Vor ihr lag ein arbeitsreicher Tag. Jeder Tag war ein arbeitsreicher Tag. Sie öffnete die Augen; sie fühlten sich an, so als hätte sie überhaupt nicht geschlafen. Dem Winkel des durch das Fenster einfallenden Lichts nach zu urteilen, war Sonnenaufgang schon lange vorbei. Sie hätte einfach hier liegen bleiben können. Pflicht. Aviendha bewegte sich im Schlaf und

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