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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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waren nicht so schlimm, wenn man davon absah, dass sie es wussten, und sie ivusste, dass sie es wussten, aber die Frauen machten sich nicht die Mühe, es zu verbergen. Ob sie es akzeptierten oder verurteilten, die eine Hälfte sah sie an, als wäre sie ein leichtes Mädchen, während die andere Hälfte es nachdenklich tat. Sie zwang sich, den Haferbrei herunterzuschlucken - eigentlich war er gar nicht so übel, aber sie hätte wirklich gern etwas von dem Schinken gehabt, den Aviendha aufschnitt, oder von den Eiern mit Pflaumen -, löffelte Haferbrei in den Mund und freute sich fast schon auf die morgendliche Übelkeit, damit sie ihren aufgewühlten Magen mit Birgitte teilen konnte.
    Der erste Besucher, der an diesem Morgen ihre Gemächer besuchte, war unter den Frauen des Palasts der aussichtsreichste Kandidat für die Vaterschaft ihres gerade empfangenen Kindes.
    »Meine Königin«, sagte Hauptmann Mellar und zog den mit einer Feder geschmückten Hut schwungvoll vom Kopf und verbeugte sich anmutig. »Der Erste Schreiber erwartet das Vergnügen der Gesellschaft Eurer Majestät.« Die dunklen Augen des Hauptmanns, die nie zu blinzeln schienen, verkündeten, dass er niemals Träume von den Männern haben würde, die er tötete, und die mit Spitze gesäumte Schärpe quer über seiner Brust und die Spitze an Kragen und Ärmeln ließ ihn nur noch härter aussehen. Aviendha wischte sich mit der Serviette Fett vom Kinn und betrachtete ihn ausdruckslos. Die beiden Gardistinnen zu beiden Seiten der Tür verzogen kaum merklich das Gesicht. Mellar hatte bereits den Ruf, Gardistinnen in den Hintern zu kneifen, zumindest die hübscheren unter ihnen, ganz zu schweigen davon, dass er sich in den Schenken der Stadt über ihre Fähigkeiten verächtlich machte. In den Augen der Gardistinnen war Letzteres viel schlimmer.
    »Ich bin noch nicht die Königin, Hauptmann«, sagte Elayne kurz angebunden. Sie versuchte, sich bei dem Mann immer so kurz wie möglich zu fassen. »Wie geht es mit der Rekrutierung meiner Leibwache voran?«
    »Bis jetzt sind es nur zweiunddreißig, meine Lady.« Den Hut noch immer in den Händen, legte der scharf gesichtige Mann beide Hände auf den Schwertgriff; seine lässige Haltung war kaum passend in der Gegenwart der Frau, die er seine Königin genannt hatte. Genauso wenig wie sein Grinsen. »Lady Birgitte hat strenge Anforderungen. Nicht viele Frauen erfüllen sie. Gebt mir zehn Tage und ich finde hundert Männer, die besser sind und Euch genauso in ihren Herzen bewahren, wie ich das tue.«
    »Ich glaube nicht, Hauptmann Mellar.« Es kostete sie Mühe, nicht kühl zu klingen. Er musste die Gerüchte gehört haben, die über sie und ihn im Umlauf waren. Konnte er glauben, dass sie, nur weil sie sie nicht bestritten hatte, ihn tatsächlich attraktiv fand? Sie schob die zur Hälfte geleerte Schüssel mit Haferbrei von sich und unterdrückte einen Schauder. Zweiunddreißig, bis jetzt? Die Zahlen wuchsen schnell. Einige der Jäger des Horns, die einen Rang verlangt hatten, waren zu dem Schluss gekommen, dass der Dienst in Elaynes Leibwache einen gewissen Reiz hatte. Sie sah ein, dass die Frauen nicht Tag und Nacht Dienst schieben konnten, aber ganz egal, was Birgitte sagte, das Ziel von einhundert erschien übertrieben. Doch schon die Andeutung, dass auch weniger reichten, ließ die Frau stur reagieren. »Bitte sagt dem Ersten Sekretär, ich lasse bitten«, sagte sie. Er schenkte ihr eine weitere schwungvolle Verbeugung.
    Sie stand auf, um ihm zu folgen, und als er einen der mit einem geschnitzten Löwen verzierten Türflügel öffnete, legte sie ihm die Hand auf den Arm und lächelte. »Nochmals danke, dass Ihr mir das Leben gerettet habt, Hauptmann«, sagte sie, und diesmal lag genug Wärme in ihrer Stimme.
    Der Bursche grinste sie doch tatsächlich unverschämt an! Die Gardistinnen starrten reglos geradeaus, sowohl jene, die sie draußen im Korridor sehen konnte, bevor sich die Tür hinter ihm schloss, als auch die, die drinnen stationiert waren, und als sich Elayne umdrehte, starrte Aviendha sie mit fast dem gleichen ausdruckslosen Blick an, den sie für Mellar übrig gehabt hatte. Es lag ein gewisses Gefühl darin: reines Erstaunen. Elayne seufzte.
    Sie ging über den Teppich, beugte sich herunter und legte den Arm um ihre Schwester, dann sprach sie so leise, dass nur sie es hören konnte. Sie vertraute den Frauen ihrer Leibwache Dinge an, die sie sonst nur wenigen mitteilte, aber es gab einige

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